Exklusiv-Interview mit Heine Jensen: „Extrem gute Qualität im Rückraum.“

06.05.2014 – SPORT4Final:

Heine Jensen: Es ist schon eine sehr erfreuliche und überaus gute Tradition, dass der Bundestrainer der deutschen Handballnationalmannschaft der Frauen, Heine Jensen, SPORT4Final-Redakteur Frank Zepp zu einem Exklusiv-Interview bereit steht.

Handball-Bundestrainer Heine Jensen - Foto: DHB/Sascha Klahn
Handball-Bundestrainer Heine Jensen – Foto: DHB/Sascha Klahn

BLICK -Zurück bitte, Heine Jensen: Handball-Weltmeisterschaft 2013 in Serbien. Im Januar werteten Sie die Ergebnisse auf einer Trainertagung aus. Können Sie bitte die wesentlichen Erkenntnisse kurz erläutern?

Heine Jensen: „Ich finde, dass unser Umkehrspiel in beiden Richtungen verbessert werden muss. Ich war nicht so zufrieden mit unserer Abwehrleistung im Vergleich zur Europameisterschaft 2012. Dadurch müssen wir natürlich besser decken, damit wir unser Umkehrspiel besser spielen können und Bälle gewinnen sowie nicht immer von der Mitte mit dem Angriff anfangen müssen. Mehr Aggressivität in unserer Abwehr, mehr Zweikämpfe insbesondere auf den Halbpositionen zu gewinnen war eine Baustelle bei der Weltmeisterschaft. Aber da weiß ich, dass wir die Spielerinnen haben, die das lösen können und das werden wir auch wieder hinkriegen. Das muss wieder funktionieren, weil das über so lange Turniere zu schwierig wird, wenn wir immer 30 bis 35 Tore machen müssen, um zu gewinnen. Deswegen die defensive Stabilität plus Umkehr in beide Richtungen, so dass wir auch die Konterstatistik auf unsere Seite bekommen. Sprich, dass wir eine höhere Effektivität in unseren Kontern haben und auch gern eine höhere Anzahl als der Gegner. Ansonsten hatten wir sechs richtig gute Spiele, in denen wir guten Handball gezeigt haben und wo wir uns auch aus meiner Sicht gesteigert haben im Vergleich zum Jahr zuvor, insbesondere im Angriff. Im Optimalfall wäre natürlich, Deckung wie EM 2012 und Angriff wie 2013, aber das weiß ich auch, dass das natürlich nicht von heute auf morgen kommt und dass das ein Prozess ist.“

Die Steigerung können wir doch jetzt in der Qualifikation und bei der Europameisterschaft in Ungarn und Kroatien erwarten?

Heine Jensen: „Wir wollen immer Handballspiele gewinnen und wir wollen uns auch immer wieder verbessern und steigern. Wichtig ist erstmal, dass wir mindestens ein Spiel gegen Mazedonien gewinnen.

[private]

Aber wir wollen natürlich beide Spiele gewinnen. Erstmal die Füße am Boden behalten und sagen, wir brauchen zwei Punkte, um überhaupt bei der EM teilnehmen zu können. Und dies ist natürlich das Ziel, dort teilzunehmen. Dann glaube ich auch, dass wir uns erlauben können zu sagen, wir brauchen uns nicht zu verstecken. Ich glaube, da gibt es viele andere Mannschaften, die andere Gegner lieber treffen wollen als Deutschland. Das ist was, was wir uns erarbeitet haben. Wir haben keine Angst, wir haben Respekt vor jedem Gegner, egal ob Topnation oder nicht so groß. Denn man muss immer die Leistung auf die Platte bringen.“

Ist es für Sie ein Ziel in den nächsten drei Jahren, alle Positionen in der Mannschaft doppelt mit Weltklasse besetzt zu haben?

Heine Jensen: „Das ist klar. Wir wollen natürlich bestmögliche Qualität haben. Ich muss aber auch sagen, wir sind jetzt sehr zu frieden mit der Qualität, die wir jetzt haben. Wir haben insbesondere eine extrem gute Qualität in unserem Rückraum. Marlene Zapf hat sich gut entwickelt auf Rechtsaußen. Eine Svenja Huber, die das gut in Thüringen bei der Champions League gemacht hat. Auf Linksaußen haben wir auch gute Spielerinnen. Eine Natalie Augsburg mit ihren Qualitäten in erster Linie in der Abwehr. Sie hat sich aber auch im Konterverhalten gesteigert. Angie Geschke ist eine im Abschlussverhalten sehr gute Linksaußen. Am Kreis haben wir die beiden Routiniers mit Anne Müller und Anja Althaus, die einander sehr gut ergänzen.“

Auf einigen Positionen haben Sie ja schon die „Qual der Wahl“, z.B. im Tor oder auf Rückraum Mitte?

Heine Jensen: „Absolut. Und dann dürfen wir auch nicht vergessen, dass Kerstin sich kurz vor der WM leider verletzt hatte und Anna Loerper eine richtig gute WM auf der Mitte gespielt hat, zusammen mit Kim Naidzinavicius im letzten Jahr. Das sieht alles positiv aus und wir müssen einen großen Konkurrenzkampf um die Plätze in der Nationalmannschaft haben. Desto mehr Qualität wir da rein bekommen, desto besser ist es natürlich. Aber ich weiß, dass die Spielerinnen jeden Tag hart an sich selber in ihren Vereinen arbeiten. Ob das die Athletik ist, die individuelle Entwicklung und ich finde, wir sind da auf dem richtigen Weg.“

Mit Bob Hanning ist wohl jetzt noch mehr Schwung in den DHB und als Unterstützung Ihrer Arbeit für die Nationalmannschaft gekommen?

Heine Jensen: „Das weiß ich nicht. Ich hatte ein gutes Verhältnis mit dem alten Präsidium und ich habe ein gutes Verhältnis mit dem neuen Präsidium. Das ist klar. Was Bob in Berlin aufgebaut hat und mit welcher Dynamik weiß jeder. Bob ist auch einer, der versucht, sehr viel Schwung herein zu bringen. Das finde ich gut. Aber da gibt es auch andere Präsidiumsmitglieder. Das Wichtige ist: Es ist ein Handballbund, der gemeinsam den Weg gehen muss und da sind wir ein kleiner Teil davon.“

Gemeinsam und Magdeburg sind zwei Stichworte: Diese Doppelveranstaltung ist doch auch für den Frauenhandball ideal?

Heine Jensen: „Für mich gibt es in erster Linie Handball und dann gibt es Handball. Das ist für mich wichtig zusagen. Es sind zwei wichtige Qualifikationsspiele für die Nationalmannschaften. Und ich hoffe auf eine gut gefüllte Kulisse mit großer Unterstützung. Das ist natürlich positiv, weil eine volle Halle schon etwas Besonderes ist. Darauf freuen wir uns sehr und hoffen natürlich, dass es uns allen gelingt, die notwendige Ergebnisse einzufahren.“

Sie verfolgen ja auch den Männerhandball und sicherlich auch die Europameisterschaft in Dänemark. Gibt es da Erkenntnisse, die Sie unbedingt bei Ihren Frauen üben oder trainieren wollen bzw. umsetzen?

Heine Jensen: „Wir versuchen immer wieder, Erkenntnisse mit zu nehmen. Ich war selber in Dänemark und habe die Halbfinalspiele sowie die Finals geguckt. Ich finde, es ist nicht so viel Neues in den letzten Jahren dazu gekommen. Es wird immer wieder dynamischer und schneller und es wird immer mehr in der Abwehr agiert. Es wird versucht, so weit weg wie möglich den Gegner vom Tor zu halten. Im Männerhandball, und es kommt auch im Frauenhandball, wenn die Spielerinnen und Spieler ohne Bedrängnis auf 11 Meter stehen und einen Hammer haben, die Torhüter wenig Chancen haben, die Bälle zu halten. Deswegen den Gegner weiter weg vom Tor zu halten, ist auch was, was Spanien die letzten Jahre hervorragend gemacht, auch bei der WM in Spanien, wo sie eine sehr gute Abwehr gespielt haben. Die Franzosen waren bei der EM sehr souverän. Ich finde auch, dass letztes Jahr Brasilien als Weltmeister bei den Frauen dies über eine sehr gute Abwehrleistung hin bekommen hat. Wo man auch gesehen hat, dass sie deutlich mehr Ballgewinne erzwungen und in der Abwehr gewonnen haben.“

Vielen Dank für das Interview und viel Erfolg in den letzten Qualifikationsspielen gegen Mazedonien und natürlich dann auch bei der Europameisterschaft.

[/private]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert