Handball VELUX EHF FINAL4: EHF-Präsident Michael Wiederer im SPORT4FINAL-Interview

EHF-Präsident Michael Wiederer (mi.), EHF-Vizepräsident Predrag Boskovic (re.), EHF Marketing Direktor David Szlezak (li.) bei der Pressekonferenz - Handball VELUX EHF FINAL4: EHF-Präsident Michael Wiederer im SPORT4FINAL-Interview - Foto: SPORT4FINAL
EHF-Präsident Michael Wiederer (mi.), EHF-Vizepräsident Predrag Boskovic (re.), EHF Marketing Direktor David Szlezak (li.) bei der Pressekonferenz – Handball VELUX EHF FINAL4: EHF-Präsident Michael Wiederer im SPORT4FINAL-Interview – Foto: SPORT4FINAL

Handball Champions League EHF Final4: Am Finaltag des EHF FINAL4 gewährte der Präsident der Europäischen Handball Föderation (EHF), Michael Wiederer, SPORT4FINAL ein Interview zu Fragen der Entwicklung der Handball Champions League bei Frauen und Männern sowie des deutschen Frauen-Handballs.

SPORT4FINAL-Redakteur Frank Zepp berichtete live vom Handball Champions League EHF Final4 aus Köln.

Handball Champions League EHF FINAL4: Highlights Köln 2017 im Überblick

06.06.2017 – SPORT4FINAL LIVE / Frank Zepp:

Herr Wiederer, gibt es zeitnah Reformen am Spielsystem in der Handball Champions League?

Michael Wiederer: „Da wir über die TV-Vermarktung ab der Periode 2020 sprechen, steht es außer Zweifel, dass das Spielsystem ein entscheidender Punkt ist. Wenn wir den Markt nicht verlieren wollen, dann müssen wir die qualitativ besten Wettbewerbe in der Zukunft offerieren. Wir müssen den Mannschaften auf höchstem Level die Spielmöglichkeit geben, um einen balancierten Wettbewerb zu haben. Wie hart der Kampf um das FINAL4 ist, sieht man ja, welche Teams hier sind. Wenn ich es mal aus deutscher Sicht interpretieren würde, kann man sagen, es ist nicht mehr so leicht, wie es schon mal war. Was aus europäischer Sicht grundsätzlich positiv ist, weil wir damit eine bessere Qualitäts-Basis an der Spitze für künftige Wettbewerbe haben. So wird es aus heutiger Sicht ab 2020 natürlich eine andere Spielform geben.“

Wie könnte diese neue Spielform aussehen?

Michael Wiederer: „Man muss mit dieser Sache balanciert umgehen. Wir haben ja nicht nur eine Verantwortung für sechs oder zehn Clubs. Im Moment sind ja in der Champions League 28 Clubs und noch mehr spielen im EHF-Cup. Wir müssen ein System auf den Markt bringen, dass uns auch die Qualität für die Zukunft sichert. Ich glaube, wir sollten nicht in die Richtung gehen, wie es im Fußball ist. Dabei spreche ich nicht über das System, das ganz anders ist. Sondern davon, dass sich ganz wenige Clubs so weit leistungsmäßig von den anderen entfernen, dass es für Clubs aus anderen Ländern überhaupt nicht mehr möglich ist, finanziell, sportlich und organisatorisch – das hängt ja alles eng zusammen – mitzuhalten. Wir müssen also eine breite Basis schaffen. Das ist auch für unseren Sport wichtig, denn wir sind nicht der Fußball. Das heißt, wir werden nicht automatisch in allen Märkten verkauft. Wir müssen die Märkte mit entsprechender Qualität auch bedienen.“

Gibt es für den Frauen-Handball in Europa von der Wirtschaftlichkeit und sportlichen Entwicklung noch Nachholbedarf?

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Michael Wiederer: „Man sieht ja im Moment, dass die Frauen Champions League anders als die der Männer aussieht. Obwohl die EHF von Anfang wollte, dass die Dinge parallel voran getrieben werden. Man sieht auch, dass die Frauen EURO 2020 noch nicht mit 24 sondern noch mit 16 Nationen gespielt wird. Wir können einfach nicht am Markt vorbei arbeiten. Bei den Männern haben wir 24 Mannschaften, die einen entsprechenden Level mitbringen. Bei den Frauen haben wir das noch nicht. Damit der Wettbewerb interessant bleibt, ist das noch so. Ähnlich ist das in der Frauen Champions League. Wir brauchen mehr starke Clubs in der Champions League, um auch das System danach zu ändern.“

Wie sieht Ihr sportliches Fazit bei den Frauen aus? Gibt es noch Unterschiede zwischen den Geschlechtern?

Michael Wiederer: „Diese Frage kann man von mehreren Seiten beantworten. Sportlich ist der Frauen-Handball anders. Ein Spitzen-Handball-Spiel der Frauen ist mindestens genauso attraktiv wie ein Männer-Spiel, weil es stilistisch anders abläuft. Nur wir haben im Moment sportlich nicht genug Clubs, die auf diesem Level mitspielen können und wir somit die Champions League ausbauen können.“

Die deutsche Frauen-Bundesliga ist sportlich gesehen in den letzten Jahren stärker geworden. Nur wirtschaftlich haben wir bei zwei Clubs – Celle und Leipzig – aktuelle Probleme. Verfolgen Sie diese Entwicklung mit Sorge?

Michael Wiederer: „Wir verfolgen diese Entwicklung mit Sorge auch deswegen, weil es heißt, mehr Spitzenclubs zu haben auch eine gute Basis bedeutet. Insgesamt hat sich aber die deutsche Frauen-Bundesliga gut entwickelt. Das muss man sagen. Es gibt mehr Clubs, die näher an der Spitze sind. Leipzig ist für uns ein unglücklicher Fall, weil der HC Leipzig sehr viele Jahre in der Champions League gespielt und eigentlich auch wirklich gute Leistungen gebracht hat. Das heißt, ich hoffe, dass sich Leipzig erholt. Aber letztendlich wird das direkte Geschäft von den Clubs gemacht und sie müssen sich selbst finanzieren. Das können wir nicht.“

Vielleicht gibt es ja mit dem wirtschaftlich starken Verein aus Bietigheim künftig auch mal einen deutschen FINAL4-Teilnehmer?

Michael Wiederer: „Ich kenne Bietigheim noch nicht sehr gut. Der Verein ist neu für uns. Wir hoffen, dass sie einen Beitrag zur Champions League leisten können. Wenn ich mir aber die Mannschaft anschaue, sehe ich, dass ein gutes wirtschaftliches Fundament da sein muss. Also ein positives Gefühl für mich.“

Vielen Dank für das Interview, Herr Präsident, und alles Gute.

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