Leichtathletik DM 2020: Deniz Almas in bestechender Form

Deniz Almas - Leichtathletik DM 2020 - Foto: © Theo Kiefner
Deniz Almas – Leichtathletik DM 2020 – Foto: © Theo Kiefner

Leichtathletik DM 2020 Braunschweig: Es sind deutsche Meisterschaften auf Abstand – aber dennoch mit meisterschaftswürdigen Leistungen.

Den ersten Tag der 120. Deutschen Leichtathletik Meisterschaften im Eintracht-Stadion in Braunschweig, die angesichts der Corona Pandemie unter strengen Hygiene-Vorschriften stattfinden, krönte Deniz Almas mit seinen rasanten 10,09 Sekunden über die 100 Meter.

09.08.2020 – PM DLV / SPORT4FINAL / Frank Zepp:

Im Dreisprung und im Speerwurf räumten Max Heß und Christin Hussong ihre vierten Titel ab. Doch es gab auch zahlreiche Überraschungs-Sieger an diesem Samstag in Braunschweig.

Es sind andere Meisterschaften, als die Leichtathleten sie sonst gewohnt sind. Meisterschaften mit Maske. Auf Abstand. Und ohne Zuschauer. Meisterschaften im Corona-Sommer. Aber dennoch eben Meisterschaften, bei denen die Athleten sich zu Höchstleistung pushten, denn im besten Fall glänzt der Lohn golden.

Der schnellste Wolf ist auch der schnellste Deutsche. Deniz Almas (VfL Wolfsburg) füllte im Ziel mit seinem Jubelschrei das gesamte Eintracht-Stadion. Berechtigt, schließlich hatte der 23-Jährige nur kurz zuvor mit 10,09 Sekunden den Titel über die 100 Meter geholt.

10,09 Sekunden – so schnell war seit Julian Reus‘ Rekordlauf 2014 kein deutscher Meister mehr über diese Distanz. Dabei war es in Braunschweig auch eben jener Julian Reus (LAC Erfurt), der dem jungen Almaz vom ersten Meter an ordentlich Druck machte, kam der fünfmalige Freiluft-Sieger, der seine Karriere nach den Olympischen Spielen 2021 beenden will, doch mit Abstand am besten aus den Blöcken.

Doch dann tobten die jungen Wilden in Person von Deniz Almas und dem Kölner Joshua Hartmann vorbei. Der 21-jährige Hartmann war in diesem Jahr bereits mit 10,14 Sekunden Bestzeit gelaufen und stellte dieses Vermögen auch im heißen Braunschweiger Stadion unter Beweis. In 10,23 Sekunden holte er sich, nach Platz fünf im Vorjahr, Silber vor Julian Reus, der aber in 10,26 Sekunden bewies, der er mit seinen 32 Jahren nach wie vor nicht unterschätzt werden sollte. Die 10,09 Sekunden sind die zweitschnellste Zeit in Europa in diesem Sommer – nur Almas selber war in diesem Jahr (10,08 sec) überhaupt schneller.

Packend bis zum letzten Meter – das war das Sprintfinale der Frauen. Lisa Marie Kwayie (Neuköllner SF) und Rebekka Haase (Sprintteam Wetzlar) waren sich die erwartet ebenbürtigen Kontrahentinnen – doch das bessere Finish hatte an diesem Tag Lisa Kwayie. Die Hallenmeisterin warf sich mit 11,30 Sekunden knapp vor der jahresschnellsten Deutschen Rebekka Haase (11,34 sec) ins Ziel. Noch enger war die Entscheidung um Bronze, wo die Tausendstel den Unterschied zwischen Lisa Nippgen (MTG Mannheim) und Leverkusens Jennifer Montag (beide 11,40 sec) machte. Lisa Mayer (Sprintteam Wetzlar) musste hingegen kurz vor dem Finale zurückziehen. Ihr Beuger macht Probleme.

Max Heß setzt Titelsammlung fort

Auch bei Temperaturen von deutlich über dreißig Grad war der Überflieger im Dreisprung standesgemäß Max Heß (LAC Erdgas Chemnitz). Der ehemalige Europameister, der in diesem Jahr sein Comeback nach langen Rückenproblemen gegeben hatte und im Vorfeld auch bereits die 17-Meter-Marke geknackt hatte, flog auf dem eigens für die Deutschen Meisterschaften installierten Sprungsteg auf 16,58 Meter.

„Ich bin heute schwer rein gekommen“, bekannte der 24-Jährige. „Zum Schluss ging es besser“, sagte er und spekulierte, ob der letzte Versuch, der leicht übergetreten war, über 17 Meter weit war. So oder so: Es war der vierte deutsche Meistertitel für den 24-Jährigen. In seinem Schatten kratzte Felix Wenzel (SC Potsdam) mit Saisonbestleistung von 15,95 Metern an den 16 Metern.

Christin Hussong - Leichtathletik DM 2020 - Foto: © Theo Kiefner
Christin Hussong – Leichtathletik DM 2020 – Foto: © Theo Kiefner

Faustdicke Überraschung über die Hindernisse

Auch Christin Hussong lieferte eine starke Leistung ab. Die Europameisterin war zum Höhepunkt dieser so speziellen Saison voll da. 63,93 Meter – das ist nur knapp unter ihrer Saisonbestleistung von 64,10 Meter. Die 26-Jährige, die in diesem Jahr noch ungeschlagen ist, sicherte sich damit ihre vierte Goldmedaille bei Deutschen Meisterschaften. „Wir haben in der Corona-Pause an Sachen gearbeitet, für die sonst keine Zeit ist. Vor dem Hintergrund geht die Weite in Ordnung“, sagte Christin Hussong selber. „Ich will in den nächsten Wettkämpfen noch Sicherheit in der Technik bekommen.“ WM-Starterin Annika Marie Fuchs (SC Potsdam) blieb wie im Vorjahr mit 57,97 Metern Silber.

Eine faustdicke Überraschung gab es über 3.000 Meter Hindernis der Frauen. Denn im Ziel war es Elena Burkard (LG farbtex Nordschwarzwald), die sich in Jubelpose für ihren ersten Deutschen Meistertitel über diese Strecke warf. Gesa Krause (Silvesterlauf Trier), die zweimalige Europameisterin über diese Strecke, die sich so auf ihren DM-Start gefreut hatte, musste aufgrund von muskulären Problemen das Rennen frühzeitig beenden. „Ich bin auch nur ein Mensch“, sagte Gesa Krause später. „Es war nicht mein Tag und die Form, die ich von mir erwartet habe und die man von mir kennt.“

In 9:50,31 Minuten lief die 28-jährige Burkard bei diesem Hitzerennen Saisonbestleistung und liegt damit im europäischen Vergleich aktuell auf Platz zwei. „Der Titel ist für mich extrem wichtig“, sagte Elena Burkard, die im vergangenen Jahr mit vielen Verletzungs-Sorgen zu kämpfen hatte. „Ich bin froh, wieder verletzungsfrei zu sein und dass wir überhaupt hier laufen durften.“ Silber geht an Lea Mayer (VfL Löningen), die in 9:58,87 Minuten noch unter der 10-Minuten-Marke blieb.

Pamela Dutkiewicz strauchelt

Auch über die Hürden der Frauen gab es eine Überraschung, denn Favoritin Pamela Dutkiewicz (TV Wattenscheid 01) ereilte bereits im Vorlauf Riesenpech. Die EM-Zweite, die bei ihrem Saison-Debüt im zweiten Halbfinale souverän in Führung lag, trat in die drittletzte Hürde, kam ins Straucheln und konnte das Rennen nichts ins Ziel bringen. „Ich arbeite gerade an einer neuen Startposition“, erklärte sie die Hintergründe. „Das war heute die schlechtmöglichste Version davon. Ich habe noch versucht, es im Rennen zu retten, aber dann war es vorbei.“

Für Ricarda Lobe (MTG Mannheim) ging es dagegen so schnell wie in dieser Saison noch nie. In 13,24 Sekunden holte sich die EM-Sechste ihre verdiente erste Goldmedaille bei einer DM. Auf dem Silberrang steigerte sich Anne Weigold (LG Mittweida) mit 13,31 Sekunden zur Bestleistung vor der Paderbornerin Monika Zapalska (13,33 sec).

Matthias Bühler mit dem achten Streich

Nichts verlernt hat Matthias Bühler. Der Hürdensprinter vom TV Haslach, der seine Karriere zwischenzeitlich bereits als für beendet erklärt hatte, bewies im Finale über 110 Meter Hürden abermals, dass er das Meisterschafts-Gen besitzt. In 13,62 Sekunden wehrte der 33-Jährige den Angriff des Wattenscheiders Erik Balnuweit (13,77 sec) ab und holte sich seinen insgesamt achten Deutschen Meistertitel.

Emotionale Dreisprung-Siegerin

Überschäumend vor Freude – das war die Überraschungssiegerin im Dreisprung. Maria Purtsa sprang mit 13,65 Metern zu Gold und ließ ihren Emotionen danach freien Lauf. „Es ist wirklich unglaublich“, sagte die 24-Jährige vom LAC Erdgas Chemnitz, die sich in Zeiten der geschlossenen Sportplätze aufgrund der Corona-Pandemie sieben Wochen lang auf einem Feldweg fit gehalten hatte. „Ich wusste aber, dass heute etwas geht und habe mir gesagt: ‚Vertrau auf dich‘.“ Ein Mantra, das voll aufging. Die Chemnitzerin, aus der Trainingsgruppe von Harry Marusch, wurde nach der kurzfristigen Absage der jahresbesten Deutschen, Neele Eckhardt (LG Göttingen), die sich beim Einspringen am Oberschenkel verletzt hatte, vor allem von der Düsseldorferin Jessie Maduka gefordert. Die 24-Jährige sprang mit 13,57 Metern so weit wie seit mehr als zwei Jahren nicht mehr.

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