Kai Havertz: „Wir können Europameister werden“

Kai Havertz - Deutschland - DFB - Copyright: Imago
Kai Havertz – Deutschland – DFB – Copyright: Imago

Fußball EM 2021 UEFA EURO 2020: Kai Havertz, deutscher Nationalspieler und Profi des FC Chelsea, über die Titel-Chancen des DFB-Teams:

„Wir Spieler und der Staff glauben fest daran, dass wir Europameister werden können.“

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28.06.2021 – PM Sport1 / SPORT4FINAL / Frank Zepp:

Fußball EM 2021 UEFA EURO 2020: Kai Havertz, deutscher Nationalspieler und Champions-League-Sieger mit dem FC Chelsea, spricht im exklusiven SPORT1 Interview über das Achtelfinale der UEFA EURO 2020 gegen England, Englands Star Harry Kane und die Folgen seines Siegtors im Champions-League-Finale gegen Manchester City. Anbei die wichtigsten Aussagen des Interviews:

SPORT1: Bei einer Autogrammstunde am Samstag fragte Sie ein junger Fan, wer Europameister wird? Sie sagten sofort: „Deutschland!”. Wie überzeugt sind Sie wirklich von dieser Aussage?

Kai Havertz: Dahinter stecken 100 Prozent Überzeugung. Wir Spieler und der Staff glauben fest daran, dass wir Europameister werden können. Es wäre auch schlimm, wenn es nicht so wäre. Denn wir haben eine Top-Mannschaft, ein super Trainerteam und eine gute Mentalität. Wir müssen es nur schaffen, unsere Qualität abzurufen. Dann ist in den K.o.-Spielen alles drin für uns.

SPORT1: Verloren gegen Nordmazedonien, gezaubert gegen Portugal, gestrauchelt gegen Ungarn – ist Deutschland eine Wundertüte?

Kai Havertz: Schwierig zu beantworten, aber was man auf jeden Fall sagen kann: Uns hat die Konstanz gefehlt. Gefühlt hat uns gegen kleinere Nationen oft die Überzeugung gefehlt und wir haben uns gegen sie schwerer getan als gegen die großen, weil die Räume nicht so offen waren. Wenn der Gegner hingegen mitspielt, haben wir mehr Räume. Das ist etwas ganz anderes, als gegen Mannschaften zu spielen, die sich hinten einbunkern und auf Konter spielen. Das Spiel gegen Ungarn war ein Sinnbild dessen. Es ist aber noch nicht zu spät, um dieses Bild umzudrehen und es besser zu machen.

SPORT1: Dann ist England von Vorteil?

Kai Havertz: Es könnte gut für uns sein, wenn die Engländer das Spiel in die Hand nehmen. Andererseits verfügen sie über eine starke Defensive. Ich kenne die englischen Mannschaften mittlerweile. Sie verteidigen sehr gut. Aber die englische Nationalmannschaft ist in der Offensive stark. Deswegen wird es sicherlich ein sehr gutes Spiel, vor allem für den neutralen Zuschauer.

SPORT1: Vor welchem Engländer werden Sie Joachim Löw besonders warnen?

Kai Havertz: Da kann ich nicht nur einen Spieler nennen. Rashford, Foden, Mount, Kane – sie zählen aktuell zu den Besten im europäischen Fußball. Wir müssen im Verbund gut verteidigen und nicht nur einen, sondern gleich mehrere Spieler aus dem Spiel nehmen, weil sie alle Weltklasse-Niveau haben.

SPORT1: Wie ist der Engländer auf dem Platz?

Kai Havertz: Es gibt unterschiedliche Spielertypen: Englische Defensiv-Reihen sind schwer zu bespielen. Alle Spieler sind sehr groß, robust und zweikampfstark. Vorne hast du Spieler wie Sterling oder Rashford, die schnell, quirlig, schussstark sind und eine feine Technik besitzen. Der englische Fußball ist definitiv anders als der deutsche oder spanische. Er ist viel körperbetonter und laufintensiver.

SPORT1: Ihr Spiel wirkt seit Ihrem Wechsel nach England auch verändert.

Kai Havertz: Ja, denn ich musste mich anpassen. In den ersten sechs Monaten ist mir die Umstellung allerdings schwergefallen. Ich habe gemerkt, dass ich meinen Körper anders einsetzen muss, manchmal schlauer und robuster spielen muss. Es wird von mir auch erwartet, dass ich so spiele.

SPORT1: Sind Sie immer noch so ungern im Kraftraum?

Kai Havertz: Ich bin einfach nicht der Muskelprotz, der nach dem Training jeden Tag in den Kraftraum geht. Es geht übrigens nicht darum, immer mehr Muskelmasse aufzubauen. Es gibt vielmehr viele Stabilisations-Übungen, die mir sehr geholfen haben, um auf dem Platz stabiler zu sein. Dadurch habe ich mich körperlich weiterentwickelt. In der englischen Liga muss man auf dem Platz stark sein.

SPORT1: Stark ist Harry Kane allemal. Würden Sie ihn mangels echter Stürmer in unserem Land gerne einbürgern?

Kai Havertz: Ich würde nicht nein sagen (lacht). Er ist ein Top-Stürmer, der keine klassische und keine falsche Nummer neun ist. Er ist irgendwas dazwischen. Der holt sich die Bälle hinten ab, spielt tödliche Pässe nach vorne und ist in der Box brutal gut. Er hat einen super Torschuss und ein gutes Auge für die Räume. Für einen Innenverteidiger ist er schwer zu packen, weil er in die Tiefe läuft, kurz kommt und schießen kann. Nicht umsonst hat er in dieser Saison in der Premier League die meisten Tore erzielt und vorbereitet.

SPORT1: Sie haben bereits zwei Tore bei dieser EM geschossen, Kane dagegen ist torlos. Ist es von Vorteil, dass sich die Gegner anscheinend damit schwertun, sich auf den Aushilfs-Stürmer Havertz einzulassen?

Kai Havertz: Ich lebe davon, dass ich nicht zu greifen bin und ausweichen kann. Dass ich viele Freiheiten auf dem Platz habe. Defensiv bin ich auf der halbrechten Seite eingebunden, offensiv bin ich auch rechts, aber ich darf kreativ sein. Ich kann in die Box gehen oder aus der Tiefe kommen. Am liebsten bin ich jedoch in den Zwischenräumen unterwegs – zwischen den Innenverteidigern und Sechsern. In den vergangenen ein bis zwei Jahren habe ich immer mehr Torgefahr ausgestrahlt. Das haben nach meinem Wechsel zum FC Chelsea auch viele Experten von mir verlangt. Es war immer mein Ziel, viele Tore zu schießen. Mir macht diese Position sehr viel Spaß.

SPORT1: Nach Ihren beiden Treffern haben Sie kaum gejubelt.

Kai Havertz: Ich bin dreimal ins Netz gefallen und lag auf dem Boden (lacht). Gefühlt sind die Emotionen dann schon raus, wenn der Ball im Tor liegt und ich auch. Ich bin ein Freund davon, so zu jubeln, wie es mir passt. Wenn ich einen Sprint gemacht habe, dann verspüre ich nicht mehr das Verlangen, noch zur Eckfahne zu laufen. Wenn die Emotionen allerdings da sind, dann lasse ich sie auch raus. Wenn sie in dem Moment nicht da sind, dann eben nicht. Aber eines kann ich Ihnen versichern…

SPORT1: Jetzt sind wir gespannt!

Kai Havertz: Ich freue mich wirklich von Herzen über jedes Tor! Auch, wenn es manchmal nicht so aussehen mag. Da gebe ich Ihnen recht (lacht).

SPORT1: Nicht zuletzt durch ihr Goldenes Tor in der Königsklasse ist die Erwartungshaltung an Sie immens. Wie gehen Sie damit um?

Kai Havertz: Einerseits freue ich mich, weil mir das Feedback zeigt, dass ich in den vergangenen Wochen nicht allzu viel falsch gemacht habe. Andererseits muss ich meine Qualitäten in jedem Spiel beweisen. Zeige ich dann mal ein schlechtes Spiel, weiß ich sofort, dass es auch kritische Stimmen geben wird. Darüber mache ich mich aber nicht verrückt. Ich will Spaß am Fußball haben und mit dem Druck, immer abliefern zu müssen, kann ich sehr gut umgehen. Jetzt hoffe ich, dass meine gute Form noch die ein oder andere Woche anhält.

SPORT1: Abschlussfrage. Sie werden oft mit zwei Legenden verglichen: Michael Ballack und Zinedine Zidane. Was hat Sie an diesen Spielern am meisten beeindruckt?

Kai Havertz: Die Torgefahr von Ballack und die Finesse und Eleganz von Zidane. Ich wäre gerne ein Mix aus beiden.

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