SC DHfK Leipzig: Kampf- und phasenweise spielstark, aber ohne heimischen Sieg-Punch-Instinkt

05.11.2013 – SPORT4Final:

SC DHfK Leipzig vs. HC Erlangen 27:29 (12:16)

Philipp Weber: „Wir spielen mit, spielen gut aber wir tun denen nicht weh, und das ist das Problem.“

Christian Prokop: „Wir hätten im Tempospiel noch mehr Kapital heraus schlagen müssen.“ 

Im Topspiel der zweiten Handball-Bundesliga der Männer verlor der SC DHfK Leipzig gegen den Spitzenreiter HC Erlangen vor nur 1.685 Zuschauern mit 27:29 Toren. Erlangen bleibt damit weiter an der Tabellenspitze und der SC DHfK Leipzig fiel mit ausgeglichenem Punktekonto (9:9) auf den 13. Tabellenplatz zurück. Mit einigen (umstrittenen) Schiedsrichterentscheidungen beschäftigten sich die DHfK-Handballer mental zu lange, was dem eigenen Spielfluss abträglich war.

Für den ambitionierten Leipziger Sportclub ging mit dieser ersten Heimniederlage der Nimbus der Unbesiegbarkeit in der heimischen Arena verloren. Ursächlich eine spielerisch, kämpferisch zu zaghafte, schwächere zweite Hälfte der ersten 30 Minuten trug zum 4-Tore-Rückstand (12:16) bis zur Pause bei. Der Gastgeber ließ den Spitzenreiter im Angriff „gewähren“, hatte im Innenblock und auf den Deckungshalbpositionen kleine Lücken, die die Gäste clever und kombinationssicher zu Toren nutzten.

 

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Auch ein Torhüterwechsel auf DHfK-Seite nach 20 Minuten sollte wenig Besserung bringen. Gegenüber Stochl war prozentual und bei schwierigen, freien Bällen etwas stärker im Stellungsspiel sowie beiden Wurfversuchen von den äußeren Kreispositionen. Dabei kam der SC DHfK Leipzig mit Tempo, Spielwitz und Philipp Weber (vier der ersten sechs Tore) sehr gut ins Spiel, war dominant in der Anfangsviertelstunde. Auch Prokopec mit acht Toren war ein stabiler Rückhalt in Angriff und Abwehr. Mit der ersten Gäste-Führung beim 6:7 nach 13 Minuten kam ein Bruch ins Leipziger Spiel. Einige Fehlwürfe und technische Fehler waren zu viel, um Erlangens Halbzeitführung zu verhindern. Die Manndeckung gegen Weber ab der 20. Minute stellte sich aus Erlanger Sicht als wirkungsvolles taktisches Mittel dar.

Nach der Pause erlebten die Zuschauer einen intensiveren Kampf auf beiden Seiten, bei dem das spielerische Moment manchmal zu kurz kam. Der SC DHfK Leipzig ging mit mehr Leidenschaft und Tempo in die Abwehr- und Angriffsaktionen. Nach 50 Minuten war beim Stand von 22:24 erstmals die Gelegenheit für die Spielwende. Anstatt aber das Überzahlspiel zum Anschlusstor zu nutzen, kassierte man selbst eine Strafzeit und einen Siebenmeter zum 22:25 (51.). DHfK-Trainer Prokop versuchte in den letzten drei Minuten mit einer offensiven 4:2-Abwehr das Unmögliche. Prokopec gelang per Siebenmeter 20 Sekunden vor Schluss der Anschlusstreffer zum 27:28, aber wiederum eine Strafzeit für Leipzig und das 29. Tor für Erlangen besiegelte die Niederlage für die Gastgeber mit dem Schlusspfiff. Der Spitzenreiter wirkte als Mannschaft gefestigter und cleverer in den Abschlusshandlungen. Insofern geht dieser Sieg voll in Ordnung.

Am SPORT4Final-Mikro waren:

Ulrich Streitenberger (DHfK): „Wir hatten in der ersten Halbzeit auch sehr gute Phasen, im Angriff den Ball gut laufen lassen. Kleinigkeiten entschieden schon, ob du mit ein, zwei oder Toren in die Pause gehst. Erlangen spielt clever und hatte eine große Stabilität – ist als Mannschaft sehr gefestigt.“

Philipp Weber (DHfK): „Ich finde es auch fatal, immer zu sagen, wir sind eine junge Mannschaft. Wir müssen auch mal kapieren, dass wir das abstellen müssen. Gerade zu Hause müssen wir zeigen, dass wir hier zu Hause sind. Und dass die Leute nicht gern nach Leipzig kommen, um gegen uns zu spielen. Das sehe ich in den letzten zwanzig Minuten. In der ersten Halbzeit lief es nicht schlecht. Wir laufen einfach mit. Wir unternehmen nichts dagegen, dass die mit 4 Toren führen. Wir spielen mit, spielen gut aber wir tun denen nicht weh, und das ist das Problem.“

Frank Bergemann (Trainer HC Erlangen): „Anfangs haben wir uns schwer getan, ins Spiel zu kommen. Vor allem Philipp Weber hat uns in der Abwehr Riesenprobleme gemacht. Danach kam eine sehr, sehr gute Phase, in der wir das Spiel in den Griff bekamen. In der zweiten Halbzeit ließen wir uns von der Hektik anstecken, da wurde es brenzlig. Das hätte ins Auge gehen können. Die Zuschauer haben ein spannendes, intensives Spiel gesehen. Wir sind sehr froh, dass wir hier die beiden Punkte geholt haben. Das war unser erstes richtig hartes Auswärtsspiel.“

Christian Prokop: „Natürlich kann man sagen, wenn eine Mannschaft mit 4 Toren in Führung zur Halbzeit geht, dann gewinnt eine Auswärtsmannschaft auch an Selbstsicherheit. Aber wir haben viele Spiele in der Schlussphase wieder aufgeholt und umgedreht. Und wir haben heute auch trotz des langen Rückstandes an einen Erfolg geglaubt. Aber heute hätten wir noch lange spielen können und es wäre trotzdem bei der 1-Tore-Niederlage geblieben. Die Strategie war über 60 Minuten, die Erlanger Deckung mit Tempo unter Druck zu setzen. Wir hätten aber im Tempospiel noch mehr Kapital heraus schlagen müssen. Bei allem Kampf hätte es heute auch zum Unentschieden reichen können. Die Enttäuschung ist groß – mehr kann ich dazu nicht sagen.“

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