Herbert Hainer im SPORT1 Interview zu aktuellen FC Bayern Fragen

Herbert Hainer - Copyright SPORT1 | Nadine Rupp
Herbert Hainer – Copyright SPORT1 | Nadine Rupp

Herbert Hainer, Präsident des FC Bayern München, über Bayerns wirtschaftliche Kraft in Bezug auf ein mögliches Interesse an Dortmunds Starspieler Erling Haaland:

Wir sind ein wirtschaftlich sehr starker und gesunder Verein. Obwohl auch wir massiv unter der Pandemie leiden, können wir immer Spieler holen, wenn wir von ihnen überzeugt sind.“

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05.03.2021 – PM Sport1 / SPORT4FINAL / Frank Zepp:

Herbert Hainer, Präsident des FC Bayern München, sprach vor dem Bundesliga-Hit gegen Borussia Dortmund im SPORT1 Interview über das Titelrennen, Bayerns Anfälligkeit in der Defensive, eine Rückkehr von Thomas Müller in die Nationalelf und Robert Lewandowskis Jagd auf den Rekord von Gerd Müller, der 40 Liga-Treffer in der Saison 1971/72 erzielte. Zudem äußerte sich Herbert Hainer zur Kaderplanung der Bayern.

Das Interview im Folgenden:

SPORT1: Herr Hainer, Platz 1 gegen Platz 5 bei 13 Punkten Differenz. Ist das überhaupt noch ein Spitzenspiel?

Herbert Hainer: Absolut. Bayern und Dortmund waren in den vergangenen zehn Jahren die bestimmenden Mannschaften im Kampf um die Meisterschaft. Wir hatten in den letzten acht Jahren die Nase vorn, aber es ist und bleibt ein Spitzenspiel.

SPORT1: Wird Ihnen Leipzig auf Sicht gefährlicher als Dortmund?

Herbert Hainer: Beide Vereine zählen zu den absoluten Spitzenklubs der Bundesliga und werden sicher auch in der Zukunft eine tragende Rolle spielen. Wir freuen uns auf diese spannenden Duelle.

SPORT1: Sind die Bayern in der Champions League motivierter und verteidigen eher diesen Titel als die Meisterschaft?

Herbert Hainer: Wir haben beide Ziele im Auge und die Chance, beides zu erreichen. In der Meisterschaft stehen wir zwei Punkte vor Leipzig und haben alles in der eigenen Hand. In der Champions League brauchen wir neben einer guten sportlichen Performance zusätzlich das nötige Quäntchen Glück.

SPORT1: Warum ist die Bayern-Defensive so löchrig?

Herbert Hainer: Unser Spiel ist offensiver ausgerichtet als in den Vorjahren – und damit noch einmal attraktiver geworden. Wir müssen einfach immer mehr Tore schießen als wir bekommen (lacht).

SPORT1: Erwarten Sie schnelle Verbesserungen?

Herbert Hainer: Wir haben im vergangenen Jahr unglaublich gut gespielt. Zuletzt ist die Stabilität durch einige wichtige Ausfälle zwischenzeitlich etwas verloren gegangen. Hansi Flick hat bereits gesagt, dass wir wieder mehr Stabilität in unsere Defensive rein bekommen müssen. Daran arbeitet die Mannschaft, das wird schon. Davon bin ich überzeugt.

SPORT1: Wie bewerten Sie das Vorhaben von Hans-Joachim Watzke, nun doch über 2022 hinaus bei Borussia Dortmund im Amt zu bleiben?

Herbert Hainer: Hans-Joachim Watzke ist ein erfahrener Mann in der Bundesliga und hat Dortmund aus einer prekären Lage zu einem erfolgreichen und wirtschaftlich soliden Verein geführt. Er wird dem BVB auch weiterhin gut tun.

SPORT1: Watzke führte an, dass er den Verein aufgrund der Herausforderungen der Pandemie nicht im Stich lassen wolle. Ist es ausgeschlossen, dass Karl-Heinz Rummenigge nochmal verlängert?

Herbert Hainer: Ja. Wir haben diesen Übergang langfristig und strategisch geplant und unser Plan sieht klar vor, dass Oliver Kahn Ende 2021 den Posten als Vorstandsvorsitzender von Karl-Heinz Rummenigge übernimmt. Wie Dortmund verfährt, ist deren Sache, da habe ich keinen Einblick. Ich kann nur für uns sprechen. Wir machen unsere Planungen nicht von Corona abhängig, denn solche Entscheidungen haben wir uns vorher reiflich und gut überlegt.

SPORT1: Wird Watzke nach dem Rummenigge-Abgang der stärkste Bundesliga-Boss sein?

Herbert Hainer: Das würde ich so definitiv nicht sagen. Bei uns übernimmt immerhin Oliver Kahn den Posten des Vorstandsvorsitzenden von Karl-Heinz Rummenigge. Und auch Hasan Salihamidzic ist in seiner Rolle als Vorstand noch mal deutlich gewachsen.

SPORT1: Mino Raiola sagte, dass sich nur zehn Vereine in Europa Erling Haaland leisten können. Ist der FC Bayern einer davon?

Herbert Hainer: Wir sind ein wirtschaftlich sehr starker und gesunder Verein. Obwohl auch wir massiv unter der Pandemie leiden, können wir immer Spieler holen, wenn wir von ihnen überzeugt sind. Erst vor zwei Wochen hat Hasan Salihamidzic bekannt gegeben, dass wir mit Dayot Upamecano einen der besten Innenverteidiger zu uns holen.

SPORT1: Dayot Upamecano kostet 42,5 Millionen Euro. Erling Haalands Ausstiegsklausel liegt ab 2022 bei 75 Millionen Euro. Wird der FC Bayern in den nächsten ein bis zwei Jahren solche Summen bezahlen?

Herbert Hainer: Das kann ich heute nicht sagen. Wir befinden uns in einer Pandemie, die ganze Welt steckt in einer Ausnahmesituation – gesellschaftlich, wirtschaftlich und auch im Fußball. Täglich verändern sich die Dinge. Ich bin daher weit davon entfernt, Prognosen zu stellen. Fest steht aber, dass wir in Zukunft noch mehr unseren erfolgreichen Weg gehen werden, junge Spieler mit herausragenden Fähigkeiten zu verpflichten. Die Beispiele Joshua Kimmich, Kingsley Coman, Alphonso Davies oder Jamal Musiala sind Belege dafür, dass der FC Bayern ein Verein ist, bei dem sich außergewöhnliche Talente zu internationalen Top-Spielern entwickeln können.

SPORT1: Sie kennen Gerd Müller. Er hätte am Torrausch von Robert Lewandowski seine wahre Freude, oder?

Herbert Hainer: Robert Lewandowski ist ein großartiger Erbe von Gerd Müller, denn durch seine Tore ermöglicht er uns viele Titel. Ob er es schafft, Gerds 40-Tore-Rekord zu brechen? Wir werden es sehen. Er hat alle Chancen, aber es wird nicht einfach. Jetzt steht er bei 28 Saisontoren. Insofern muss er noch ein paar machen. Es wird spannend.

SPORT1: Bekommt er in München eine Statue, wenn er das schafft?

Herbert Hainer: Darüber entscheiden wir, wenn es soweit ist. Zuerst müssen wir eine für Uli Hoeneß bauen, für Franz Beckenbauer, Gerd Müller, Karl-Heinz Rummenigge und und und. Zum Glück ist die Geschichte des FC Bayern voller außergewöhnlicher Persönlichkeiten.

SPORT1: Joachim Löw hat die Tür für eine Rückkehr von Thomas Müller in die Nationalmannschaft geöffnet. Wird ihm das noch mehr Auftrieb geben?

Herbert Hainer: Thomas Müller spielt eine unheimlich starke Saison. Durch seine Kommunikation, seine Laufbereitschaft und seinen nimmer müden Einsatz während der 90 Minuten, kann man sehen und hören, was er für ein wichtiger Spieler ist. Thomas Müller würde jeder Mannschaft gut zu Gesicht stehen – auch der DFB-Auswahl bei der Fußball EM.

SPORT1: Glauben Sie, dass Thomas Müller nur für die EM überhaupt bereit stünde?

Herbert Hainer: Ich kenne Thomas Müller als fußballbegeisterten und ehrgeizigen Spieler. Ich kann mir vorstellen, dass er sagt: Ich mache das. Ich habe darüber aber noch nicht mit ihm gesprochen.

SPORT1: Pünktlich zum BVB-Spiel ist Leon Goretzka nach seiner Corona-Erkrankung wieder in Topform. Wie wichtig ist Ihnen seine Vertragsverlängerung?

Herbert Hainer: Leon Goretzka hat sich in den letzten zwölf Monaten extrem entwickelt. Er ist für uns in meinen Augen einer der wichtigsten Spieler geworden und ein Garant für unsere Erfolge. Ja, wir wollen mit ihm verlängern, aber unsere sportliche Leitung hat insgesamt einige Vertragsgespräche, die anstehen. Um die kümmert sich Hasan Salihamidzic Stück für Stück.

SPORT1: Verlängert Aushilfs-Rechtsverteidiger Niklas Süle oder wechselt er im Sommer zum FC Chelsea?

Herbert Hainer: Ich habe gesehen, dass Niklas Süle mittlerweile technische Kabinettstücke auf Lager hat, mit Übersteiger und allem. Das hätte ich so nicht erwartet (lacht). Er ist ein wichtiger Spieler für uns. Im Frühjahr setzen wir uns mit ihm zusammen.

SPORT1: Was imponiert Ihnen an Jamal Musiala?

Herbert Hainer: Mir persönlich gefällt, dass Jamal Musiala mehrere Positionen spielen kann, sowohl als Zehner als auch auf der Außenbahn. Er ist sehr vielseitig und dabei noch so jung, er wurde ja gerade erst 18. Ich finde, er ist ein unheimlich interessantes Talent.

SPORT1: Wann verlängert er seinen Vertrag?

Herbert Hainer: Wir konnten mit ihm keine Vertragsunterschrift tätigen, solange er nicht 18 Jahre alt ist. Sie werden sich noch ein kleines bisschen gedulden müssen – auch, was Spekulationen über eine mögliche Laufzeit betrifft.

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