Thüringer HC mit überlegenem 28:24-Erfolg beim HC Leipzig an die Tabellenspitze

30.10.2013 – SPORT4Final:

Aus der Arena Leipzig mit der finalwürdigen Champions-League-Kulisse von 4.300 Zuschauern berichtet SPORT4Final-Redakteur Frank Zepp vom Topspiel der Handball-Bundesliga zwischen dem HC Leipzig und dem Thüringer HC.

Es war eine prächtige Stimmung bei qualitativ guter Handballkost und einer Weltklasseleistung durch THC-Torhüterin Maike März. Trainer Müllers Abwehrumstellung und ein 1:7-Lauf des Thüringer HC innerhalb von neun Minuten (!) sorgten bis zum 17:24 für die Spielentscheidung in der zweiten Halbzeit. Mit dem 28:24-Erfolg des deutschen Meisters Thüringer HC beim bislang verlustpunktfreien HC Leipzig erfolgte am 9.Spieltag die Wachablösung an der Spitze der Bundesliga. Und das TOPSPIEL bedeutete eine ungeheure Werbung für den sich auch international im Aufschwung befindenden deutschen Frauenhandball!

HC Leipzig vs. Thüringer HC 24:28 - Foto: SPORT4Final
HC Leipzig vs. Thüringer HC 24:28 – Foto: SPORT4Final

Thomas Ørneborg: „Wir waren nicht konsequent genug in unserer Abwehr. Wir haben zu viele Chancen über 60 Minuten vergeben.“

Herbert Müller: „Wir haben heute das Spiel dominiert, nachdem wir in der Abwehr Zugriff bekommen haben und März das Tor schier vernagelt hat.“

Am SPORT4Final-Mikro waren ebenfalls noch Wieland Schmidt, Kay-Sven Hähner, Franziska Mietzner und Bundestrainer Heine Jensen.

HCL-Spielmacherin Maura Visser - Foto: Sebastian Brauner
HCL-Spielmacherin Maura Visser – Foto: Sebastian Brauner

Spielverlauf:

3:3 (4.), 7:5 (11.), 10:10 (18.), 10:12 (20.), 12:12 (26.), 12:15 (Halbzeit)

16:17 (36.), 17:19 (40.), 17:24 (46.), 22:26 (55.), 22:28 (57.), 24:28 (Endstand) 

Wir unternehmen den Versuch einer kritischen Spielanalyse. In einer temporeichen und spielerisch sehenswerten Anfangsphase kam der Gastgeber besser ins druckvolle Spiel und führte nach 9 Minuten mit 6:4 Toren. Eine Auszeit durch THC-Trainer Müller leitete mit der Einwechslung von Torhüterin Maike März (Krause bis dahin ohne Parade) die Spielwende ein. Müllers zweite Maßnahme nach der Auszeit von Leipzigs Trainer Ørneborg (7:6 – 13.) mit der Umstellung von der 6:0- auf die 5:0+1-Abwehr und der engen Deckung von Kerstin Wohlbold gegen Leipzigs Tor- und Erfolgsgaranten der letzten Wochen Susann Müller (mit Superklasseleistungen im Stile von Katarina Bulatovic aus Györ) „verrückte“ die strategische Spieldominanz von der Leipziger zur THC-Seite. Die Abwehr des deutschen Meisters stabilisierte sich und Torhüterin März zeigte eine Weltklasseleistung dahinter!

Tolle Atmosphäre im Mittedeutschen Derby zwischen HCL und THC in einer vollen ARENA - Foto: Sebastian Brauner
Tolle Atmosphäre im Mittedeutschen Derby zwischen HCL und THC in einer vollen ARENA – Foto: Sebastian Brauner

 

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In zwanzig Minuten bis zur Halbzeit hielt sie 9 Bälle bei nur 5 Gegentoren, was eine Fangquote von 64 Prozent bedeutete. In der zweiten Halbzeit sollten ebenfalls 9 Paraden bei 12 HCL-Toren (43 %) folgen. In 50 Minuten ihres Einsatzes betrug die Quote gehaltener Bälle bei Maike März insgesamt 51 Prozent! Dem Thüringer HC gelangen nach der Abwehrumstellung bis zur Halbzeit sechs Tempogegenstoß-Tore! Dem HC Leipzig riss der Spielfaden nach den taktischen Veränderungen der Gäste, was nach dem 10:8 (16.) durch Augsburg nur noch zwei Tore bis zur Pause ermöglichte. Beim Gastgeber lief im Angriff trotz guter und mental starker Anfangsviertelstunde der gut aufgelegten Maura Visser und Karolina Szwed-Ørneborg bis zur Halbzeit nur noch wenig zusammen. Neben der Chancenverwertung sollten die Leipziger Trainer auch das Wurfbild ihrer Schützlinge in der Nachbetrachtung des Spiels analysieren. 

In der ersten Hälfte der zweiten Halbzeit fiel die Vorentscheidung in diesem Spitzenspiel. Der HC Leipzig konnte durch zweimal Visser, Augsburg und Bont bis zur 37. Minute auf 16:17 verkürzen und wieder Hoffnung schöpfen. Aber wie schon im Champions-League-Spiel gegen Sävehof bei 23:24 (48. Minute) konnte das „Ruder“ nicht herum gerissen werden. Ein 1:7-Lauf des Thüringer HC innerhalb von neun Minuten (!) sorgte bis zum 17:24 für die Spielentscheidung. In dieser Phase hielt März wieder 5 Bälle. Der HC Leipzig traf einmal den Pfosten, einmal nicht das Tor und leistete sich zwei technische Fehler. Scheinbar fehlten Kraft sowie Konzentration beim Herausspielen der optimalen Wurfposition. Taktisch spielte Susann Müller nun auf der rechten Kreisposition, um beim Auflösen in die 2:4-Angriffs- und Wurfposition zu gelangen. Bis auf Saskia Lang, die in der Endphase des Spiels in 1:1-Situationen noch vier Tore erzielte, gelang dem Leipziger Rückraum nicht mehr viel.   

Leipzig fehlten im Angriff die Alternativen, die der Thüringer HC besaß. Denn mit Spielmacherin Wohlbold und Luzumova im linken Rückraum (ihr Abwehrwechsel mit Mietzner auf kurzem Weg) in der zweiten Hälfte war der deutsche Meister von der Spielqualität und im Positionsangriff einfach besser aufgestellt.

Neben dem deutlichen Nachteil auf der Torhüterposition sollte auch die taktische Meisterleistung des THC-Trainers Müller gegen den deutschen Rekordmeister HC Leipzig sprechen. In der Meisterschaft ist nun mit einem Punkt Rückstand auf den Titelverteidiger weiterhin alles offen und möglich. Nur mental wird es wohl langsam ein Problem für die Leipziger Spielerinnen, dass man gegen den Thüringer HC in wichtigen Spielen den Kürzeren zieht. Und die Siegermentalität noch nicht wieder in den Köpfen der Leipzigerinnen Einzug gehalten hat. Dies muss aber schnell bis zum nächsten Champions-League-Spiel am Sonntag in Sävehof passieren, denn dort muss man gewinnen, um noch Chancen für die Hauptrunde zu erhalten. 

Am SPORT4Final-Mikro waren: 

Wieland Schmidt: „Wie schon gegen Sävehof hat uns die Kraft gefehlt. Auch die Konzentration, um die entscheidenden Dinger rein zu machen bei den Chancen, die wir hatten. Und wir haben schnelle Tore bekommen und das war dann ausschlaggebend. Susi Müller wurde in der zweiten Hälfte aus dem Spiel genommen, aber wir hatten ja trotzdem noch die Chancen, die Tore rein zu machen. Gekämpft haben alle, aber es hat heute nicht gereicht.“

Thomas Ørneborg: „Wir waren nicht konsequent genug in unserer Abwehr. Wir haben zu viele Chancen über 60 Minuten vergeben. Wir haben auch zu viele leichte Gegentore zugelassen. Wir haben auch gesehen, wie sehr uns Hubi fehlt, wenn der Gegner Manndeckung gegen Susi spielt. In der ersten Halbzeit lief es 15 Minuten sehr gut und die Mentalität hat gestimmt. Aber danach haben wir zu viele Fehler gemacht. Wir wussten, dass der THC mit einer 6:0-Abwehr beginnt und dann Susi in Manndeckung nimmt. Im Direktspiel mit Maura und Saskia waren wir gut. Als wir quer spielten, bekamen wir die Konter.“

Kay-Sven Hähner: „Ich denke, der Torwartwechsel war das Entscheidende. März hat gleich die ersten Bälle abgebissen und das war gleich entscheidend. Ohne Susi fehlte die Wurfkraft aus dem Rückraum. Karolina merkte man auch an, dass ein wenig Energie fehlte. Susi hatte auch gegen Russland zweimal durchgespielt. Wenn keine Alternativen mit Hubinger da sind, stößt man einfach an die Grenzen. Wir wollen in Sävehof gern gewinnen. Das Verletzungsthema ist zur Unzeit gekommen. Da müssen wir durch.“

Herbert Müller: „Wir haben heute das Spiel dominiert, nachdem wir in der Abwehr Zugriff bekommen haben und März das Tor schier vernagelt hat. Dann sind wir in unser Tempospiel gekommen. Ich muss neben Maike März, die wirklich sensationell war, Kerstin Wohlbold herausheben, die nicht nur Susi Müller heraus genommen hat, sondern vorn der Lenker und Antreiber über 60 Minuten war. Ich könnte eigentlich alle nennen, es war ein Mannschaftserfolg. Wir haben verdient gewonnen. Es hätte in der Höhe für mein Gefühl sogar klarer werden müssen. Wir haben hinten raus noch vier oder fünf hundertfünfzigprozentige Chancen liegen lassen. Aber es zählen die zwei Punkte und die Tabellenführung und das wollten wir.“

Franziska Mietzner: „Zufrieden bin ich mit meiner Angriffsleistung noch nicht. Es waren zwei gute und fünf schlechte Würfe. Aber ich habe mich auf die Abwehr konzentriert und das hat heute gut funktioniert und darauf kann ich aufbauen.“  

Heine Jensen: „Das Spiel hat insgesamt ein sehr hohes Tempo angeboten und es war viel Dynamik drin. Am Ende haben wahrscheinlich viele Kleinigkeiten den Ausschlag gegeben. Der Thüringer HC hat in der zweiten Halbzeit richtig gut angefangen und diesen Vorsprung verteidigen können. Es war ein gutes Spiel für den deutschen Frauenhandball.“

Statistik:

HC Leipzig: Melanie Herrmann, Julia Plöger; Maura Visser (5), Alexandra Mazzucco, Natalie Augsburg (3), Debbie Bont (1), Karolina Kudlacz (3), Saskia Lang (4), Karolina Szwed-Ørneborg (5/1), Susann Müller (3), Michelle Urbicht, Luisa Sturm, Isa-Sophia Rösike

Thüringer HC: Jana Krause, Dinah Eckerle, Maike März; Sonja Frey (7/4), Ana Gros, Martine Smeets, Danick Snelder (1), Iveta Luzumova (2), Katrin Engel, Marieke Blase, Franziska Mietzner (2), Lydia Jakubisova (6), Kerstin Wohlbold (2), Alexandrina Cabral Barbosa (8)

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