Fußball WM 2022 Katar: Nasser Al Khater über Korruptions-Vorwürfe

Nasser Al-Khater - Katar - Chef des Organisationskomitees - Fußball WM 2022 - Foto: CNN International
Nasser Al-Khater – Katar – Chef des Organisationskomitees – Fußball WM 2022 – Foto: CNN International

Fußball WM 2022 Katar: Im Interview mit CNN Sportreporterin Amanda Davies sprach Nasser Al Khater, Chef des Organisationskomitees der Fußball Weltmeisterschaft 2022, u.a. über die „Härte“ der Kritik, die Katar seit der Ankündigung des Austragungslandes der WM erfahren habe.

Quelle: CNN International

21.11.2019 – PM CNN International / SPORT4FINAL / Frank Zepp:

Fußball WM 2022 Katar: Drei Jahre vor Austragung der FIFA Fußball Weltmeisterschaft wehrt sich Nasser Al Khater gegen Korruptions-Vorwürfe hinsichtlich des Vergabeverfahrens.

Amanda Davies: Wie inklusiv wird die WM sein?

Nasser Al Khater: „Sehr inklusiv. Jeder ist willkommen. Für WM-Besucher wird es keinerlei Einschränkungen in Bezug auf Nationalität, Geschlecht, Rasse, Orientierung oder Religion geben. Sicherheit ist von größter Bedeutung und wird nicht in Verbindung mit Rasse, Religion oder Orientierung betrachtet. Es geht um die Sicherheit der Fans. Jeder Fan ist von größter Bedeutung und hat Vorrang.“

Amanda Davies: Würden Sie jemanden aus der LGBT-Community [bei einem Aufenthalt in Katar] empfehlen, die eigene sexuelle Orientierung zu verbergen?

Nasser Al Khater: „Katar ist ein konservatives Land und auch ein bescheidenes Land. Die öffentliche Darstellung von Zuneigung ist im Allgemeinen verpönt. Angesichts der Tatsache, dass es sich bei Katar um ein konservatives Land handelt, empfehle ich dies bei der öffentlichen Darstellung von Zuneigung zu berücksichtigen. Und ich spreche hier nicht über die öffentliche Darstellung von Zuneigung in Bezug auf ein bestimmtes Geschlecht oder eine bestimmte sexuelle Orientierung, sondern ich beziehe mich auf alle.“

Amanda Davies: Handelt es sich nicht um eine Frage der Wahrnehmung, der Akzeptanz?

Nasser Al Khater: „Liegt darin nicht der Kern der Menschlichkeit? Wir sorgen dafür, dass sich alle wohl fühlen und auch hier ein wenig von ihrem Zuhause spüren. Im Gegenzug bitten wir die Leute anzuerkennen, dass wir eine Kultur sind, die ihre eigenen Normen hat. Und wir sprechen hier nicht über eine einzigartige Kultur mit einzigartigen Normen.“

Amanda Davies: Glauben Sie, dass Katar bisher in der Öffentlichkeit fair behandelt wurde?

Nasser Al Khater: „Wurde Katar ungerecht behandelt? Ja, sehr sogar wenn Sie mich fragen. Ich glaube, dass Katar schon sehr früh verurteilt wurde. Es begann zunächst mit der Größe und mit dem Wetter. Dann war da noch die Sache mit der Korruption. Zusätzlich gab es noch Fragen zum Wohlergehen der Arbeitnehmer. Ich behaupte nicht, dass einige Dinge nicht fair waren und wir haben einige Aspekte anerkannt. Es gibt Herausforderungen, denen wir uns stellen müssen.

Was das Wohlergehen der Arbeitnehmer betrifft, so hoben wir sehr früh unsere Hand und sagten: ‚Es handelt sich um einen Bereich mit Herausforderung und wir wissen, dass hier noch viel getan werden muss.‘ Niemand kann heute leugnen […], dass die Arbeit, die in die Gesetzgebung und Verbesserungen der Arbeitsbedingungen für Arbeitnehmer gesteckt wurde und die Geschwindigkeit, mit der die Veränderungen hier vollzogen wurden, beispiellos ist.

Was die Korruption betrifft, so haben wir die Angelegenheit in der Angebots-Phase äußerst ernst genommen. Nach jahrelangen Untersuchungen wurde das Thema endlich beiseite gelegt – und trotzdem taucht das Thema immer mal wieder in der Presse auf. Dabei wird es unterschwellig in Frage gestellt und das ist nicht fair. Wir wurden von einem staatlichen Gericht, von der Presse und von Menschen aus allen Bereichen des Lebens in den Medien unter die Lupe genommen. Dann wurden wir von der FIFA untersucht. Es gab Ermittlungen in den USA, an denen das FBI beteiligt war. Dann gab es eine Untersuchung durch die Generalstaatsanwaltschaft der Schweiz. Was ich damit sagen möchte: Bis zum Beweis der Schuld ist mit man in den Augen des westlichen Rechts-Systems unschuldig. Das galt für uns nicht. Wir waren schuldig, und wir mussten unsere Unschuld immer wieder aufs Neue beweisen.“

Amanda Davies: Warum?

Nasser Al Khater: „Diese Frage würde ich Ihnen gerne stellen. Ich würde gerne die Leute fragen, die dieses Interview sehen: Warum? Wäre es eine andere Nation gewesen, würde man sie mit dem gleichen Maßstab messen?“

Amanda Davies: Wie sehr hat es Sie überrascht?

Nasser Al Khater: „Wir haben es erwartet. Allerdings haben wir nicht damit gerechnet, dass es solch ein Ausmaß annehmen würde.“

Amanda Davies: Wie wollen Sie das ändern?

Nasser Al Khater: „Ich denke, wir tun das schon. Einige Leute haben bereits nachgegeben und gehen mit einer objektiven Sichtweise an die Sache heran. Sie haben festgestellt, dass sich die Dinge allmählich ändern. Die Wahrnehmungen haben sich verändert […]. Viele Journalisten, die Experten in diesem Gebiet sind, haben Einiges über uns geschrieben, ohne einmal einen Fuß in unser Land gesetzt zu haben. Ich sage ihnen immer wieder, dass sie hierher kommen sollen. Schreiben und kritisieren Sie so viel wie Sie möchten, aber bleiben Sie glaubwürdig. Besuchen Sie erst einmal unser Land.“

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