DHB-Pokal Final4 Kommentar: Vor den letzten beiden Handball-EM-Qualifikationsspielen gegen Island und die Schweiz wird der 2017-WM-Spielort Leipzig beim DHB-Pokal Final4 zum „Mekka“ des deutschen Frauen-Handballs.
Dabei könnte das Halbfinale zwischen dem HC Leipzig und dem Serienmeister Thüringer HC angesichts der „Vorgeschichte“ aus dem Finale um die deutsche Meisterschaft am vergangenen Wochenende zum „Knaller-Match“ werden.
Trauma: Seit dem 10. Oktober 2012 hält die 14 Spiele umfassende Siegesserie des Thüringer HC (13 Siege und 1 Remis) gegen den HC Leipzig an. Ein Trauma aus Sicht des HC Leipzig bedeutete in der Vergangenheit: Mentalität, Siegeswille, Spiel- und Führungsqualitäten waren nicht immer in ausreichendem Maße vorhanden, um den „Dauerrivalen“ ernsthaft in Bedrängnis zu bringen. Traumatische Zustände kann man am besten durch gewonnene Topspiele überwinden. Der HC Leipzig hat hierzu die beste Gelegenheit im Pokal-Halbfinale gegen den Thüringer HC. Ist dies ein „vergangenheitsbewältigendes Befreiungs- oder titelloses Schicksalsspiel“ für den HC Leipzig? Die sechzig Minuten oder das Siebenmeterwerfen (leider ohne Verlängerung, die gäbe es nur im Finale) werden eine Antwort geben.
Double: Für den Thüringer HC geht es nach sechs Meisterschaften und zwei Pokalsiegen um das dritte Double wie schon in den Jahren 2011 und 2013. Zu den erfolgreichen Tugenden des Müller-Teams gehören mannschaftliche Geschlossenheit, Kampfgeist und Siegeswillen sowie ausgereifte taktische Fähigkeiten, die manche Matches in der Crunchtime noch erfolgreich gestalten ließ. Beim letzten „Arena-Auftritt“ am 30. Januar 2016 drehte der Thüringer HC einen 3:9-Rückstand in einen 34:30-Erfolg. Klar ist aber auch: Jede „Ungeschlagen-Serie“ endet mal und ist nicht für immer und ewig in „Stein gemeißelt“. Insofern dürften die THC-Spielerinnen hellwach und hoch konzentriert in das Match gegen einen angeschlagenen Gegner gehen, der sich selbst nur als „Außenseiter“ (HC Leipzig-Coach Norman Rentsch) in eigener Halle sieht.
EC-Plätze: Nach dem EHF-Nationen-Ranking für die neue Saison steht Deutschland bei den Frauen auf dem fünften Platz mit 60 Punkten. Im Vergleich: Dänemark Erster mit 108 und Ungarn Zweiter mit 100 Zählern. Dem DHB stehen für Platz 5 ein Startplatz in der EHF Champions League und drei Plätze im EHF-Cup (Zusammenlegung mit Pokalsieger-Cup, den es nicht mehr gibt) zu. Als deutscher Meister tritt in der nächsten Spielzeit der Thüringer HC in der Königsklasse an. Möglich wäre noch ein deutscher Antrag für die Teilnahme eines Bundesligisten an der Qualifikation für die EHF Champions League. Für die drei EHF-Cup-Plätze haben sich bislang aus der Meisterschaft TuS Metzingen und der HC Leipzig qualifiziert. Der deutsche Pokalsieger erhält den dritten europäischen Startplatz. Gewinnt der Thüringer HC den DHB-Pokal bekommt der Finalist den dritten EHF-Cup-Platz. Geht der HC Leipzig als neuer Pokalsieger in die Annalen ein, bekommt die SG BBM Bietigheim den dritten EHF-Cup-Platz vom HC Leipzig „übergeben“.
Mitteldeutscher Rundfunk (MDR): Hierzulande ist man im Frauen-Handball schon froh, wenn sich überhaupt eine Fernsehstation findet, die die deutschen Frauen im Internet-Livestream oder sogar im TV-Programm live überträgt. Beides deckt der MDR beim diesjährigen DHB-Pokal Final4 in Leipzig ab. Dabei ist leider nur die zweite Final-Halbzeit im Fernsehen zu erleben. So weit so gut. Aber die negativen Erfahrungen bei der Übertragung des Meisterschaftsfinales am vergangenen Wochenende brachten ans Tageslicht: Der TV-Live-Reporter zeigte gravierende fachliche Schwächen und war mitunter sogar bei der Nennung der Spielerinnen-Namen von Fehlern „begleitet“. Dies ist für den um Wahrnehmung und Reputation kämpfenden Frauen-Handball eher abträglich und schädlich. Danke an den „Mono-Kultur-Fußball-Sport-Sender“ MDR, dass überhaupt eine Übertragung für die Handballfans ermöglicht wird. Aber bitte in entsprechender sportlicher Fachkompetenz und Qualität!
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