Stelian Moculescu – Volleyball-Erfolgstrainer im BLICK-Zurück

18.04.2015 – VoBL / SPORT4Final / Frank Zepp:

BLICK-Zurück: 40 Jahre Volleyball Bundesliga – Stelian Moculescu – der Patron

Seit 1977 begleitet das Volleyball-Magazin den deutschen Volleyball. Anlässlich des 40-jährigen Jubiläums der Bundesliga ruft das Fachmagazin noch einmal die größten Momente und witzige Anekdoten aus vier Jahrzehnten Volleyball-Bundesliga in Erinnerung.

Der Patron

Keiner ist hierzulande jemals so tief in die Materie Volleyball eingetaucht wie Stelian Moculescu. Der streitbare Erfolgstrainer des VfB Friedrichshafen verkörpert 40 Jahre Bundesliga und lebt seinen Sport auch mit 64 noch mit jeder Faser, wie Klaus Wegener beim Treffen mit dem gebürtigen Rumänen feststellen konnte. Erst wollte er gar nicht, aber als Moculescu ins Plaudern kam, gab er tiefe Einblicke in seinen Anekdoten- und Erfahrungsschatz.

Emotionale Momente

„Jeder meiner Titel ist mit Emotionen verbunden, auch wenn der ein oder andere höher zu bewerten ist. Der erste als Spielertrainer, als Trainer, der Gewinn der Champions League 2007 oder die Goldmedaille bei der Universiade 1999 und die Olympia-Qualifikation 2008 mit der Nationalmannschaft.

Meinen ersten Triumph als Spielertrainer feierte ich 1978 und als Trainer mit 1860 München beim Pokalsieg gegen Leverkusen 1990. Mir war der Wechsel vom Spielertrainer auf die Bank schwergefallen, umso schöner war die Feier. Ich erinnere mich noch an das erste Spiel mit den Sechzigern als Spielertrainer. Es war in Münster, ich regte mich über den Schiedsrichter auf und fluchte auf Rumänisch vor mich hin. Das Dumme war nur: Der Schiri antwortete mir auf Rumänisch und bat mich diskret, mich zurückzuhalten.

Mit Schiedsrichtern hatte ich immer wieder mal Erlebnisse. Einmal waren wir mit 1860 in Passau, und Klaus Franke hat uns richtig verpfiffen. Damals war es normal, dass der Schiedsrichter mit im Bus fuhr, aber nach dem Spiel war ich so sauer, dass ich zunächst gesagt habe, „Dich nehme ich nicht mehr mit“. Natürlich durfte er am Ende dann doch bei uns einsteigen. Zu den emotionalsten Momenten gehört sicher das Champions League-Final Four 1996 in Bologna mit dem ASV Dachau. Im Training vor dem Halbfinale schlug Sandor Kantor unserem Zuspieler Matthias Häberlein einen Ball so brutal auf die Hand, dass der sich einen Handspeichen-Anriss zuzog. Unser Teamarzt Thomas Stahl sagte mir, notfalls könne er spielen. Als wir im Halbfinale gegen Novi Sad mit 0:2-Sätzen hinten lagen, sagte ich zu Matthias: „Du warst noch nie in einem Finale der Champions League und wirst auch nie wieder eins erreichen. Geh aufs Feld und reiß Dir den Arsch auf. Pack Deine Ängste mal für eine halbe Stunde weg.” Dann ist er raus und hat für uns das Spiel gewonnen. Im Endspiel gegen Modena hielt er ebenfalls trotz großer Beschwerden durch.

Natürlich gibt es auch schmerzhafte Niederlagen – zum Glück nicht so viele: Meisterschaftsfinale in München 1979 gegen Leverkusen, wir liegen 2:0 vorn, aber verlieren noch mit 2:3. Warum, das weiß ich bis heute nicht. Das ärgert mich noch immer.

Mit der Nationalmannschaft habe ich Schlimmeres erlebt, wie Spaniens Niederlage bei der EM 2007 gegen Serbien. Die führten schon mit 2:0, hatten im dritten Satz Matchball und gewannen am Ende mit 3:2. Meiner Meinung nach haben die zwei Sätze abgeschenkt, weshalb wir nicht ins Halbfinale kamen. Das tat unglaublich weh. Ich habe die volle Breitseite für das Abschneiden mit Platz fünf abbekommen, konnte aber nichts dafür. Das war der Anfang vom Ende meiner Zeit als Bundestrainer, obwohl wir später die Olympia-Qualifikation packten.

Vielleicht wäre Olympia in Peking anders gelaufen, wenn wir in der Vorrunde gegen Russland im Tie-Break den Matchball nutzen. Die Russen haben Aufschlag, und ich sage meinem Libero Tom Kröger, wo er stehen soll. Aber Tom stellt sich woanders hin, der Ball landet dort, wo ich es gesagt habe, und das Spiel kippt.

Ich habe von 1998 bis 2008 zehn Jahre die Nationalmannschaft trainiert, in der Zeit kletterten wir in der Weltrangliste von Platz 45 bis in die Top-10. Das hat mich gesundheitlich fast ruiniert, alle haben mich angefeindet, weil es irgendwann nicht weiter nach oben ging. Aber noch heute sind etwa zehn Spieler international top, die unter mir angefangen haben. Ich habe immer gesagt, dass diese Mannschaft Medaillen gewinnen kann. Leider hatte ich in der Nationalmannschaft nicht das Glück, wie in meinen Vereinen.

Der grausigste Moment war, als ich DVV-Präsident Werner von Moltke 2007 fragte: „Du, Werner, könnt Ihr nach all den Jahren nicht auf die 25.000 Euro im Jahr einen Tausender drauflegen?” Die Antwort: „Das geht nicht, wir haben kein Geld.“ Als ich ein Jahr später aufhörte, kam Raul Lozano und kassierte 150.000 Euro. Da habe ich mich echt mies behandelt gefühlt. Das tat weh.

Der Weg durch 40 Jahre

Nach meiner Flucht während der Olympischen Spiele 1972 in München führte mich mein erster Weg nach Münster. Ich habe beim USC als Angreifer angefangen, hatte aber in den ersten drei Monaten fünf Zuspieler, bei denen ich kein Land gesehen habe. Ich wollte schon aufhören, als ich dann zu den Sechzigern gewechselt bin, tat ich das unter einer Bedingung: Ich will als Zuspieler ran! Ich bin als Volleyballer in einer Zeit groß geworden, in der man sich alles selbst erarbeiten musste. Es gab keine Videos, Scouts und Analysen. Wir mussten das Spiel selbst lesen, um zu wissen, was im nächsten Zug passiert.

Mit 18 habe ich in Rumänien den ersten Meistertitel gewonnen, musste mich aber ständig mit Cortison fitspritzen lassen, da ich nicht mehr springen konnte. Was ich in einer Woche an Cortison bekommen habe, kriegen andere in 30 Jahren nicht verabreicht. Die Zeiten waren halt wesentlich härter als heute. Die erste Generation meiner Spieler in München hat noch meine alte Ostblockhand zu spüren bekommen. Da gab es nicht viel zu Lachen. Als wir mal bei einem Freundschaftsturnier in Lebach völlig überflüssig verloren, mussten die Jungs mit dem Zug nach Hause reisen, während ich im Bus fuhr.

Ich musste auch viel lernen. Andrzej Niemczyk war nach meinem Jugendtrainer in Rumänien mein zweiter großer Mentor. Irgendwann, als wir mit den Löwen kurz vor dem Abstieg standen, habe ich Andrzej gebeten, das Training zu leiten. Und da sah ich etwas, das ich bis dahin nicht kannte: Die Jungs lachten beim Training! Andrzej machte nichts anderes als ich, aber es herrschte eine ganz andere Stimmung. Das hat mir die Augen geöffnet. Wir haben dann das entscheidende Spiel gegen Ottobrunn gewonnen, und ich habe meinen Stil von einem auf den anderen Tag verändert.

Mein erstes Geld mit Volleyball in Deutschland habe ich 1981 in Passau verdient. Bei den Sechzigern habe ich von den 600 Mark, die ich als Trainer bekam, 300 dem Horst Rath und 300 dem Bernd Preißler gegeben, damit sie sich in München eine Wohnung leisten können.

15 Jahre – von 1972 bis 1987 – habe ich neben Volleyball noch gearbeitet. In Rumänien hatte ich Hochbau studiert, aber in Deutschland musste ich als Hilfsarbeiter anfangen. Ich habe Mörtel getragen, auf meinem ersten Lohnstreifen standen 725 Mark und 50 Pfennig. Morgens um fünf raus, abends um zwölf nach dem Training war ich wieder zuhause. Es war eine harte Zeit. Wenn 1987 nicht vom damaligen DVV-Präsidenten Roland Mader das Angebot gekommen wäre, als Bundestrainer anzufangen, wäre ich heute wohl nicht mehr im Volleyball.

Für mich gibt es keinen Stillstand. Ich brauche eine Aufgabe, ich muss immer nach vorwärts kommen. Angebote aus Italien habe ich ausgeschlagen, weil meine Frau Gaby unbedingt in München bleiben wollte, und alleine wäre ich nie gegangen. In den ersten beiden Jahren wollte sie auch nicht nach Friedrichshafen, heute kriegt sie hier keiner mehr weg. Aber ich wäre auch nicht mehr im Volleyball, wenn sie mich nicht so unterstützt hätte.

Über die Jahre gesehen, hätte ich mir mehr Respekt gewünscht. 1998 hatte Götz Moser den Vorschlag gemacht, die Männer-Nationalmannschaft abzuschaffen. Dass das nicht passiert ist, denke ich, ist unter anderem auch mein Verdienst. Ich habe gesagt, ich kümmere mich, ich baue das Team auf. 2005, als ich auf der Kippe stand, haben die Nationalspieler einen Brief an den Verband geschrieben, weil sie mit mir weitermachen wollten. Das habe ich in meiner Laufbahn so noch nie erlebt und andere mit Sicherheit auch nicht. Aber meist war meine Arbeit nie gut genug. Das gilt auch für das Volleyball-Magazin und seine Berichterstattung. Es hat zwar eine Weile gedauert, aber inzwischen habe ich mit vielen meinen Frieden geschlossen. Jetzt bin ich so frei, dass ich darüber plaudern kann.

Besondere Gegner und Herausforderungen

Meine Lieblingsgegner sind die, die gerade oben und vielleicht etwas stärker sind als wir. Denen will ich zeigen, dass wir noch besser sind. Zu den schönen Duellen gehörten die gegen Gießen, als Burkhard Sude groß wurde, oder die gegen Wuppertal mit Hee Wan Lee. In den letzten drei Jahren hatte Berlin die Nase vorn – so ist das eben im Sport. Wir können ja nicht immer oben sein.

Ich kann mich aber auch an Gegnern reiben, die mich ärgern. Mit 1860 waren wir in Leverkusen und hatten abgemacht, in der Spielhalle trainieren zu dürfen. Das war damals noch ungewöhnlich. Leverkusens Trainer Athanasios Papageorgiou sagte zu, aber als wir ankamen, standen wir in Leverkusen-Schlebusch vor der verschlossenen Halle. Durch die Glasscheiben konnten wir das Leverkusener Training sehen. Die Spieler verschwanden dann durch den Hintereingang, und wir mussten uns auf dem Parkplatz mit ein paar Übungen behelfen. Von da an war „Papa” mein erklärter Favorit, ich habe meine Jungs immer besonders heiß gemacht.

Die lieben Kollegen

Mein Glück war es, in Rumänien einen super Jugendtrainer zu haben, der mir alles beibrachte. Er hat mich zwei Dinge gelehrt: Volleyball zu spielen, und wie man mit Spielern umgeht. Eigentlich war ich Handballer, Volleyball war für mich ein Weibersport. Meine Devise lautet: Learning by doing. Als Trainer bin ich oft nach Italien gefahren, um bei anderen zuzuschauen. Ich habe unmögliche Fragen gestellt, aber so habe ich gemerkt, ob mich einer ernst nimmt und bereit ist, mir was beizubringen. Das hat mir auch viele Freundschaften gebracht. In mein Wissen habe ich viel Geld, Zeit und Kilometer investiert. Es war meine Fortbildung, die mir keiner gezahlt hat. Wir waren immer mit dem Auto unterwegs, übernachten ging meistens nicht, weil wir das Geld nicht hatten. So finde ich auch heute noch Spieler, die keiner auf der Rechnung hat. Die fallen ja nicht über dem Bodensee vom Himmel.

Viele Trainer kommen nicht über einen Umkreis von 50 Kilometern über ihren Arbeitsplatz hinaus. So lange wir keine Trainer haben, die auch ausbilden, wird sich nichts verbessern. Stattdessen laufen viele nur mit der Taktiktafel unter dem Arm herum. Heute passiert es, dass Spieler bis ins kleinste Detail mit Informationen gefüttert werden, aber wenn sie auf dem Feld stehen, wissen sie nicht, wer wohin schlägt.

Viele Kollegen halten sich an Statistiken fest. Sie sind für sie ein Alibi, weil sie nichts anderes können, als Zahlen auszuwerten. Die meisten können hinterher hervorragend erklären, warum was nicht funktioniert hat. Besser wäre es, sie würden den Spieler vorher auf das einstellen, was ihn erwartet.

Freunde fürs Leben

Ich danke dem lieben Gott dafür, dass ich in den ersten 22 Jahren meines Lebens in Rumänien zu kämpfen gelernt habe. So wusste ich immer, dass ich etwas erreichen kann. Ich versuche, diese Einstellung weiterzugeben. In meinem Leben gab es viele gute Spieler, an die ich mich gern erinnere, bei denen ich mich freue, wenn ich sie sehe. Die Ausnahmen, bei denen das anders ist, kann ich an einer Hand abzählen. Viele von den Jungs habe ich selbst gescoutet. Wie das geht, verrate ich aber erst, wenn ich aufhöre. Eine ganze Reihe Spieler haben sich unter mir so entwickelt, dass sie Nationalspieler wurden: Georg Grozer, Jochen Schöps, Marcus Popp, Christian Pampel, Simon Tischer, Björn Andrae – die gäbe es in dieser Form alle nicht, hätte ich sie nicht nach Friedrichshafen geholt. Natürlich gab es auch Härtefälle: Bei zwei Spielern habe ich grundsätzlich das Leben geändert, sonst wären sie wohl auf Abwege geraten.

Ich sage den Spielern immer, versucht Euch gegenseitig zu helfen. Letztes Jahr musste im Play-off-Finale Jan Zimmermann im Zuspiel ran, obwohl er erst 21 war und bis dahin kaum gespielt hatte. Auf dem Feld standen auch die bulgarischen Kollegen wie Simeonov, Bratoev und Yosifov, die alle schon viele Jahre auf dem Buckel hatten. Ich habe sie aufgefordert, ihn aufzubauen. Wenn mal ein Pass schlecht kommt, sollten sie mich anschauen, und ich entschuldige mich für ihn. So muss man miteinander umgehen. Wenn ich nach einem Match einen Spieler in den Arm nehme und ihm einen Kuss gebe, dann war er wirklich gut. Das ist mein Temperament, das ist meine Art, Anerkennung zu zeigen.

Früher haben die Spieler fast alle studiert und nebenbei Volleyball gespielt. Es gibt so viele Topspieler, die nach ihrer Karriere in Spitzenpositionen arbeiten. Warum macht sich im Volleyball keiner deren Know-how zunutze und schafft ein Netzwerk? In meinen Augen muss ein Spieler eine große Leidenschaft in sich tragen, um wirklich gut zu werden. Er muss arbeiten und sich Volleyball hingeben. Um einen Spieler führen zu können, muss du ihn in die Lage versetzen, seinen Profit zu erkennen. Wenn dir das gelingt, hast du gewonnen. Die anderen ziehen dann mit. Die sind ja nicht dumm: Wenn sie merken, dass einer was dazulernt, kann es ja so verkehrt nicht sein, was der Alte erzählt. Ich habe als 64-Jähriger noch immer einen Draht zu den 20-Jährigen, auch wenn ich nicht mehr mit ihnen in die Disco gehe. Früher war der Kontakt enger. Da hat meine Frau gekocht und Schnitzel gebraten, weil mir der Familiengedanke wichtig war. Manchmal saßen wir alle bei uns im Wohnzimmer und haben uns „Das Leben des Brian” angeschaut.

Zutaten für ein Meisterteam

Das Rezept ist immer das gleiche – früher wie heute: Du musst die Jungs begeistern können, und sie müssen ihre Vorwärtsentwicklung spüren. Damals ging es nicht ums Geld, sondern um das Weiterkommen als Volleyballer. Wenn die Motivation da ist, kommt der Erfolg von allein.

Zum Trainerjob bin ich wie die Jungfrau zum Kinde gekommen: Bei den Sechzigern wurde gefragt, wer den Trainer machen will, und ich habe einfach mal ja gesagt. Für 200 Mark monatlich. Der damalige Bundestrainer Sebastian Mihailescu hat 3.000 Mark verlangt, das wollte mein Schwiegervater Georg Brunner nicht zahlen. Ich habe Jugendliche wie die Sarsky-Brüder, Horst Rath und Bernd Preißler geholt. Erst haben wir zweimal die Woche trainiert, nach kurzer Zeit waren es fünf Einheiten. Ich habe sie nach dem Training nach Hause gefahren, obwohl wir oft bis halb elf trainierten. Dem Hausmeister Heinzi gab ich ein paar Weißbiere aus, damit er das Licht anlässt. Mit diesen Jungs habe ich meinen ersten Meistertitel gewonnen. Sie haben alle ihren Weg gemacht und wurden Nationalspieler. Gespielt haben sie aber für lau.

Über Macher und Manager

Oft war ich das Mädchen für alles und habe mich um alles gekümmert. Ich habe viele Möchtegern-Macher und Pseudo-Manager kommen und gehen sehen. Das Problem ist: Alle wollen immer das Fahrrad erfinden. Aber das gibt es schon, wir müssen nur lernen, darauf zu fahren. Darin liegt der Unterschied zwischen Misserfolg und guter Vermarktung.

Meinen ersten Sponsorendeal habe ich für die Sechziger eingefädelt. Roland Mader hat den Kontakt zur Spaten-Brauerei hergestellt, am Ende des Gespräches mit dem Brauereichef hat er unserem Betreuer Dieter Beutelstahl und mir 40.000 Mark für die Mannschaft zugesagt, und wenn wir Meister werden, sollte ich als Trainer ebenfalls 40.000 Mark bekommen. Wir waren begeistert und wollten schon losfahren. Aber dann bin ich nochmal rein und  habe nachverhandelt. Am Ende bekamen wir 80.000 Mark für die Mannschaft und keine Mark für mich. Wir haben zwar jahrelang keine Titel gewonnen, aber unter dem Strich fast 350.000 Mark erhalten. Mit dem damaligen Chef hat sich bis heute eine enge Freundschaft entwickelt. Nur, weil ich so hartnäckig war. 1989 mussten wir nach Milbertshofen wechseln, wo wir den Pokal und die Meisterschaft holten. Doch das Ende kam schon nach zwei Jahren. Für den Holländer Ronald Zoodsma, den ich verpflichtet hatte, kassierte Manager Ulrich Backeshoff eine halbe Million Mark Ablöse, die er lieber in Handball steckte. Weil sich das schon früh abzeichnete, machte ich mit Klubchef Rudolf Scherer den Wechsel des Teams zum ASV Dachau aus.

Sorge um die Zukunft

Es ist seit Jahren das gleiche Spiel, heute hü, morgen hott. Warum wird jetzt die Netzregel wieder geändert? Wir hatten uns doch gerade darauf eingestellt und für die Spieler war es okay so. Aber an die denkt der Weltverband ohnehin zuletzt, wie die Termingestaltung zeigt: Im Oktober geht der Spielbetrieb los, für die meisten Klubs ist Mitte März bereits Schluss. Von Ende März bis Anfang September trainiert dann kaum noch einer richtig, und die Schiedsrichter haben auch nichts zu tun. Wie soll ein Spieler besser werden, wenn er nicht trainiert?

Jede Nation steht vor dem gleichen Problem: Du hast 14 bis 16 Spieler, die das ganze Jahr trainieren und spielen. Ohne Pause, ohne durchatmen zu können, werden sie körperlich in den Ruin getrieben. Aber was soll ich tun? Ich als Trainer kann nicht immer mit Jüngeren arbeiten. Zum einen soll ich Erfolg haben, andererseits brauchen die Talente einen langen Atem, um an die Spitze herangeführt zu werden.

Die Handballer und Basketballer sind gescheiter geworden, auch die Fußballer ändern ihre Terminpläne. Warum nur schaffen die Volleyballer das nicht? Der Grund ist ein ganz einfacher: Die Fußballer werden von Fußballern geführt, aber bei uns wollen zumeist Rechtsanwälte und Lehrer das Sagen haben. Ich mache mein Zeug am liebsten selbst, dann weiß ich, wie es läuft. Leider hat so gut wie keiner verstanden, dass es nicht um meine Person geht. Ich will meinen Job machen, und das möglichst gut. Nicht mehr und nicht weniger. Und dabei will ich nicht gestört werden.

Zur Person:

Geboren: 6. Mai 1950 in Kronstadt (Rumänien)

Familienstand: Verheiratet, drei Kinder

Seit 1997 beim VfB Friedrichshafen

Frühere Stationen (als Trainer):

1975 – 1980   Spielertrainer TSV 1860 München

1980 – 1981   Nationaltrainer Österreich

1981 – 1983   Spielertrainer VC Passau

1984 – 1986   Landestrainer Bayern

1985 – 1989   TSV 1860 München

1987 – 1990   Bundestrainer Männer

1989 – 1991   TSV Milbertshofen

1991 – 1997   ASV Dachau

1999 – 2008  Bundestrainer Männer

Erfolge:

Rumänischer Meister 1968

Österreichischer Meister (1981, 1984, 1985)

Österreichischer Pokalsieger (1981, 1984)

18-mal Deutscher Meister (1975, 1978, 1980, 1991, 1995, 1996, 1998 bis 2002, 2005 bis 2011)

21-mal Pokalsieger (1973, 1975, 1978 bis 1980, 1982, 1990, 1997 bis 1999, 2001 bis 2008, 2012, 2014, 2015)

2. Platz Champions League 1996 und 2000

3. Platz Champions League 1999

1. Platz Champions League 2007

3. Platz Junioren-EM 1990

1. Platz Universiade 1999

9. Platz Olympische Spiele 2008

Autor: Klaus Wegener / Volleyball-Magazin

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert