Handball EM 2016: Bilanz der deutschen “Ladies“ – Nun wirklich „richtiger Weg“

Clara Wolterin mit Weltklasse-Leistung gegen Schweden - Handball EM 2016: Handball EM 2016: Bilanz der deutschen DHB-“Ladies“ nach EHF EURO - Nun wirklich „richtiger Weg“ - Foto: Peter Jansen
Clara Wolterin mit Weltklasse-Leistung gegen Schweden – Handball EM 2016: Bilanz der deutschen DHB-“Ladies“ nach EHF EURO – Nun wirklich „richtiger Weg“ – Foto: Peter Jansen

Handball EM 2016: Nach der Handball EHF EURO in Schweden ist vor der Handball Weltmeisterschaft 2017 in Deutschland. Grund genug aus medialer Sicht, eine Bilanz der deutschen „Ladies“-Nationalmannschaft in Sachen „Heim-WM-Projekt“ zu ziehen. 

Herausstechender Punkt: Der deutsche Frauen-Handball lebt wieder! In den Herzen der Fans, in den Köpfen der DHB-Verantwortlichen und im Bewusstsein der Spielerinnen und Trainer, dass sich Deutschlands beste Handballerinnen wieder aus der zeitweisen Versenkung in den Kreis ernst zunehmender Nationen bei der Medaillenvergabe gespielt haben.  

„Wir sind auf dem richtigen Weg“ war nach dem 13. Platz bei der Handball-WM 2015 in Dänemark unisono in den Interviews der führenden DHB- und Liga-Vertreter zu hören. Erst die Kurskorrektur im Frühjahr 2016 mit dem neuen Bundestrainer und „Projektleiter“ für die Heim-WM, Michael Biegler, lässt nun nach 8 von 20 Monaten der Arbeit seines Teams wahrlich ehrliche und realistische Hoffnung auf den „richtigen Weg“ aufkommen. 

27.12.2016 – SPORT4FINAL / Frank Zepp:

SPORT4FINAL-Redakteur Frank Zepp im Scandinavium Göteborg
SPORT4FINAL-Redakteur Frank Zepp im Scandinavium Göteborg

Prolog: Die Freude über den sechsten Platz, der besten Platzierung seit der EURO 2012 (Platz 7), darf aber nicht den Blick verklären, dass noch eine Menge Arbeit vor den deutschen „Ladies“ und Trainern liegt. Die Weltspitze ist wieder in Sichtweite, aber der bei dieser Europameisterschaft nachgewiesene spielerische Qualitätssprung muss in den nächsten 12 Monaten für die erhoffte WM-Medaille nach Bronze 2007 noch deutlicher vollzogen werden.  

Dabei geht es nicht vordergründig darum, ob gegen Spanien ein Tor für das Halbfinale fehlte oder gegen Polen zwei Tore weniger das EURO-Aus in der Vorrunde beschert hätte. Es geht um konstant sehr gute Leistungen auf höchstem Weltspitzen-Level über mehrere Jahre, Beispiel Norwegen, damit der begonnene Entwicklungsprozess für viele Jahre zementiert wird. Eine Olympia-Medaille bei Männern und Frauen in Tokio 2020 wäre diesbezüglich sensationell. 

Wo gibt es weiteren Steigerungsbedarf (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) im deutschen Frauen-Handball?  

In der Athletik: Sportdirektor Wolfgang Sommerfeld „In der Athletik müssen wir einen Schwerpunkt setzen, weil uns die besten Teams deutlich voraus sind.“ 

Im Spielaufbau: Auch wenn Wolfgang Sommerfeld „Augenhöhe mit den besten Teams testiert“, sieht die SPORT4FINAL-Redaktion hier die größten Reserven zur Weltspitze. EURO-MVP Cornelia Nycke Groot (Niederlande) oder Stine Oftedal (Norwegen) sind vom Spielverständnis und ihrer individuellen Klasse noch weit weg vor unseren beiden Spielmacherinnen Anna Loerper und Kerstin Wohlbold. Groot mit 36 und Oftedal mit 31 Torvorlagen (Assists) in acht Spielen, Spitzenreiterin ist Anita Görbicz mit 39 in sechs Spielen, liegen weit vor der besten deutschen Spielerin Anna Loerper mit 14 Assists in 7 Matches. Dahinter folgen Anne Hubinger und Kim Naidzinavicius mit jeweils 11 Vorlagen.  

Bei den Kreis-Außen-Positionen: Bundestrainer Michael Biegler „Wir müssen das Anforderungs- und Arbeitsprofil für Außenspielerinnen verändern, damit wir in Zukunft wettbewerbsfähigere Außenspielerinnen haben.“ 

Das „erste Schlusswort“ gebührt dem „Projektleiter“ Michael Biegler aus dem SPORT4FINAL-Interview: „Wir werden andere Spielweisen und Philosophien als bestimmte Nationen wählen müssen, die wie bspw. die Franzosen über ein perfektes ‚Eins-gegen-Eins-Spiel‘ kommen, weil einfach die Körperlichkeit und Dynamik sehr hoch sind. Man muss einerseits auch Athletik wieder differenzieren. Auf der anderen Seite hat die Mannschaft hier gezeigt, dass sie sich top vorbereitet hat, um mit handballspezifischer und Schnelligkeits-Ausdauer auch ihre Akzente zu setzen. Sie konnte hier jedes Spiel über 60 Minuten voll gehen. Insgesamt sind viele Sachen gut unterwegs.“ 

Epilog der SPORT4FINAL-Redaktion: Es geht auch noch um das „Brücken bauen“ zwischen dem DHB und Susann Müller. Der deutsche Handball kann es sich angesichts zu weniger deutscher Ausnahme-Könnerinnen nicht leisten, eine Weltklasse-Spielerin auf der zweiten „Königsposition“ bei der Heim-WM 2017 auf dem „privaten Sofa“ sitzen zu lassen. Wolfgang Sommerfeld mit dem ultimativen Schluss-Gedanken: „Sie ist auf Weltklasse-Niveau, wenn sie gut spielt. Wir brauchen aber von ihr auch diese Bereitschaft, spielen zu wollen.“

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