Karl-Heinz Rummenigge im SPORT1 Interview über Oliver Bierhoff

Karl-Heinz Rummenigge - FC Bayern München - Copyright: Imago
Karl-Heinz Rummenigge – FC Bayern München – Copyright: Imago

Karl-Heinz Rummenigge, Vorstands-Vorsitzender des FC Bayern München:

Über einen möglichen Bundestrainer Hansi Flick: „Wir werden nicht die Probleme des DFB lösen.”

05.02.2021 – PM SPORT1 / SPORT4FINAL / Frank Zepp:

Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsboss des FC Bayern München, sprach im exklusiven SPORT1 Interview über die anstehende Klub-WM, Bayern-Trainer Hansi Flick und die Nationalmannschaft. An Oliver Bierhoff, Direktor Nationalmannschaften und Akademie, adressierte er kritische Worte. Zudem geht er auf die Kaderplanung der Bayern ein. Das Interview im Folgenden:

SPORT1: Herr Rummenigge, wie wichtig ist dieser sechste mögliche Titel für den FC Bayern?

Karl-Heinz Rummenigge: Die Mannschaft ist mit dem Trainer nicht umsonst bei mir vorstellig geworden, als die FIFA die Gedankengänge hatte, das Turnier in dieser Saison aufgrund von Corona nicht stattfinden zu lassen. Sie haben mich gebeten, mit Gianni Infantino Kontakt aufzunehmen und zu versuchen, das Turnier stattfinden zu lassen. Das habe ich gemacht. Wir sind froh, dass wir uns als Champions-League-Sieger für diese FIFA-Klub-WM qualifiziert haben. Unsere Mannschaft ist sehr ehrgeizig und will alles gewinnen, was möglich ist. Sie will jetzt Historisches schaffen. Sechs Titel gelangen bisher nur einem Klub: 2009 dem FC Barcelona.

SPORT1: Die Vitamin-D-Zufuhr in der katarischen Sonne könnte ein schöner Nebeneffekt sein.

Karl-Heinz Rummenigge: Das Wetter in München war diese Woche überwiegend bescheiden. Dort drüben werden wir sehr angenehme Klimabedingungen haben. Das war immer der Grund, weshalb wir in den vergangenen Jahren in Doha das Wintertrainingslager abgehalten haben. Wir sind dort eine knappe Woche. Ich bin davon überzeugt, dass es für die Mannschaft stimulierend und motivierend ist. Ähnlich wie im vergangenen Jahr in Lissabon.

SPORT1: Spielt der FC Bayern besser, wenn’s wärmer ist?

Karl-Heinz Rummenigge: Ich bin mit dem FC Bayern jetzt schon so lange behaftet und es war immer so: Bei ganz kaltem Wetter im November und Dezember hatten wir regelmäßig Spiele, die nicht so top waren. Franz Beckenbauer sprach sogar vom November-Blues. Diesmal war das im Januar der Fall, nach dem Pokal-Ausscheiden in Kiel ist die Mannschaft aber wieder konzentrierter und motivierter zu Werke gegangen. Es ist kein Zufall, dass wir uns seitdem einen schönen Vorsprung in der Bundesliga erspielt haben.

SPORT1: Finanziell lohnt sich der Gewinn der Klub-WM ebenfalls…

Karl-Heinz Rummenigge: Der Gewinner des Turniers erhält fünf Millionen Dollar, das ist auch ein angenehmer Effekt. Wenn die Mannschaft diesen Titel gewinnen sollte, wird sie dafür eine Prämie erhalten. Das hätte sie sich verdient. Ich warne aber davor, die Gegner zu unterschätzen. Kommenden Montag haben wir nach zwei Tagen Pause und einer langen Reise direkt das Halbfinale. Der Al-Ahly SC ist ein ungemein traditionsreicher Verein mit über 30 Millionen Fans allein in Ägypten. Er wurde vom Kontinentalverband zum „Klub des Jahrhunderts“ gewählt. Wir freuen uns sehr auf diese Begegnung und werden diesem Gegner mit höchstem Respekt und Anerkennung entgegentreten.

SPORT1: Haben die Bayern-Stars bei ihren Gehältern Prämien nötig?

Karl-Heinz Rummenigge: Alle Spieler verdienen sehr gutes Geld, trotzdem ist es bei uns gelebte Praxis, dass die Mannschaft an Titeln partizipiert. Daran möchten wir nichts ändern, denn es ist eine Anerkennung vom Verein an das Team. Aber wie heißt es so schön, vor den Erfolg haben die Götter den Schweiß gesetzt.

SPORT1: Wie bereitet man sich auf diesen unbekannten Gegner Al-Ahly eigentlich vor?

Karl-Heinz Rummenigge: Unser Trainer wird eine Gegneranalyse von Al-Ahly betreiben. Denn man darf nicht arrogant sein, obwohl wir in dem Spiel Favorit sind. Wir wollen nicht stolpern, sondern jedes Spiel seriös angehen. Das hat die Mannschaft 2020 perfekt gemacht und wird sie 2021 beibehalten: Die Spiele immer mit Respekt und professioneller Vorbereitung anzugehen.

SPORT1: Hansi Flick könnte binnen einer Saison alle Titel einfahren, die möglich wären. Sind Sie nicht in Sorge, dass er danach sagt: „Mehr kann ich hier nicht erreichen. Ich höre auf”?

Karl-Heinz Rummenigge: Es gibt von Hansi Flick den berühmten Satz: Erfolg ist nur gemietet. Damit ist alles gesagt. Ich erlebe Hansi als einen extrem ehrgeizigen Trainer und Menschen. Was hätten Uli Hoeneß oder Franz Beckenbauer sagen sollen, die gefühlt 100 Titel gewonnen haben? Sie haben immer weitergemacht und wurden fast noch ehrgeiziger. Hansi hat das FC-Bayern-Gen als Spieler erlebt und als Trainer nochmal extrem verinnerlicht. Sich immer wieder neue Ziele zu setzen, ist wichtig. Auch, wenn man schon alles gewonnen hat. Dann muss man die Erfolge eben bestätigen. Hansi hat beim FC Bayern eine sehr erfolgreiche Zeit eingeläutet und wird in diesem Stil weitermachen.

SPORT1: Zuletzt gab es Gerüchte um seinen vorzeitigen Abschied im Sommer. Gehen Sie davon aus, dass Hansi Flick in der nächsten Saison Trainer des FC Bayern sein wird?

Karl-Heinz Rummenigge: Hundertprozentig. Außerdem: Er hatte als Spieler seine schönste und erfolgreichste Zeit beim FC Bayern. Das wird auch für seine Zeit als Trainer gelten.

SPORT1: „Ich wäre verrückt, wenn ich das ausschließen würde”, sagte Oliver Bierhoff im Interview mit der Sportbild auf die Frage, ob Hansi Flick ein möglicher Nachfolger von Joachim Löw sein könne. Wie denken Sie über diese Aussage?

Karl-Heinz Rummenigge: Ich muss offen und ehrlich sagen: Oliver Bierhoff tut im Moment immer so, als wäre er der große Aufräumer und Modernisierer beim DFB. Aber alles, was er in den letzten Tagen in seinen diversen Interviews kritisiert hat, trägt den Namen Oliver Bierhoff. Egal ob es zum Beispiel seine Kritik am deutschen Nachwuchs oder der Trainerausbildung war. Bei allem war der Sportdirektor Oliver Bierhoff federführend seit 15 Jahren verantwortlich und mit im Boot. Darüber würde ich mir Gedanken machen und über nichts anderes. Außerdem finde ich es dem jetzigen Bundestrainer Joachim Löw gegenüber illoyal, auf dem Trainerposten Planungsspiele öffentlich für die Zukunft aufzustellen.

SPORT1: Würden Sie Hansi Flick vorzeitig aus seinem Vertrag entlassen, wenn er Sie darum bittet, Bundestrainer werden zu wollen?

Karl-Heinz Rummenigge: Ich habe immer gesagt, dass der Trainer der wichtigste Angestellte ist und wir eine Vertrags-Vereinbarung haben, die bekannt ist. Von daher ist das überhaupt kein Thema. Wir werden nicht die Probleme des DFB lösen. Und wenn ich ehrlich bin: Wäre ich Trainer und sollte vom Arbeitgeber FC Bayern zum Arbeitgeber DFB wechseln, würde mir das lediglich ein Schmunzeln entlocken.

SPORT1: So energisch wie jetzt hört man Sie aufgrund der Geisterspiele derzeit öfter in den Stadien.

Karl-Heinz Rummenigge: Ich war immer so, nur hat man mich früher nicht gehört, weil Zuschauer im Stadion waren. Ich lebe mit und für den Fußball und liebe diese Mannschaft. Aber wenn sie Fehler macht, bekommt sie eben von mir auch mal einen kritischen Kommentar von oben zu hören – und da ich nicht gut pfeifen kann, muss ich eben laut rufen.

SPORT1: Träumen Sie in Ihrem letzten Jahr als Vorstandsboss nochmal von einem ganz großen Transfercoup?

Karl-Heinz Rummenigge: Corona hat die ganze Welt beschädigt und den Fußball extrem. In dieser schweren Situation steht FC Bayern noch vergleichsweise gut da. Es ist uns aber nicht möglich, irgendeinen finanziellen Wahnsinn zu veranstalten und zu glauben, wir können jetzt die Mbappes oder Neymars dieser Welt verpflichten. Ich möchte übrigens daran erinnern: Gewinnt man fünf oder möglicherweise sechs Titel in einer Saison, kann man am Transfermarkt auch mal etwas entspannter und mit Rücksicht auf die Finanzen ruhiger agieren, weil die Qualität im Kader ja damit erwiesenermaßen sehr hoch ist.

SPORT1: Zum Personal: Wird David Alaba eines Tages ein Abschiedsspiel bekommen? Ist etwas in diese Richtung geplant?

Karl-Heinz Rummenigge: Das Abschiedsspiel hätten wir ihm geschenkt, wenn er seine Karriere hier beendet hätte. Als vor kurzem die Gerüchte um Real Madrid aufkamen, ist er auf einen Espresso zu mir ins Büro gekommen. Das Verhältnis zwischen dem FC Bayern und David Alaba ist absolut in Ordnung. Ich habe ihm gesagt, dass er bis zum letzten Tag beim FC Bayern seriös und fair behandelt wird und ich mir wünsche, dass bei seinem letzten Spiel für den FC Bayern wieder Zuschauer möglich sind. Denn wir wollen ihn vor den Fans verabschieden. Uns hat es immer ausgezeichnet, dass wir mit solchen Themen seriös umgehen. Der Junge kam vor knapp 13 Jahren zu uns und hat immer Topleistungen zum Wohle des Vereins abgeliefert. Es ist eine Verpflichtung des FC Bayern, ihn so zu verabschieden, wie er es verdient.

SPORT1: Ist Jerome Boateng der aktuell formstärkste deutsche Innenverteidiger?

Karl-Heinz Rummenigge: Er spielt auf alle Fälle eine sehr zufriedenstellende Saison. Der Bundestrainer saß am vergangenen Samstag halblinks von mir. Er wird zur Kenntnis genommen haben, dass Boateng nicht nur wegen seines Tores gegen Hoffenheim eine sehr solide und seriöse Saison bei uns spielt.

SPORT1: Liegt es an offenen Transfers wie dem von Dayot Upamecano oder warum zögert man eine Zukunftsentscheidung von Boateng hinaus?

Karl-Heinz Rummenigge: Bei uns ist es Usus, dass wir bei Spielern über 30 um Geduld bitten. Auch, wenn der Vertrag ausläuft. Jerome weiß in dieser Richtung Bescheid. Diese Geduld hat er. Dann wird man sich zu einem passenden Zeitpunkt hinsetzen und eine gemeinsame Entscheidung treffen. Wir haben jetzt erstmal gewisse Hausaufgaben zu machen. Wenn diese erledigt sind und man klare Ergebnisse hat, wird man weitersehen.

SPORT1: Sind Sie optimistisch, dass Leon Goretzka langfristig verlängern wird?

Karl-Heinz Rummenigge: Vor einem Jahr war Leon mal bei mir im Büro und meinte, dass er ein wichtiger Spieler für den FC Bayern werden will. Dann habe ich ihm eine Frage gestellt: „Hindert dich einer daran?” Dann meinte er: „Nein!” Ich habe geantwortet: „Dann werde es.” 2020 hat er einen sehr großen Sprung gemacht, um das zu werden, was wir beim FC Bayern einen Schlüsselspieler nennen. Das Tandem Kimmich/Goretzka ist eines der besten, das ich kenne. Nicht nur national, auch international. Ich hoffe, dass er auf der zweiten Ebene, der moralisch empathischen Ebene, auf welcher er sich ebenso hervorragend entwickelt hat, weiß, was man dem Verein in Zeiten von Corona zumuten kann. Ich mache da keinen Hehl daraus: Wir werden nicht alles mitmachen können und brauchen da auch das Verständnis der Spieler.

SPORT1: Soll heißen, dass die Zeiten der ganz großen Verträge coronabedingt vorbei sind?

Karl-Heinz Rummenigge: Grundsätzlich muss man ja sagen, dass Profifußballer zu allen Zeiten überproportional gut verdient haben. Insbesondere in den vergangenen zehn Jahren gab es eine exponentielle Steigerung bei den Ablösesummen, aber auch bei den Gehältern. Durch Corona werden Korrekturen jetzt sicherlich unvermeidlich sein.

SPORT1: Welcher 2022 auslaufende Vertrag wird schneller verlängert: Der von Goretzka oder von Niklas Süle?

Karl-Heinz Rummenigge: Ich hoffe, dass es möglich sein wird, mit beiden Spielern seriöse und faire Lösungen zu finden. Das Ziel des FC Bayern ist immer, die guten Spieler zu behalten.

SPORT1: Muss der FC Bayern im Sommer einen Spieler wie Corentin Tolisso verkaufen, um Einnahmen zu generieren? Auch sein Vertrag läuft 2022 aus.

Karl-Heinz Rummenigge: Bei einer Kaderplanung spielt die Gegenwart und Zukunft eine Rolle. Das Bestreben von uns allen ist, den Status quo unserer Qualität mindestens zu erhalten, idealerweise zu steigern. Heute kann ich das aber nicht seriös voraussagen. Tolisso hat im Sommer noch ein Jahr Vertrag. Entweder verlängern wir den Vertrag oder müssen eine Lösung finden. Diese beiden Optionen liegen auf dem Tisch. Ich kann weder die eine noch die andere ausschließen.

SPORT1: Deutschland oder England, welche Entscheidung erwarten Sie bei Jamal Musiala?

Karl-Heinz Rummenigge: Unsere Priorität liegt jetzt erst einmal darin, unseren Vertrag mit Jamal langfristig zu verlängern. Aus dieser Vertragsverlängerung würde sich möglicherweise auch ein Vorteil für die deutsche Nationalmannschaft ergeben.“

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