Handball-WM: Karolina Kudlacz-Gloc „Jeder Sportler braucht auch menschliche Orientierung“

HANDBALL-WM 2015 der FRAUEN in Dänemark: Karolina Kudlacz-Gloc, Kapitänin des HC Leipzig und der polnischen Handball-Nationalmannschaft, im Interview mit SPORT4Final-Redakteur Frank Zepp.

Handball-WM: Champions League Hauptrunde: 2. Spieltag - im Bild: Karolina Kudlacz und Nora Mörk bei der Handball-EM 2014 - Foto: EHF Media (Uros Hocevar)
Handball-WM: Karolina Kudlacz und Nora Mörk bei der Handball-EM 2014 – Foto: EHF Media (Uros Hocevar)

Zwei Gedanken bitte vorweg: Die Persönlichkeit und seit Jahren auf Weltklasse-Niveau agierende, von vielen europäischen Topclubs begehrte Karolina Kudlacz-Gloc könnte nach ihrer aktiven Laufbahn der Norwegerin Else Marthe Soerlie-Lybekk als zweite HCL-Ehrenspielführerin folgen.

Höchst erinnerungswürdig: Die polnischen Frauen mit Karolina Kudlacz-Gloc lagen nach einer super erfolgreichen Handball-WM 2013 in Serbien im Bronzemedaillen-Match vierzig Minuten (20:17) gegen Dänemark auf Medaillenkurs, ehe „Danish dynamite“ mit einem 13:6-Lauf die Begegnung entschied.

Am kommenden Mittwoch (25. November) findet in Leipzig das Länderspiel der neuformierten DHB-Auswahl gegen Polen statt.

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21.11.2015 – SPORT4Final / Frank Zepp:

SPORT4Final-Redakteur Frank Zepp im Palau St. Jordi in Barcelona
Frank Zepp im Palau St. Jordi in Barcelona

Handball der Extraklasse: SPORT4Final-Redakteur Frank Zepp berichtet von den Spielen der deutschen Handball-Nationalmannschaft aus Kolding und dem Final-Wochenende in Herning.

Karolina, Sie waren bei der Handball-WM 2013 eine der herausragenden Spielerinnen des Turniers. Wird mit Polen wieder so ein Erfolg und Hype in Ihrem Heimatland möglich sein, zumal ja die Männer in Katar WM-Dritter wurden?

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Karolina Kudlacz-Gloc: „Ja natürlich. Da wir nun die Handball-EM im Januar in Polen haben, konzentriert sich das alles ein bisschen mehr an den Männern. Aber unsere Föderation kümmert sich gut um uns und unterstützt uns viel. Sie gibt uns alles in der Nationalmannschaft, was man braucht, um Erfolg zu haben. Es hat sich in den letzten Jahren viel geändert und wir sind wirklich stolz darauf, dass wir in der Nationalmannschaft spielen können.“

Wie ist der Vorbereitungsstand der polnischen Nationalmannschaft?

Karolina Kudlacz-Gloc: „Es ist schwer zu sagen. Wir haben uns lange nicht gesehen. Bei den letzten zwei EM-Qualispielen hatten wir auch nicht so viel Zeit zusammen. Die Gegner waren nicht so stark, um uns richtig heraus zu fordern. Ich denke, der Stamm unserer Mannschaft steht und unser Trainer hat nun die Entscheidungsräume. Wir haben aber ein bisschen Probleme, weil unsere guten Werfer (u.a. Wojtas – d.R.) wegen Verletzungen wahrscheinlich nicht dabei sein können. Insofern müssen wir unser Spiel ein wenig umstellen und die anderen Stärken nutzen.“

Auf Ihren Schultern als Kapitänin und Spielmacherin wird wieder viel Verantwortung lasten?

Karolina Kudlacz-Gloc: „Bestimmt. Ich bin schon daran gewöhnt, auch seit der Kindheit. Ich bin vielleicht keine Werferin und schaffe die 15 Tore, aber große Teile des Spiels liegen auf meinen Schultern. Ich möchte meine Erfahrung und meine Möglichkeiten nutzen, um der Mannschaft in jeder Situation zu helfen.“

Wie sehen Sie die Chancen beider Teams bei der Handball-WM? Ist es möglich, dass beide Mannschaften das Viertelfinale erreichen und vielleicht noch gegeneinander spielen?

Karolina Kudlacz-Gloc: „Ich wünsche mir sehr, dass eine solche Situation eintrifft. Die Chancen sind immer da, solange der Ball gespielt wird. Wir sind eine Kämpfermannschaft. Wir haben Stärken und Schwächen. Unsere Gruppe ist interessant und ziemlich ausgeglichen. Trotzdem muss man sich auf jeden Gegner einstellen und darf nicht denken, jetzt können wir uns ein bisschen erholen. So wird es nicht sein. Es ist auch eine Gruppe, wo wir alle Spiele gewinnen können. Aber von jeder Spielerin wird in jedem Spiel eine gewisse Verantwortung gefordert.“

Wer sind für Sie die Favoriten bei dieser Handball-WM in Dänemark?

Karolina Kudlacz-Gloc: „Nach dem Testspiel gegen Deutschland haben wir drei Tage Trainingslager in Polen und spielen gegen Montenegro. Vor zwei Jahren hatten wir drei Tage Trainingslager und gegen Brasilien gespielt. Brasilien ist Weltmeister geworden. In diesem Jahr tippe ich, dass Montenegro Weltmeister wird.“

Ist Dragan Adzic so ein Trainerfuchs, der Montenegro nach dem EM-Titel 2012 wieder ganz nach oben bringen kann?

Karolina Kudlacz-Gloc: „Ich denke, sehr viel hängt auch vom Trainer ab. Es gibt viele Fälle von Mannschaften, wo keine Stars im Team waren oder gekaufte Mannschaften, da kann ich sagen, wo kein guter Trainer da war, hat man keinen Erfolg. Seit wir mit Kim (Rasmussen seit 2010 – d.R.) zusammen arbeiten, sind wir auch erfolgreicher. Er hat etwas in uns rein gesteckt. Ein bisschen Hoffnung und Vertrauen, eine neue Sicht und positive Gefühle. Es läuft sehr gut und wir können auch noch besser werden. Aber die Zusammenarbeit hat uns schon viel gebracht. Ich denke, obwohl ich noch nichts mit Dragan Adzic zu tun hatte, aber ich beobachte viel, und ziehe Schlussfolgerungen, er ist einer der besten Trainer auf der Welt.

Deutschland und Polen haben dänische Nationaltrainer. Sind sie auch ein Glückspfand des Erfolges?

Karolina Kudlacz-Gloc: „Ich hatte schon viele dänische Trainer, von denen ich viel gelernt habe. Die Mehrheit der Trainer sind bis heute meine guten Freunde und Vorbilder als Trainer. Die dänisch-skandinavische Sicht auf Handball und nicht nur auf Handball, sondern auch auf den persönlichen Kontext, ist sehr tief und menschlich orientiert. Ich denke, jeder Sportler braucht auch solche menschliche Orientierung. Mir gefällt das sehr, weil in den Menschen noch sehr viel Potential ist. Das heraus zu finden, ist eine große Herausforderung und Aufgabe für alle Trainer.“

Vielen Dank für das Interview, Karolina Kudlacz-Gloc, und viel Erfolg bei der Handball-WM in Dänemark.

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