Handball WM 2017 Kommentar: Nach „bad boys“ Realitäts-Gewinn volle Konzentration auf Frauen-Weltmeisterschaft

Jannik Kohlbacher (Deutschland) und Daniel Saric (Katar) - Handball WM 2017 Kommentar: Nach „bad boys“ Realitäts-Gewinn volle Konzentration auf Frauen-Weltmeisterschaft - Foto: France Handball
Jannik Kohlbacher (Deutschland) und Daniel Saric (Katar) – Handball WM 2017 Kommentar: Nach „bad boys“ Realitäts-Gewinn volle Konzentration auf Frauen-Weltmeisterschaft – Foto: France Handball

Handball WM 2017 Frankreich: Deutschlands „bad boys“ sind bei der Weltmeisterschaft zwar medaillenlos im Achtelfinale gegen Katar ausgeschieden, aber der deutsche Handball besitzt weiterhin im Jahr 2017 eine echte Medaillen-Chance: Bei den Welt-Titelkämpfen der Frauen im Dezember 2017 in Deutschland kämpfen die sich im qualitativen Aufschwung befindenden deutschen Ladies um Edelmetall!

Die deutschen Männer hingegen sind nach dem Erfolgsjahr 2016 mit dem Europameister-Titel und Olympia-Bronze sportlich in Frankreich nicht abgestürzt. Ein neues Maß an entwicklungsmäßigem „Realitäts-Gewinn“ ist hinzugekommen, das der künftige neue Bundestrainer heben muss.

Oder mit den Worten von Bob Hanning aus dem SPORT4FINAL-Interview ausgedrückt: „Die Niederlage ist ein Entwicklungsschritt, der dazu gehört. Wir haben gesehen, dass wir noch mehr investieren müssen, um ganz große Erfolge zu haben. Manchmal wird man gerade aus solchen Niederlagen ein Stückchen größer.“

Live aus Paris: SPORT4FINAL-Redakteur Frank Zepp.

23.01.2017 – SPORT4FINAL / Frank Zepp:

SPORT4FINAL-Redakteur Frank Zepp im Scandinavium Göteborg
SPORT4FINAL-Redakteur Frank Zepp im Scandinavium Göteborg

Handball WM 2017 Frankreich: Der deutsche Männer-Handball wird nicht im Sinkflug von der Weltspitze ins Mittelmaß abstürzen. Dazu sind in den vergangenen zweieinhalb Jahren unter Bundestrainer Dagur Sigurdsson die erfolgreichen Fundamente gelegt worden. Aber die sportlichen Lehren müssen aus dem WM-Abschneiden gezogen werden, damit Chancen auf die Verteidigung des EM-Titels 2018 in Kroatien bestehen. Bei der deutsch-dänischen Weltmeisterschaft ein Jahr später sollte der WM-Titel wieder fest ins Visier genommen werden, um das so sehnsüchtige Olympia-Gold in Tokio 2020, nach dem sensationellen DDR-Olympiasieg 1980 in Moskau, nicht aus den Augen zu verlieren.

Deutschland konnte bei der WM EURO-Leistungspotential und Sieg-Flow nicht abrufen

Die deutschen „bad boys“ spielten eher eine durchwachsene Frankreich-WM. Die fünf Vorrunden-Siege täuschten über manche Schwäche hinweg. Zwei „Trainingsspiele“ gegen Chile und Saudi-Arabien, jeweils eine schwächere Halbzeit gegen Ungarn und Weißrussland und nur ein durchgängig gutes Match gegen Kroatien waren zu wenig. Bei der Achtelfinal-Niederlage gegen Katar fehlten die „EURO“-Mentalität und Team-Aggressivität, die mentale Verfassung, um den 17:13-Vorsprung ins Viertelfinale zu „retten“ sowie einige überragende Individual-Leistungen (ausgenommen Andreas Wolff), die ein Match entscheiden können. Bei der EURO in Polen war das Leistungspotential entschieden höher. Die Mannschaft spielte sich in einen Sieg-Flow hinein und das Team hatte das Zeug, Rückstände in der Crunchtime in Siege zu drehen.

Blick-Zurück: Im letzten Hauptrunden-Match führte Dänemark in der 53. Minute 23:21 und erzielte keinen Treffer mehr. Deutschland schaffte aber vier Tore in Folge und zog ins Halbfinale ein. Gegen Norwegen brachte uns Rune Dahmke Sekunden vor Schluss in die Verlängerung und Kai Häfner drei Sekunden vor Spielende ins Finale. Im Katar-Match ging nicht nur der „Vier-Tore-Vorsprung“ verloren sondern nach dem 20:18 in der 56. Minute fiel auch kein deutsches Tor mehr. Der neue Bundestrainer wird an einigen Stellschrauben Veränderungen vornehmen müssen, um in die dauerhafte Medaillen-Erfolgsspur zu gelangen.

DHB muss jetzt primär Frauen-WM organisatorisch und sportlich erfolgreich auf den Weg bringen

Bundestrainer und „Projektleiter“ Michael Biegler könnte es mit den „Ladies“ schaffen, aus dem zarten Pflänzchen Hoffnung und Leistungssteigerung bei der EHF EURO im Dezember 2016 in Schweden ein kampf- und spielstarkes Team zu formieren. Da wir uns um den Männer-Handball keine großen Sorgen machen müssen, sollte der DHB nun alle, aber wirklich auch alle Kräfte auf eine erfolgreiche Frauen-Weltmeisterschaft konzentrieren. Mit Bob Hanning an der Spitze, der ja bekanntlich nicht nur für den Leistungssport der Männer im DHB zuständig ist.

Aus organisatorischer Sicht gehört die TV-Frage unbedingt zum Aufgabenkatalog, auch wenn in diesem Punkt der TV-Rechteinhaber beIN Sports mitspielen muss. Vielleicht gestaltet sich ja dann auch die Heim-WM zu einer öffentlich-rechtlichen Heim-WM vor den TV-Bildschirmen in deutschen Wohnzimmern und nicht im Internet-Livestream. Dem bislang stiefmütterlich im Fernsehen behandelten Frauen-Handball wäre nicht nur dies sondern auch eine WM-Medaille nach 2007, übrigens wie bei den Männern, zu wünschen.

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