Mit „spanischer Wand“ und variablem Angriffsspiel gewinnt der Thüringer HC das Spitzenspiel gegen den HC Leipzig verdient mit 31:23

Es war ja „nur“ ein Bundesligaspiel, kein vorentscheidendes, kein Playoff-Spiel – darin waren sich meine Gesprächspartner, drei Trainer und ein Manager, nach dem Spiel einig.

Auch in folgenden Gedanken: Der Thüringer HC spielte sehr gut, gewann sicher und verdient 31:23. Der HC Leipzig zeigte in einem auf Augenhöhe erwartetem Spiel eine seiner schwächsten Saisonleistungen. Und Deutscher Meister können beide Teams auch noch werden … Für mich war aber dieses Spitzenspiel der Handball-Bundesliga Frauen eine temporäre Bestandsaufnahme. Die SPORT4Final-Analyse sieht folgendermaßen aus: [private] Klasse-Spielbeginn: In einer äußerst temporeichen Anfangsviertelstunde, beide Teams standen in 6:0-Abwehrformationen, drehte der HC Leipzig die Thüringer 3:1-Führung (6.) in eine eigene 5:7-Führung (10.) durch konsequentes Abwehrverhalten (Torhüterin Schülke parierte zwei Siebenmeter) und schnelles Umkehrspiel mit sicheren Torabschlüssen. Das Spitzenspiel lief schon auf hohem Qualitätslevel. THC-Cheftrainer Müller nahm die erste Auszeit … Die Spielwende: Der THC spielte sich in einen ersten 8:2-Lauf zum 13:9 in der 23.Minute. Die THC-Abwehr avancierte zur „spanischen Wand“. Schnell, flexibel verschiebend, aggressiv heraus tretend gegen Leipzigs Spielmacherinnen Visser und Kudlacz erzwang der THC die Fehler im HCL-Angriff. Was folgte war ein „Geschwindigkeits“-Umkehrspiel incl. erster und zweiter Welle des THC, dem die Leipziger Abwehr nicht mehr standhalten konnte. Einzig und allein Deutschlands Handballerin des Jahres, Katja Schülke, stemmte sich der sich ankündigenden Spielwende entgegen. Die anderen Leipzigerinnen schienen psychologisch langsam den Gedanken an einen Auswärtssieg zu verlieren, obwohl sie gute 15 Minuten stabil und erfolgreich spielten und nur mit einem 2-Tore-Rückstand von 14:12 in die Pause gingen. Nach Wiederbeginn den Siegkurs zementiert: Der zweite Thüringer 5:1-Lauf zum 19:13 (38.) sorgte für die de facto-Entscheidung. Der variable und schnelle Positionsangriff über den Kreis, sehenswerte Nadgornaja-Tore aus dem Rückraum, das Freispielen der Außen, die kluge Angriffs-Doppelregie von Wohlbold und Nadgornaja – fast alles funktionierte nun bei den Gastgebern. Leipzigs Abwehr verlor endgültig die kämpferischen und spielerischen Fähigkeiten. Ob in der Innendeckung oder auf den Halbpositionen, das geplante Abwehrbollwerk für die Tempogegenstöße zerfiel, im Positionsangriff gingen die Ideen und das Tempo aus (oftmaliges Zeitspiel) – all dies zeigte sich letztendlich in der Körpersprache der Leipzigerinnen. Auch Schülke konnte die Abwehrschwächen nicht mehr „reparieren“ und verlor statistisch bis zu ihrer Auswechslung auch das Torhüterduell. Beim 23:16 (46.) war die Spielentscheidung gefallen. Eine letzte Leipziger Auszeit konnte bis zum Abpfiff auch nichts Entscheidendes mehr bewirken. Leipzigs Cheftrainer Madsen stellte selbstkritisch beim Pressegespräch fest: „Wir haben heute zu viele Fehler auf dem Feld und auf der Bank gemacht. Ich habe nicht die richtigen Lösungen, auch nicht die richtige Aufstellung gefunden.“ „Gewinner war heute der Damenhandball.“ So THC-Trainer Müller nach dem Spiel. Sicherlich, aber ein Spitzenspiel war es nur in der ersten Halbzeit. Umso spielstärker und dominanter der THC in der zweiten Halbzeit wurde, genauso baute der HC Leipzig leistungsmäßig ab und konnte in der zweiten Spielhälfte nicht mehr den Nachweis einer Spitzenmannschaft erbringen. Und der glückliche Siegertrainer meinte abschließend, dass beide Mannschaften „in dieser Saison nicht das letzte Mal gegeneinander gespielt“ haben. Das hofft SPORT4Final auch, denn wir brauchen zur Entwicklung des Leistungsvermögens unserer Top-Spielerinnen mehr enge und hochklassige Spiele auf Augenhöhe. Auch noch für die Europapokalspiele in dieser Saison … und das erhoffte Wiedersehen in den dann wirklich entscheidenden Playoff-Spielen …    [/private]

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