Handball EM 2018: Prokop braucht zweite Chance! Wer hinterfragt Hanning?

DHB - Deutschland - Nationalmannschaft - Männer - bad boys - Handball EM 2018 - Fotomontage: Sascha Klahn/DHB
DHB – Deutschland – Nationalmannschaft – Männer – bad boys – Handball EM 2018 – Fotomontage: Sascha Klahn/DHB

Handball EM 2018 Kroatien: Handball Deutschland im Scherbenhaufen. Im sportlichen Mittelmaß Europas. Nach dem Erfolgs-Hype 2016 mit Europameister-Titel, Olympia-Bronze und EURO-Sechster bei den Frauen sind wirkliche Aufarbeitung und neue Lösungsansätze gefragt. Bei den DHB-Flaggschiffen der Frauen und Männer!

Handball EM: Vor allem bei den bad boys von Bundestrainer Christian Prokop, der eine zweite Chance bis 2019 bekommen sollte. Aber auch die „Leitungs-Performance“ von Bob Hanning ist zu hinterfragen. Ein neues Wintermärchen muss bis Dezember 2018 bei der EURO der Frauen oder der Heim-Weltmeisterschaft der Männer 2019 warten.

Ein Kommentar von SPORT4FINAL-Redakteur Frank Zepp.  

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SPORT4FINAL-Redakteur Frank Zepp berichtet LIVE aus Zagreb.

 

26.01.2018 – SPORT4FINAL / Frank Zepp:

Handball EM 2018 Kroatien: Bundestrainer Prokop trägt Ergebnis-Verantwortung

Wenn Frankreich seit den Zeiten von Claude Onesta seit vielen Jahren konstant auf Weltklasse-Niveau im Benchmark-Vergleich agiert, muss der deutschen Nationalmannschaft dieses Prädikat nach WM-Platz 9 im vergangenen Jahr und dem wiederum neunten Rang bei der EHF EURO 2018 abgesprochen werden. Sportliches Mittelmaß regiert seit dem „Betriebsunfall“ gegen Katar bei der Weltmeisterschaft 2017. Die Zeichen der Zeit wurden damals im DHB als einmaligen Ausrutscher verharmlost. Nunmehr zeigte sich bei der Europameisterschaft ein weitgehendes kollektives Versagen der DHB-Auswahl sowie ein noch nicht EM-tauglicher Bundestrainer, der das bad boys Team nach der WM-Pleite nicht wieder auf Zielstellung Medaille bringen konnte.

Ergebnis-Verantwortung schließt Bob Hanning ein. Wer hinterfragt seine Leitungs-Performance?

Als DHB-Vize-Präsident für Leistungssport trägt Bob Hanning die oberste Verantwortung. Insofern ist auch Hanning in der Pflicht, diese Misere im gesamtdeutschen Handball, sprich Scherbenhaufen, analytisch aufzuarbeiten. Auch Bob Hannings Arbeit ist durch das DHB-Präsidium zu hinterfragen. Nicht nur das Leistungsvermögen der Nationalmannschaften und der amtierenden Bundestrainer. Bob Hanning hatte in der Auswahl der Bundestrainer eine „Glückshand“ bei Dagur Sigurdsson. Im Frauen-Bereich traf er zweimal mit Jakob Vestergaard und Michael Biegler krasse Fehlentscheidungen aus sportlicher Sicht. Insofern sollten er selbst und seine Präsidiums-Mitstreiter in sich gehen. Sich nur um den Männer-Handball zu kümmern steht wohl nicht in Hannings „Positionsbeschreibung“. So ist es nur logisch, dass sich DHB-Präsident Andreas Michelmann um den deutschen Frauen-Handball kümmern muss.

Demut anstatt Vision Olympia-Gold 2020

Trotz des doppelten Desasters im Männer-Handball rückt Bob Hanning nicht von seiner jahrelangen Vision Olympia-Gold in Tokio 2020 ab. Demut wäre nach den Misserfolgen erst mal realitätsnaher, als ohne detaillierte Analyse über die nächsten möglichen Triumphe zu philosophieren. Ob wir alle in Deutschland das tatsächliche Leistungsvermögen der bad boys im Vergleich zur Weltspitze richtig einschätzen können oder nicht vielleicht unseren Qualitäts-Handball ein wenig überschätzen, sei nur als Fragestellung aufgeworfen. Die „stärkste Liga der Welt“ ist zwar ausgeglichen stark, aber im Spitzenniveau der Top-Clubs abgefallen. Wenn deutsche Mannschaften wegen finanzieller Nachteile und eines überfüllten Spielkalenders nicht mehr die Champions League seit 2014 gewinnen, sollte dies auch ein Hinweis auf die Leistungsstärke sein. Zumal auf Schlüsselpositionen in den Top-Clubs oftmals europäische Spitzenklasse aus anderen Ländern aufgeboten wird.

EURO-Medaille nicht geliefert

Nach der schwachen EURO-Vorrunde sagte Bob Hanning auf der DHB-Pressekonferenz: „In der Hauptrunde müssen wir jetzt liefern.“ Das Gegenteil trat in Varazdin ein. Niederlagen gegen Dänemark und vor allem das desaströse Auftreten gegen Spanien offenbarten keine sportliche und Team-Einheit. Die Probleme sind schon erkannt: Struktur- und Hierarchie-Fragen, Führungs-Spieler und Leistungsträger außer Form, Rückraum- und Abwehr-Schwächen, Atmosphäre im Team gegen Prokop, keine Stammformation, fehlendes Selbstvertrauen und Leichtigkeit, kein Spielmacher. 

Bad boys im Noten-Vergleich zwischen eins und sechs (äußerst schlecht)

Aus dem Team ragten drei Spieler mit Note 2 heraus: die Torhüter Andreas Wolff und Silvio Heinevetter sowie Steffen Weinhold. Dahinter folgten mit Bewertung 3: Paul Drux, Patrick Wiencek, Finn Lemke und Rune Dahmke. Note 4 bekommen von SPORT4FINAL Steffen Fäth, Philipp Weber, Tobias Reichmann, Patrick Groetzki, Hendrik Pekeler, Jannik Kohlbacher und Maximilian Janke. Die Note 5 geben wir Kapitän Uwe Gensheimer, Julius Kühn, Kai Häfner und Bastian Roschek. Bundestrainer Christian Prokop erhält die Note 3 minus.

Christian Prokop braucht zweite Chance

Christian Prokop ist aber ein innovativer Trainer. Das hat er mit seinem ehemaligen Club SC DHfK Leipzig bewiesen. Klima und Umfeld in der Nationalmannschaft erfordern ein besonderes Einfühlungsvermögen, nicht nur im Team mit den Spielern. Klar ist, Prokop machte Fehler in personeller und spielstrategischer Art. Mazedoniens erste Halbzeit im kompletten „Sieben-gegen-Sechs“-Angriff habe ihn überrascht, konstatierte der Bundestrainer nach dem Spiel. Wenn Spieler wie Pekeler und Wiencek gegen seine taktischen Anweisungen in der Abwehr handeln, ist das auch nicht sehr erfolgsträchtig und teamfördernd. Aber Christian Prokop hat nicht alles falsch gemacht, ist lernfähig und sollte sich mehr gegenüber Bob Hanning emanzipieren. Ihm gebührt aus SPORT4FINAL-Sicht eine zweite Chance. Wenn er diese vom DHB nicht bekommen sollte, welche Alternativen wären vorhanden? Ein ausländischer Trainer? Im Frauenbereich berief ja der DHB mit Henk Groener einen international erfahrenen und vor allem mit den Niederlanden erfolgreichen WM-Trainer

Wenn Prokop geht, muss Hanning auch zurücktreten

Das Schicksal beider Funktionäre, Hanning wie Prokop, ist eng miteinander verbunden. Es geht nicht primär um die für Prokop gezahlte Ablöse von einer halben Million EURO nach Leipzig und auch nicht um seine lange Vertrags-Laufzeit bis Ende 2022. Im Vordergrund sollten doch die Entwicklungs- und Erfolgsaussichten der bad boys in den nächsten Jahren stehen. Nach der Stagnation 2017/2018 ist eine Rückkehr zur erfolgreichen Performance von 2015/2016 notwendig. Dieses Kriterium sollte mögliche Entscheidungen als Grundlage haben. Nicht mehr und nicht weniger. Für ein Wintermärchen 2019.

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