Causa Christian Prokop: Das falsche Signal für die Handball WM 2019 in Deutschland

Christian Prokop - DHB Bundestrainer - Deutschland - bad boys - Foto: Sascha Klahn/DHB
Christian Prokop – DHB Bundestrainer – Deutschland – bad boys – Foto: Sascha Klahn/DHB

Christian Prokop und das Vertrauens-Bekenntnis: Rückschritt anstatt Neuanfang

In der Causa Christian Prokop wird der 19. Februar 2018 mit folgendem Satz von DHB-Präsident Andreas Michelmann historische Wirkungen erzielen: „Wir haben uns entschieden, die Zusammenarbeit mit Christian Prokop fortzusetzen.“ Diese Entscheidung des DHB-Präsidiums ist erst einmal zu respektieren, auch wenn sie die SPORT4FINAL-Redaktion nicht teilt.

Christian Prokop bekommt eine zweite Chance und Bewährungszeit bis mindestens nach der Handball WM in Deutschland und Dänemark im nächsten Jahr.

Wird dem DHB-Präsidium der mögliche Medaillen-Erfolg 2019 Recht geben oder wurde mit dieser sensationellen Entscheidung das falsche Signal vor der Heim-Weltmeisterschaft gesendet?

Ein Kommentar von SPORT4FINAL-Redakteur Frank Zepp.

20.02.2018 – SPORT4FINAL / Frank Zepp:

Der Gewinner ist Bob Hanning. Mit seiner Art von Kommunikation und „Strippenziehung“ konnte Hanning das DHB-Präsidium überzeugen, Christian Prokop als Bundestrainer der bad boys eine zweite Chance zu geben. Die sogenannten besprochenen „Eckpunkte“ aus der Analyse des EURO-Desasters blieben auch in den Worten von Hanning und DHB-Präsident Andreas Michelmann eher allgemein schwammig als detailliert formuliert. Am Ende brachte vordergründig die „Selbstreflektion Prokops“ die entscheidende Wende.

Ohne Neuanfang zu Medaillen bei Handball WM 2019 und Olympia 2020

Also kein Neuanfang ohne Hanning und Prokop. Rückschritt ist angesagt. Die Handball-Macht Deutschland sendet das falsche Signal in die Welt. Nach der „Ergebnis-Krise“ mit den neunten Plätzen bei der Handball WM 2017 und der Handball EM 2018 will der DHB „eine erfolgreiche Heim-WM bestreiten“, so DHB-Vizepräsident Hanning. Mit Christian Prokop und dem derzeit aktuellen DHB-Kader, aus dem keine Rücktritte erwartet werden. Eine WM-Medaille 2019 in und für Deutschland und das seit 2013 von Hanning avisierte Olympia-Gold in Tokio 2020 bleiben als nicht diskutierbare Zielstellungen.

Andreas Michelmann auf der DHB-Pressekonferenz: „Nach ausgiebigen Diskussionen hat die Abstimmung ergeben, dass wir Christian Prokop das Vertrauen aussprechen. Es hat eine deutliche Entwicklung beim Trainer gegeben. Das hat uns veranlasst, ihm zu glauben, dass er diesen Weg auch weitergehen kann. Wir sind zu 100 Prozent davon überzeugt, dass Prokop mit seiner fachlichen Kompetenz dieses Team voranbringen wird.“

Fachkompetenz und soziale Kompetenz ?

Die Bürde und Verantwortung für Bundestrainer Christian Prokop sind nach dem Pro-Prokop-Votum der DHB-Spitze ins Unermessliche gestiegen. Die Fachkompetenz wird dem Bundestrainer stets zu Recht attestiert. Nur wird Prokop auch die nötige soziale Kompetenz besitzen, Teamfähigkeit, Mentalität sowie den Zusammenhalt der Mannschaft absichern können? In dieser Frage wird das Risiko der mutigen Entscheidung deutlich. Christian Prokop verlor Ansehen und Akzeptanz während und nach der EHF EURO 2018. Nun soll er sich ändern, auf die Mannschaft zu gehen, seine Authentizität teilweise abgeben, sein Spielsystem der Mannschaft anpassen und erfolgreich sein! Schwierige Bedingungen des DHB-Präsidiums für einen Bundestrainer, der mehr als angeschlagen den künftigen Erfolg bringen soll.

Bob Hanning nach der Pressekonferenz: „Jetzt ist es wichtig, dass wir aus den Eckpunkten, die besprochen worden sind, die richtigen Lehren ziehen, der Blick nach vorn gerichtet wird und wir hoffentlich eine erfolgreiche Heim-WM bestreiten.“

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Bad boys müssen Höchstleistung für Deutschland abliefern

Dies betrifft aber auch die deutschen Nationalspieler, die 2017 bei der Weltmeisterschaft im Achtelfinale gegen Katar überheblich agierten und schon an ein Halbfinale gegen Gastgeber Frankreich mental dachten. Dies betrifft weiterhin die bad boys anno 2018 in Kroatien, die nicht annähernd an ihr vorhandenes Leistungsvermögen heran kamen und über atmosphärische Stimmungen „klagten“.

Bob Hanning muss sein Verhalten ändern

Dies schließt aber auch einen Bob Hanning ein, der nichts bei Team-Besprechungen und DHB-Pressekonferenzen zu suchen hat. Ein Bob Hanning der sich nur um die bad boys und nicht um die deutschen Ladies kümmert. Diesbezüglich, warum benötigt Handball Deutschland einen DHB-Vize, der nur „halbe Sachen“ macht, aber im Hintergrund der starke Mann und Taktgeber ist.

Quintessenz:

Handball Deutschland befindet sich nach den strukturellen und inhaltlichen Veränderungen seit 2013 incl. im Oktober 2017 sowie dem Höhenflug bei den Männern 2016 (Europameister und Olympia-Bronze) rein sportlich in einer Ergebnis-Krise. Bei den Frauen wurde im vergangenen Dezember die Heim WM mit Platz 12 schon „vergeigt“. Dies soll bei den bad boys 2019 nicht passieren. Die Pro-Prokop-Entscheidung steht in den kommenden Monaten auf dem Prüfstand. In der Öffentlichkeit und medial muss der DHB nicht mehr um Aufmerksamkeit buhlen. Diese sind ihm und Christian Prokop sicherlich unbestritten gegeben.

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