Bibiana Steinhaus ist endlich in der 1. Bundesliga angekommen

In den vergangenen Wochen und Monaten gab es viele Diskussionen rund um die Nominierung von Fußball-Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus in die 1. Bundesliga.

Die 38-Jährige Steinhaus ist die erste weibliche Unparteiische, die jemals im deutschen Oberhaus zum Einsatz gekommen ist. Am vergangenen Wochenende feierte die mehrfach ausgezeichnete Schiedsrichterin ein gelungenes Debüt in der ersten Liga.

19.09.2017 – SPORT4FINAL / Frank Zepp:

Auf den ersten Blick war das 1:1-Unentschieden zwischen Hertha BSC Berlin und Werder Bremen am vergangenen Wochenende ein ganz normales Spiel in der Fußball-Bundesliga. Dennoch ist das Spiel in die Geschichtsbücher des deutschen Fußballs eingegangen, was jedoch weniger an der Leistung der beiden Mannschaften bzw. einzelner Spieler lag, sondern vielmehr an Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus. Die 38-Jährige feierte am 3. Spieltag, welcher von RB Leipzig am Freitag eröffnet wurde, in der Bundesliga ihr Debüt im deutschen Oberhaus – als erste weibliche Unparteiische überhaupt in Liga 1.

Die Nominierung von Steinhaus in die 1. Bundesliga war überfällig

Während in der freien Wirtschaft das Thema Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau seit jeher thematisiert und angegangen wird, hat sich die Deutsche Fußball-Liga (DFL) in Sachen weibliche Schiedsrichter in der 1. Bundesliga etwas mehr Zeit gelassen. Bibiana Steinhaus feierte bereits in der Saison 2007/2008 ihre Premiere in der 2. Bundesliga und hat seitdem 81 Spiele in der zweiten Liga als Schiedsrichterin geleitet, unter anderem auch Spiele von RB Leipzig. Auch in der 3. Liga kommt sie auf über 50 Einsätze als Unparteiische. Zudem leitete sie sowohl das Finale einer Weltmeisterschaft (2015 in Kanada) als auch das eines Olympischen Fußballturniers der Frauen (2016 in Brasilien).

Dass Steinhaus keine gewöhnliche Schiedsrichterin ist, belegt ein Blick auf ihre persönlichen Auszeichnungen. Insgesamt sechs Mal wurde sie in Deutschland zur Schiedsrichterin des Jahres gewählt und 2013 und 2014 sogar zur Welt-Schiedsrichterin des Jahres. Nach fast zehn Jahren als Schiedsrichterin im Profifußball und etlichen Auszeichnungen folgte zu Beginn der neuen Bundesliga-Saison 2017/2018 der Aufstieg ins deutsche Oberhaus. Die DFL hat sich wohl bewusst für die Partie zwischen Hertha BSC und Werder Bremen entschieden, denn beim britischen Wettanbieter Betway erhalten beide Vereine am 12. September eine Meister-Quote von 251 bzw. von 201. Damit gehören beide Mannschaften nicht unbedingt zum absoluten Favoriten-Kreis in Sachen Deutsche Meisterschaft – und die jüngste Begegnung nicht zu den hochbrisanten in der 1. Liga.

Es gibt nicht wenige Experten und Kollegen von Steinhaus, die ihren Einsatz als längst überfällig bezeichnet haben. Steinhaus hat in den vergangenen Jahren nicht nur bewiesen, dass sie eine hervorragende Schiedsrichterin ist, sondern auch ein äußerst gelungenes Debüt in der ersten Liga gefeiert. Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass es im Vorfeld ihres ersten Einsatzes auch kritische Stimmen aus den Reihen der Fans gab.

Bibiana Steinhaus ist endlich in der 1. Bundesliga angekommen - Fußball im Stadion - Quelle: pexels.com
Bibiana Steinhaus ist endlich in der 1. Bundesliga angekommen – Fußball im Stadion – Quelle: pexels.com

Spieler und Verantwortliche loben Steinhaus für ihr Bundesliga-Debüt

Auch wenn es auf den ersten Blick keine allzu brenzligen Situationen in dem Spiel zwischen Hertha BSC Berlin und Werder Bremen gab, musste Steinhaus durchaus die eine oder andere knifflige Entscheidung treffen. Unter anderem beim Berliner Führungstreffer durch Mathew Leckie in der 38. Minute, bei dem die Unparteiische vollkommen zu Recht auf Vorteil für die Berliner entschied. Auch im zweiten Spielabschnitt lag sie zudem bei zwei engen Situationen im Bremer Strafraum richtig, in der manch anderer (männlicher) Kollege gegebenenfalls auf den Strafpunkt gezeigt hätte. In der 73. Minute forderten knapp 50.000 Fans im Olympiastadion und die Berliner Spieler nach einem Duell zwischen Valentin Stocker und Milos Veljkovic vehement einen Elfmeter. Aber die Polizei-Hauptkommissarin entschied auf Weiterspielen und wurde wenige Sekunden später vom Video-Schiedsrichter bestätigt. Kurz danach wurde es nach einer riskanten Grätsche von Robert Bauer im Bremer Strafraum wieder hitzig. Der Bremer Abwehrspieler erwischte jedoch noch vor Vedad Ibisevic als Erster den Ball. Auch hier blieb Steinhaus ruhig und entschied zu Recht auf Ecke anstatt auf Elfmeter.

Am Ende blieb Steinhaus fehlerfrei und zeigte sich nach ihrem Debüt erleichtert. Sie machte zudem kein Geheimnis daraus, dass sie trotz jahrelanger Erfahrung ein wenig nervös vor dem Spiel war. Die Unparteiische hofft, dass nun endlich wieder ein wenig mehr Normalität in ihr privates Leben, aber auch in ihre Einsätze auf dem Rasen einkehren wird. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis Steinhaus auch Spiele vom FC Bayern München in der Allianz Arena oder den BVB im Signal Iduna-Park leiten wird. Die Bayern hat Steinhaus bereits in der 1. Runde des DFB-Pokals gepfiffen, als sich die Münchner mit 5:0 gegen den Chemnitzer FC durchgesetzt haben.

Bestätigung für ihre gute Leistung gab es nach der Partie auch von Lutz-Michael Fröhlich, dem Chef der deutschen Schiedsrichter. Laut Fröhlich sei Steinhaus zu Beginn des Spiels ein wenig nervös gewesen, hätte später jedoch in die Partie gefunden und einen ordentlichen Job gemacht. Auch FC Bayern-Profi Franck Ribery gratulierte Steinhaus nach dem Spiel via Twitter zu ihrem gelungenen Debüt. Selbst Spaniens Torwart-Ikone Iker Casillas äußerte sich via Social Media zu Steinhaus und hofft, dass nun weitere weibliche Schiedsrichterinnen den Sprung in die höchsten Spielklassen in Europa schaffen.

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