„Glücksfall“ Susann Müller – die andere Medaillenseite

21.03.2014 – SPORT4Final:

Für den deutschen Frauen-Handball derzeit und künftig sowie den HC Leipzig noch in der laufenden Saison nicht weg zu denken: Weltklassespielerin Susann Müller.

Bei der Handball-WM 2013 in Serbien hoch dekoriert als Torschützenkönigin sowie WM-All-Star und für SPORT4Final als „zweiter MVP“ (neben Eduarda Amorim, Brasilien, Győr) der Weltmeisterschaft in Erinnerung, führte sie auch den HC Leipzig, oft mit zweistelligen Trefferwerten, in manchem Spiel fast im Alleingang auf die Siegerstraße. Nun sorgte der gestern vom Heimatverein bekannt gegebene Wechsel zu dem europäischen Topclub schlechthin, Györi Audi ETO KC, für einigen „Diskussionsbedarf“. Warum eigentlich?

Die Leipziger Torjägerin Susann Müller war mit 9 Treffern gegen Russland erfolgreich - Foto: Sebastian Brauner
Susann Müller (HC Leipzig) war mit 9 Treffern im EM-Qualifikationsspiel gegen Russland erfolgreich
Foto: Sebastian Brauner

Stichwort Zeitpunkt: Nach der Vertragsverlängerung im vergangenen Oktober bis 2016 und ihrer überragenden Weltmeisterschaft war jedem klar, dass Susann Müller im internationalen Vereinshandball heiß begehrt ist. Gerüchte machten schon seit Wochen die Runde, dass der HCL-Star nach Győr wechseln würde. Warum die späte Bekanntgabe wird immer mit Vermutungen verbunden bleiben, weil der medialen Politik des HC Leipzig die „letzte“ Transparenz fehlt.  

Stichwort Finanzen: Regionale Medien konstruierten und vermuteten frühzeitig Zusammenhänge ihres möglichen Weggangs mit eventuellen finanziellen Hintergründen ihres Heimatvereins. Klar ist nur, dass Susann Müller in Győr ein Vielfaches ihres Leipziger Gehalts verdienen wird. Klar und verständlich ist auch, dass ein Sportverein keine Auskunft über die Höhe der Ablösesumme und die „notwendigen sportlichen Investitionen“ geben muss. Dass um die Höhe der Etats der Frauen-Handballvereine jedes Jahr stark gekämpft werden muss, damit sie das Vorjahresniveau erreichen, ist unstrittig. Nur es gibt eben keinen (nachweislichen) zwingenden kausalen Zusammenhang zwischen Müllers Wechsel mit Ablöse und eventuellen finanziellen „Sorgen“ beim HC Leipzig.

Stichwort andere Medaillenseite: Ungarns Topteam Győr macht sich schick und stark für die sportlichen Herausforderungen der nächsten Jahre. Wie Győrs Präsident Kelecsényi auf der Vereinshomepage zitiert wird, soll der Kern der Mannschaft zusammen bleiben und mit einer starken neuen „Blutauffrischung“ ergänzt werden. Da auf Susis Position im rechten Rückraum die ebenfalls Weltklasse verkörpernde Katarina Bulatovic wieder zurück in ihre montenegrinische Heimat zu Buducnost Podgorica geht, um nach 2012 die Champions League „nach Hause zu holen“, steht doch glasklar fest: Győr benötigt absolute Weltklasse auf Halbrechts – und holt sich auf dieser Position die derzeit beste Spielerin in der Welt, Susann Müller. Dies ist die sportliche Medaillenseite des „medial-unterstellten“, finanziell bedingten Wechsels zum Champions-League-Sieger von 2013.

Laut Győr-Homepage freut sich Susann Müller „auf den vielleicht besten Trainer der Welt“. Da ihre Friseurinnen-Berufsausbildung erst mal auf Eis liegt, führten persönliche und  sportliche Gründe zum bereits fünften Vereinswechsel ihrer noch jungen Handball-Karriere. Übrigens lagen beim Wechsel von Katarina Bulatovic auch primär persönliche Gründe vor. Diese zu definieren, obliegt nun mal dem Sportler höchstpersönlich … 

Handball-WM 2013 Serbien: Susann Müller im All-Star-Team

Handball-WM 2013: SPORT4Final-Interview mit Susann Müller

Exklusiv-Interview mit Martin Ambros, Cheftrainer von Györi Audi ETO KC

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