DFB: Wolfgang Niersbach: „Die WM 2006 war nicht gekauft“

DFB-Präsident Wolfgang Niersbach vor der Fußball-WM 2014 mit dem Nationalteam beim „Fest der Weltmeister“ - Foto: GettyImages
DFB-Präsident Wolfgang Niersbach „Fest der Weltmeister“ 2014 – Foto: GettyImages

„SPORT4Final“ veröffentlicht ein Interview mit DFB-Präsident Wolfgang Niersbach zur aktuellen Berichterstattung über die Vergabe der WM 2006 nach Deutschland, welches auf DFB.de am 17. Oktober 2015 erschienen ist.

Am Freitag behauptete das Magazin „Der Spiegel“, es habe im Zusammenhang mit der Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft 2006 „Schwarze Kassen“ und Stimmenkauf gegeben. Im Interview nimmt DFB-Präsident Wolfgang Niersbach dazu Stellung.

Handball-WM 2013 in Spanien: SPORT4Final - Redakteur Frank Zepp im Palau Sant Jordi in Barcelona am 27. Januar 2013 - Foto: SPORT4Final
Frank Zepp im Palau St. Jordi in Barcelona

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18.10.2015 – DFB / SPORT4Final / Frank Zepp:

DFB.de: Herr Niersbach, das Magazin „Der Spiegel“ berichtet über „Schwarze Kassen“, aus denen Stimmen für die WM 2006 bezahlt worden sein sollen.

Wolfgang Niersbach: Das kann ich absolut und kategorisch ausschließen. Ich kann versichern, dass es im Zusammenhang mit der Bewerbung und Vergabe der WM 2006 definitiv keine „Schwarzen Kassen“ beim DFB, dem Bewerbungskomitee noch dem späteren Organisationskomitee gegeben hat. Uns ist damals die absolut beste Kandidatur bescheinigt worden, und wir haben mit unseren Argumenten für Deutschland als Gastgeber die Wahl mit 12:11 gewonnen.

DFB.de: Für die WM 2006 hat es also keinen Stimmenkauf gegeben, wie der „Spiegel“ mutmaßt?

Niersbach: Ganz sicher nicht. Das kann ich allen Fußball-Fans versichern. Auch der „Spiegel“ hat dafür keine Beweise genannt, sondern beruft sich letztlich auf ein angebliches, von einer anonymen Quelle kolportiertes Zitat von Günter Netzer, das der bereits im gleichen Artikel vehement bestritten hat. Nochmal: die WM war nicht gekauft.

DFB.de: In der Presseerklärung vom Freitag kündigt der DFB rechtliche Schritte gegen die Behauptungen an.

Niersbach: Wir haben unseren Anwalt Professor Christian Schertz gebeten, den Spiegel-Artikel presserechtlich zu prüfen. Insbesondere die Frage, was der „Spiegel“ als Beweis dafür anführt, dass es zu einem Stimmenkauf gekommen sein soll. Herr Schertz teilte uns bereits mit, dass der „Spiegel“ im Ergebnis jeden Beweis für diese Kernbehauptung der Geschichte schuldig bleibt. Wir haben ihn daher gebeten, gegen die insoweit nicht im Ansatz bewiesene und definitiv falsche Kernbehauptung des „Spiegel“, die WM 2006 sei mit Mitteln aus einer „Schwarzen Kasse“ beim DFB oder beim Organisationskomitee gekauft worden, alle denkbaren rechtlichen Schritte einzuleiten.

DFB.de: Trotzdem steht eine Zahlung des WM-Organisationskomitees von 6,7 Millionen Euro an die Fifa aus dem Jahre 2005 im Raum, die möglicherweise zweckwidrig verwendet worden sein soll.

Niersbach: Dass es einen solchen Vorgang gibt, haben wir vergangenen Freitag veröffentlicht. Ich habe diesen Sommer davon erfahren und eine interne Prüfung veranlasst. Zur Aufklärung haben wir verbandsintern den Kontrollausschuss eingeschaltet sowie die externe, internationale Wirtschaftskanzlei Freshfields-Bruckhaus-Deringer. Das Ergebnis der laufenden Prüfungen ist offen, aber ich kann aufgrund der zeitlichen Abläufe dieses Zahlungs-Vorgangs schon jetzt definitiv ausschließen, dass die Zahlung in Zusammenhang mit der WM-Vergabe im Jahr 2000 steht.

DFB.de: Der „Spiegel“ behauptet, zu diesem Vorgang ein Dokument aus dem Jahr 2004 zu besitzen, auf dem ein handschriftlicher Vermerk von Ihnen sein soll.

Niersbach: Auch hier bin ich ganz ehrlich: Ich kann mich daran absolut nicht erinnern, zumal ich in meiner Eigenschaft als OK-Vizepräsident Marketing und Medien nur sehr bedingt in wirtschaftliche Transaktionen eingebunden war. Ich möchte daher die Redaktion des „Spiegel“ bitten, uns dieses Papier zu überlassen, um nachvollziehen zu können, worum es sich handelt und ob es überhaupt meine Handschrift ist.

DFB.de: Wie wird der DFB jetzt weiter verfahren?

Niersbach: Es tut weh und wir beim DFB sind alle tief betroffen, dass dieses wunderbare Sommermärchen, das unser ganzes Land gefeiert hat und uns Sympathien in der ganzen Welt gebracht hat, über neun Jahre später derartig in die Schlagzeilen gerät. In einer Telefonkonferenz hat unser gesamtes DFB-Präsidium am Freitag zum Ausdruck gebracht, dass wir alle offenen Fragen schnell beantworten müssen und uns gemeinsam für eine lückenlose Aufklärung einsetzen.

Quelle: DFB.de

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