Kommentar: HC Empor Rostock vor sportlichem Scherbenhaufen?

15.09.2014 – SPORT4Final:

Der HC Empor Rostock, Vereins-Europameister von 1982 und nach dem SC Magdeburg erfolgreichster Verein in der ehemaligen DDR, sorgt mit der Entlassung des Cheftrainers Dr. Rastislav Trtik für Schlagzeilen. Steht der erfolgreiche Traditionsverein vor einem sportlichen Scherbenhaufen? Haben wir es vielleicht in Rostock mit einer Konzeptionslosigkeit der Vereinsoberen zu tun?

Ein Kommentar von SPORT4Final-Redakteur Frank Zepp. 

HC Empor Rostock: Juliane Radike neue Geschäftsführerin - Juliane Radike und Trainer Dr. Rastislav Trtik beim Testspiel gegen EHV Aue am 12.08.2014, Foto: HC Empor Rostock
HC Empor Rostock: Juliane Radike neue Geschäftsführerin – Juliane Radike und Trainer Dr. Rastislav Trtik beim Testspiel gegen EHV Aue am 12.08.2014, Foto: HC Empor Rostock

Roman Becvar (HC Empor Rostock): „Wenn wir verlieren, kommen wir immer wieder zurück. Das ist unsere Stärke.“

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Empor Rostock-Trainer Rastislav Trtik im Kabinen-Interview: „Ich bin vom richtigen Weg der Mannschaft überzeugt.“

BLICK-Zurück:

„Fast-Lizenzverweigerung“ im Frühjahr 2008 und mehrere Trainer- und Geschäftsführerwechsel – Holger Schneider löste 2010 Lars Rabenhorst als Trainer (der nun wieder übernehmen soll) ab, Gunter Funk 2010/2011, Entlassung Schneiders als Geschäftsführer/sportlicher Leiter Dezember 2011, Trainer Norbert Henke übernahm im November 2011 bis Saisonende 2012, wurde Geschäftsführer für drei Monate bis Oktober 2012 und in dieser Position von Jens Gienapp abgelöst, der wiederum im August 2014 an Juliane Radike übergab. 

Da stellt sich die einfache Frage, wie soll bei dieser personellen Fluktuationsrate eine strategische und sportliche Perspektive des Handballclubs überhaupt konsequent in Angriff genommen werden. Steckt hinter den Taten der Vereinsführung eine Konzeption oder liegt eher Ratlosigkeit vor? 

Die neuerliche Trainer-Entlassung, diesmal Rastislav Trtik, löst keine Probleme. Für einen Neuanfang, der wievielte eigentlich liebe Empor-„Würdenträger“, wäre eine Demission des Vorstandes und Aufsichtsrates das richtige Signal.

Zur sportlichen Seite der Medaille:

Dr. Rastislav Trtik übernahm die Cheftrainerposition im Sommer 2012, erzielte 2013 Platz 6 und 2014 Platz 15 in der zweiten Bundesliga. Wie hieß es doch am 29. August 2013 auf der Empor-Webseite: Die vertragliche Bindung des Cheftrainers bis Juni 2016 sei „ein deutliches Signal in Richtung eines mittelfristig angelegten Konzeptes.“ Chef Gienapp setzte Qualitätsworte drauf: „Der Trainer ist tauglich für die 1. Bundesliga. In diese Richtung wollen wir auch sportlich marschieren.“ In den Klartext übersetzt bedeutete dies die wirtschaftliche und sportliche Konsolidierung in der vergangenen Spielzeit und den Angriff auf die Aufstiegsplätze zur Eliteliga in der Saison 2014/2015. Gemeinsam mit dem im letzten Jahr verpflichteten Uwe Schwenker. 

Beide sind nun nicht mehr an Bord der „Empor-Kogge“ (Verzeihung liebe Hansa-Koggen-Fans). Der Wirtschafts- und Handballfachmann Schwenker bekam vom Vorstand keine Kompetenz in finanziellen Fragen, hatte kein Budget und war insofern kaum handlungsfähig. Der Handballexperte und ausgewiesene Handball-Lehrer Dr. Rastislav Trtik, ehemals tschechischer Nationaltrainer und Aufstiegstrainer der MT Melsungen, wurde nach vier Spieltagen der neuen Saison „vertrieben“. Die schlechte Rückrundenbilanz der letzten Saison wurde ihm auch zur Last gelegt. Warum trennte man sich zu diesem Zeitpunkt nicht von ihm und hätte einem neuen Trainer die Vorbereitung der neuen Saison übergeben. 

Empor Rostocks Jahresetat gehört zu den Kleinsten der zweiten Bundesliga. Nun auch noch zwei Trainer bezahlen oder eine größere Abfindungssumme für Trtik in die Hand zu nehmen, ist zudem wirtschaftlicher Unsinn und passt ins Bild der kopflosen Vereinsstrategie. 

Da wäre noch die sportliche Leistungssteigerung des Empor-Teams von der desaströsen Eisenach-Pleite über den Hildesheim-Sieg bis zur vermeidbaren Großwallstadt-Niederlage. Selbst Roman Becvar äußerte im SPORT4Final-Interview, dass „wir nach Niederlagen immer wieder zurückkommen, was unsere Stärke ist.“ Bleibt zu hoffen, dass Empor Rostock zur Ruhe und Besinnung kommt und endlich einen erfolgreichen Vereinskurs in den nächsten Jahren hinlegt. 

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