SC DHfK Leipzig hält mentalem Aufstiegsdruck vor Rekordkulisse nicht stand

10.05.2014 – SPORT4Final:

SC DHfK Leipzig vs. Eintracht Hildesheim 24:24 (14:13) vor 4.400 Zuschauern in der Arena Leipzig

Fragte nach dem Spiel ein Handballfan den Reporter, welche Mannschaft heute um den Aufstieg und wer heute gegen den Abstieg spielte. Der Reporter, ganz verdutzt, fragte nach und bekam die Antwort, dass beide Mannschaften so spielten, als hätten sie weder mit dem Auf- noch mit dem Abstieg etwas zu tun. Für die Gäste aus Hildesheim als Tabellenzwölfter antwortete der Reporter brav, trifft deine Aussage zu. Aber nicht für die Hausherren vom SC DHfK Leipzig, die sind Vierter in der zweiten Bundesliga mit noch intakten Aufstiegschancen. Dem wurde mir entgegnet: Gezeigt haben sie dies heute spielerisch und kämpferisch nicht überzeugend.

Philipp Weber - SC DHfK Leipzig - Foto: Elmar Keil (Archiv)
Philipp Weber – SC DHfK Leipzig – Foto: Elmar Keil (Archiv)

Vor der Saison-Rekordkulisse der 4.400 Fans haben die Leipziger Mannen eher enttäuscht, weil sie sich als komplexes Mannschaftsgebilde einfach zu viele Fehler bei den „normalen Handballdingen“ leisteten. Der SC DHfK Leipzig hielt dem mentalen Aufstiegs- und Zuschauerdruck nicht stand. Wie sagte doch unlängst der „Hexer“ Andreas Thiel dem Reporter, dass man die Spiele gewinnen muss, in denen man nicht gut spielt – dies zeuge vom wahren Können in schwierigen Situationen. Diese „Aufstiegs“- und Teamprüfung bestand der SC DHfK Leipzig gegen Eintracht Hildesheim beim 24:24-Remis nicht!

Hildesheim hatte Vorteile auf der Torhüterposition (prozentual 33:40 % und mehr freie gehaltene Bälle), im Abwehrverhalten sowie der Gefahr aus dem Rückraum mit insgesamt 16 von 24 Toren. Aber Leipzig blieb durch das bessere Umkehrspiel bzw. Tempogegenstoßverhalten mit den anfeuernden und die Mannschaft nach vorn peitschenden Fans im Rücken dran, oft sogar mit einem oder zwei Toren (letztmalig beim 16:14 – 37.) in Führung liegend. Nur in der Crunch-Time des Matches bei 21:21 nach 48 Minuten sollte dann bei beiden Teams einiges „drunter und drüber“ gehen. Heißt im Klartext: Fehlwürfe (auch am Tor vorbei) oder Glanztaten der Keeper Dennis Klockmann (4 Paraden) und Henrik Ruud Tovas (6 Paraden). Für die Handballer des SC DHfK Leipzig drohte nach dem Hildesheimer Tempogegenstoßtor zum 22:23 (56.) sogar eine dramatische Spielwende. Trainer Christian Prokop nahm die Auszeit und seine Spieler sorgten für die 24:23-Führung nach einem Binder-Tor aus dem Rückraum sowie einen Siebenmeter durch Pavel Prokopec 30 Sekunden vor Schluss. Hildesheim erzwang mit dem letzten Angriff im Spiel ebenfalls noch einen Strafwurf, den Lothar von Hermanni sicher verwandelte.  

Quintessenz: Eine gerechte Punkteteilung in einem qualitativ nicht besonders auffälligen Spiel. „Gefühlt“ ein verlorener DHfK-Punkt, aber sachlich nüchtern auch ein gewonnener, denn Hildesheim mit Robin John und Michael Quist zeigte die bessere Spielanlage im Angriff. Der SC DHfK Leipzig kann sich in der kommenden Saison auf Quist freuen. Egal in welcher Liga …    

Am SPORT4Final-Mikro waren:

Alexander Feld (DHfK):

„Mit dem Aufstieg hat es sich heute erledigt. Der Punktverlust tut bitter weh und er darf uns nicht passieren, wenn wir noch alle Chancen wahren wollen. Hildesheim hat ziemlich souverän und abgezockt Handball gespielt. Sehr geduldig in der Abwehr, was uns vor Probleme gestellt hat und vorn haben wir überhastete und teilweise unvorbereitete Würfe genommen. Hildesheim hat am Ende verdient einen Punkt geholt.“ 

Ulrich Streitenberger (DHfK):

„Jeder Punktverlust ist eine Vorentscheidung im Aufstieg. Im Angriff haben wir einfach ein paar Sachen liegen gelassen. Wir können jetzt nicht den Kopf in den Sand stecken. Die Saison ist gut gelaufen. Um ganz oben mitzuspielen, brauchst du eben die entscheidenden Körner am Ende und etwas Glück noch.“ 

Christian Prokop (DHfK-Trainer):

„Wir hatten vor allen Dingen mit dem Torhüter Klockmann große Probleme, weil das in die mentale Kontur schlägt. Wir haben uns, mehr als mir lieb ist, verunsichern lassen. Es sind immer mehr Ursachen und es ist ein Gesamtpaket, was heute nicht so gestimmt hat, wie wir es uns gewünscht haben. Auch mit der Wurfqualität bin ich nicht zufrieden.“ 

Gerald Oberbeck (Hildesheim-Trainer):

„Der Besuch von über 4.000 Zuschauern ist immer auch Druck für die Heimmannschaft. Wir haben dies ganz gut weggesteckt. Wir konnten uns heute auf einen guten Torwart und die gute Deckung verlassen. Wir hatten den Vorteil, dass wir locker und ruhig in das Spiel gehen konnten. Wenn man auch vom Aufstieg spricht, erzeugt das immer Druck. Wir haben unseren Teil dazu beigetragen, dass wir einen verdienten Punkt gewonnen haben. Mit Michael Quist bekommt Leipzig einen Spieler dazu, der wenig Fehler macht. Er ist ein sehr effektiver Spieler, so einen kann man immer gebrauchen. Der Aufstieg von der zweiten in die erste Liga ist eine ganz schwierige Geschichte, die wir hinter uns haben. Man braucht auch Glück, um dann solche Spiele wie heute zu gewinnen.“  

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