HC Leipzig: Stagnation, titellos, entwicklungsfähiges Team – Kommentar

Quo vadis HC Leipzig? Stagnation, titellos, entwicklungsfähiges Team - Bild aus HCL vs. THC 28:28 vom 14.01.2015 - Foto: Sebastian Brauner
Quo vadis HC Leipzig? Stagnation, titellos, entwicklungsfähiges Team – Bild aus HCL vs. THC 28:28 vom 14.01.2015 – Foto: Sebastian Brauner

14.03.2015 – SPORT4Final / Frank Zepp:

HC Leipzig: Titelhungrig mit einer entwicklungsfähigen Mannschaft gestartet, die Pokal-Titelverteidigung im Visier und den leistungsmäßigen Abstand auf Meister Thüringer HC verkürzen zu wollen – das waren die saisonalen Leitlinien des deutschen Rekordmeisters HC Leipzig vor der Saison. Was ist in dieser Spielzeit bis zum Frühjahr 2015 umgesetzt worden?

Erfolgserlebnisse, Schwachpunkte, das „Budapest-Wunder“, Mentalität, Leistungskonstanz, Rückraum, Teamentwicklung und Neuverpflichtungen – der Versuch einer Analyse.

Ein Kommentar in Thesen von SPORT4Final-Redakteur Frank Zepp.

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Verletzungen: Der HC Leipzig hat mit den Langzeitverletzten Saskia Lang und Anna Atladottir wichtige Ausfälle zu verzeichnen. Ursächlich für das unbefriedigende Abschneiden in Bundeliga und Pokal ist dies nicht. Andere Teams beklagten ähnliche (Thüringer HC) oder noch schwerwiegendere Ausfälle (Buxtehuder SV). Dieses Thema wurde vom Rekordmeister zu hoch gehangen.

Formschwankungen: Deutlich sichtbar bei Anne Hubinger, Helena Hertlein, Anne Müller, Alexandra Mazzucco, Nicole Roth und Michelle Urbicht.

Leistungsnachweis: Nele Reimer wies im Rückraum ansteigende Form und ihre Qualitäten nach. Ein Zuwachs an Spielzeit verdeutlicht ebenfalls ihren Leistungssprung.

Spieltaktik: Der 2:4-Positionsangriff mit zwei mittleren Kreisspielerinnen (Luisa Schulze, Anne Müller) war der Not geschuldet, nicht genügend leistungs- und wurfstarke Rückraumspielerinnen zur Verfügung zu haben. Die Angriffsvariante scheint international nicht mehr entwicklungsfähig und erfolgreich zu sein.

Maura Visser: Nach dem Rauswurf von Maura Visser wurden die Probleme in Angriff (Torgefährlichkeit) und Abwehr noch offenkundiger. Das „Stinkstiefel“-Teamproblem wurde gelöst, adäquater Ersatz nicht mehr gefunden.

Karolina Kudlacz: Als Spiel-Regisseurin unumschränkt die beste Alternative und in überwiegend konstanter Form auf hohem Level. Nach Vissers Entlassung Steigerungen im Team-Kombinationsspiel erkennbar.

Katja Schülke: Die zweite Kapitänin und „Handballerin des Jahres 2014“ zeigte nach ihrer Babypause einen starken Wiedereinstieg. Ein wenig Konstanz und Steigerungsfähigkeit in entscheidenden Phasen sind noch als Reserven zu erschließen.

Mentalität: Zu Beginn der Saison sahen die Fans einen mental starken HC Leipzig. Höhepunkt war das „Jahrhundert-Match“ in der Champions-League-Qualifikation gegen FTC Budapest, als zweieinhalb Minuten vor Ende der Verlängerung ein 3-Tore-Rückstand in einen Sieg gedreht wurde. Danach zeigte sich die instabile Teamseite bei einigen Spieleinbrüchen gegen Wolgograd (zweimal), gegen den Thüringer HC, Oldenburg, Buxtehude oder Buducnost Podgorica.

Teamentwicklung: Fortschritte und ein Teilerfolg sind erkennbar, auch bei den jungen Spielerinnen. Die Konstanz und die Breite des Kaders sowie mentale Schwankungen ließen Misserfolge aufkommen. Aber die eingeschlagene Richtung stimmt.

Verstärkungen: Fünf Verstärkungen bei drei Abgängen plant Manager Kay-Sven Hähner. Luisa Sturm erhält einen Profivertrag. Nationalspielerin Shenia Minevskaja ist bereits vertraglich fixiert. Franziska Mietzners Verpflichtung scheint nur noch Formsache zu sein. Eine weitere Torhüterin neben Schülke und Roth sowie eine rechte Rückraumspielerin werden noch verpflichtet.

DHB-Pokal: Die Heimniederlage im Viertelfinale gegen Oldenburg stellte den sportlichen und mentalen Tiefpunkt dar. Das Pokal-Final4 in eigener Halle und die Chance auf eine erfolgreiche Titelverteidigung, also ein realistischer Titel in der Saison schlechthin, waren dahin.

Bundesliga: Nach derzeitigem Tabellenstand ist der dritte Rang nur noch realistisch. Vier bzw. fünf Punkte Rückstand auf den Thüringer HC sowie Spitzenreiter Buxtehuder SV zeigen deutlich, dass sich der Leistungsabstand zum Vorjahr (Vizemeister) nicht verkürzt hat.

Champions League: Dies war die Erfolgsgeschichte des HC Leipzig in dieser Saison, auf die sich künftig aufbauen lässt. Als Qualifikant gestartet zog man bis in die Hauptrunde der Königsklasse ein. Platz zehn ist am Ende aller Ehren wert. Der deutsche Rekordmeister will sich für die kommende Saison erneut um einen Startplatz für die Qualifikation bewerben.

Quo vadis HC Leipzig? Team- und Trainerweiterentwicklung zeigen tendenziell nach oben und scheinen in der nächsten Spielzeit mehr Früchte abzuwerfen. Ob ein Titel dabei sein wird, kann im Sport niemand voraus sagen oder garantieren. Spannung ist weiterhin beim HC Leipzig angesagt.

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