Handball-EM: Deutschland chancenlos gegen Schweden – personeller Umbruch auf Problempositionen?

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12.12.2014 – EHF / SPORT4Final:

Handball-EM 2014: Gruppe C in Varazdin

Deutsche Frauen mit schlechtester Turnierleistung: Abwehr katastrophal und Angriff über weite Strecken unstrukturiert mit zu vielen technischen Fehlern

Schweden mit systemvoller Spielanlage und Matchplan bei hochverdientem Erfolg

Heine Jensens Festhalten an bewährten Stammkräften wirft Fragen auf Problempositionen und personellem Umbruch für Olympia 2016 und Heim-WM 2017 auf

SPORT4Final-Redakteur Frank Zepp berichtet live vom Final-Wochenende der Handball-EM aus Budapest.

Susann Müller muss EURO 2014 beenden

Susann Müller „Mit Herz, Leidenschaft, Charakter gespielt.“

Deutschland besiegt Kroatien mit Nervenstärke, Spielübersicht und erreicht Hauptrunde

Heine Jensen: „Mit Susann Müller gegen Kroatien. Es geht um alles bei der EURO.“

Deutschland verliert nach schwächerer Vorstellung gegen gutes Oranje-Team

Clara Woltering „Mit Mut in das Spiel gehen und alle an einem Strang ziehen“

Handball-EM 2014: Gruppe C mit Deutschland

Handball-EM 2014: Nadja Nadgornaja mit 9 Toren - Foto: DHB/Sascha Klahn
Handball-EM 2014: Nadja Nadgornaja mit 9 Toren – Foto: DHB/Sascha Klahn

 

Schweden vs. Deutschland  39:32 (23:17)

„Matchplayerinnen“:

Isabelle Gullden (10 Tore bei 11 Versuchen)

Svenja Huber (8 Tore bei 12 Versuchen)

Die sportliche Leistung seiner deutschen Handball-Frauen ließ Bundestrainer Heine Jensen in der zweiten Halbzeit seine beiden Timeouts „vergessen“. Wann ist ihm dies schon mal passiert? Nach desaströser erster Halbzeit hätte es auch nach der Pause viel zu besprechen gegeben. Nur drei Auszeiten gemäß Regelwerk wären in diesem aus deutscher Sicht völlig chancenlosen Match gegen spielstarke Schweden viel zu wenig gewesen.

Handball-EM-Turniere auf höchstem Niveau können nur erfolgreich über eine starke Abwehrleistung bestritten werden. Das 17:23-Halbzeitergebnis war ein Spiegelbild fast körperloser Abwehrarbeit. Die schwedischen Spielerinnen trafen aus dem Sprung- und Schlagwurf nach Belieben oder „marschierten“ im „eins-gegen-eins“ durch die löchrige Deckung. Selbst im Tempospiel und Gegenstoßverhalten waren die deutschen Frauen angesichts schwachen Rückzugsverhaltens unterlegen. Auch die deutschen Torhüterinnen lagen gemäß Statistik mit 29:24 Prozent gehaltener Bälle hinter dem Gegner zurück.

Bereits beim 4:11 nach 14 Minuten war die Begegnung fast schon vorentschieden. Beim 20:25 (38.) keimte Hoffnung, die Schweden sofort mit dem „Höherschalten in den nächsten Gang“ auf 29:21 (42.) und 33:24 (48.) zu Nichte machte. Der „Rest“ bedeutete aus deutscher Sicht nur Ergebniskosmetik.  

Trotz der 32 Tore blieb der Angriff unter der Regie von Kerstin Wohlbold unstrukturiert und stark fehlerbehaftet. Gleiches gilt für die wiederum äußerst schwache Kreisleistung von Anja Althaus, die in der 15. Minute durch Luisa Schulze abgelöst wurde. In der zweiten Hälfte sorgten Nadja Nadgornaja (9 Tore) auf der Königsposition und Kim Naidzinavicius als Spielmacherin für „frischen Wind“. Gerade die spielstrategische Achse Torhüterin, Rückraummitte und mittlere Kreisposition muss im „Konzert der ganz Großen“ mit Weltklasseleistungen abgedeckt werden. Im Hinblick auf Olympia 2016 und die Heim-WM 2017 dürfte mindestens auf den Problempositionen Rückraum- und Kreismitte ein personeller Umbruch notwendig werden.

Der Handball-EM-Siebente von 2012, Deutschland, geht nun ohne Punkte in die Hauptrunde der Handball-EM 2014. Frankreich mit 4, Schweden und die Niederlande mit jeweils 3 und Titelverteidiger Montenegro mit 2 Zählern liegen vor den deutschen Frauen. Es wird äußerst schwer werden, den siebenten Platz zu verteidigen. In der Hauptrunde spielt Deutschland gegen Montenegro (Sonntag, 15.45 Uhr), Frankreich (Dienstag, 20.15 Uhr) und die Slowakei (Mittwoch, 18 Uhr).

Stimmen nach dem Handball-EM-Match:

Clara Woltering (GER-Torhüterin):

„Nein, natürlich haben wir nicht eine solche Niederlage gegen Schweden erwartet. Wir spielten eine viel bessere Verteidigung gegen Kroatien. Wir waren auf die schwedischen Spielerinnen im Angriff vorbereitet. Aber es hat nicht funktioniert und wir haben den richtigen Weg in dieses Spiel nicht gefunden und es war sehr schwer, wieder zurück zu kommen. Auf jeden Fall haben wir in der zweiten Halbzeit versucht, jeden Ball zu bekommen. Aber sie spielten ein selbstbewusstes Spiel … Schweden war viel besser als wir. Sie hatten einen schnellen Gegenangriff, wir hatten einen schlechten Start mit unserer Verteidigung, dann war es für uns als Torhüterin sehr schwer … Wir sind die deutsche Nationalmannschaft und wir werden versuchen, unser Spiel zu spielen und die nächsten drei Spiele zu gewinnen. Wir werden die nächsten drei Spiele ernst nehmen. Ob da noch etwas möglich für uns ist, weiß ich nicht, aber eigentlich ist alles möglich!“ 

Heine Jensen (GER-Trainer):

„Wir waren zu passiv. Wir haben versucht, mit aggressiver Manndeckung zu spielen, aber das schwedische Team fand immer eine Lösung. Heute war ein Tag, an dem wir nicht aggressiv genug in der Verteidigung waren … Zunächst einmal müssen wir diese Niederlage verdauen. Natürlich sind wir enttäuscht und wir wollten diese Punkte in die Hauptrunde nehmen. Das hat nicht funktioniert. Jetzt werden wir Schritt für Schritt, von Spiel zu Spiel denken und versuchen, einen überzeugenden Sieg am Sonntag zu zeigen.“ 

Nathalie Hagman (SWE):

„Es war ein gutes Spiel von uns. Wir konnten viele Konter spielen und das tat gut im Angriff, weil wir viele Tore erzielten. Aber wir wollen unsere Verteidigung in der Hauptrunde noch verbessern.“ 

Helle Thomsen (SWE-Trainer):

„Wir waren gut vorbereitet. Wir spielten guten Gegenangriffe und schnellen Handball im Allgemeinen.“ 

Jenny Alm (SWE):

„Die Basis war unsere gute Verteidigung. Und vom Ergebnis her der Angriff. Wir konnten wählen, von wo aus wir werfen wollten.“

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