HC Leipzig bei 28:34-Heimniederlage gegen IK Sävehof ohne Zugriff auf das Spiel

Kay-Sven Hähner: Unsere offensive Abwehr hat ja funktioniert, die hätte auch fast die Wende gebracht.

Karolina Kudlacz: Es tut so weh, weil wir wussten, wie Sävehof spielt.

Heine Jensen: Über die Deckung wurde nicht die Sicherheit gewonnen, die dann auch vorn fehlte.

Spielverlauf: 

5:5 (8.), 5:8 (12.), 10:14 (23.), 15:16 (29.), 15:18 (Halbzeit)

17:21 (37.), 20:22 (41.), 23:24 (48.), 23:30 (54.), 27:31 (57.), 28:34 (Endstand)

 

19.10.2013 – SPORT4Final:

Aus der Arena Leipzig berichtet SPORT4Final-Redakteur Frank Zepp.

In der Vorrundengruppe C der Handball-Champions-League verlor der HC Leipzig vor 2.500 Zuschauern sein zweites Heimspiel gegen den schwedischen Meister IK Sävehof unerwartet hoch mit 28:34 Toren. Eine für die „Königsklasse“ völlig unzureichende Abwehrleistung sowie eine hohe Quote bei Fehlwürfen, darunter 5 Siebenmetern, und technischen Fehlern erlaubten keinen Zugriff auf das Spiel. An einen Sieg war eigentlich nicht zu denken. Eigentlich, denn beim 23:24 in der 48. Minute bestand die Ausgleichschance. Aber die genannten Fehlerursachen, zu wenig Spielübersicht, nachlassende Kräfte und ein 0:6-Lauf zugunsten der Schwedinnen innerhalb von 6 Minuten besiegelten die Niederlage gegen ein schlagbares Team. Leipzig „besiegte“ sich selbst und hat nun eine „Herkulesaufgabe“ vor sich, wenn das Team noch die Hauptrunde erreichen möchte.    

HC Leipzig vs. IK Sävehof  28:34 - Foto: SPORT4Final
HC Leipzig vs. IK Sävehof 28:34 – Foto: SPORT4Final

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Denn nach „Europacup-Mathematik“ zählt bei Punktgleichheit nach der Vorrunde der direkte Vergleich beider Spiele. Um gegen Sävehof vorn zu liegen, muss der HC Leipzig am 3. November in Schweden mit sieben Toren gewinnen. Angesichts der letzten kräftezehrenden Wochen, den Verletzungssorgen, den beiden wichtigen Euro-Qualifikationsspielen gegen Russland in der kommenden Woche und dem Meisterschafts-Topspiel am 30. Oktober in Leipzig gegen den Titelverteidiger Thüringer HC erscheint die Aufgabe in Sävehof unter besonders schweren Bedingungen sehr kompliziert – aber nicht aussichtslos. Als zweite Voraussetzung für die Hauptrundenchance in der Champions League muss mindestens noch das Heimspiel gegen Metz gewonnen werden …

Aber blicken wir auf das Spiel zurück und betreiben ein wenig Ursachenforschung, lassen die Verantwortlichen des HC Leipzig in Interviews zu Wort kommen und hören auch, was der Bundestrainer Heine Jensen zu sagen hatte.

Mitte der zweiten Halbzeit stellte Leipzigs Trainer Ørneborg auf eine riskant-offensive 4:1+1-Abwehr gegen die starken Roberts und Alm um. In Folge dessen gelang der Anschluss durch Susann Müller zum 23:24 nach 48 Minuten. Was passierte danach zwischen dem 23:24 und dem 23:30?    

Karolina Kudlacz nahm sich einen nicht gut vorbereiteten Wurf (übers Tor) und im Tempogegenstoß erzielte Jamina Roberts eins ihrer sechs Tore. Danach hielt die schwedische Torhüterin vier Bälle, woraus sich drei Gegenstoß-Tore entwickelten und Leipzig mit zwei technischen Fehlern, einem Fehlwurf und Müllers Lattenknaller. Die Spielwende wäre möglich gewesen, aber der HC Leipzig war an diesem Tag bei hoher Kampfmoral in entscheidenden spielerischen Komponenten dem Gegner unterlegen.

Abwehrleistung: Löchrig wie ein „Schweizer Käse“ im Innenblock und auf den Deckungshalbpositionen kamen die besten Gästespielerinnen Ida Oden (9 Tore), Jamina Roberts (6 Tore) und Jenny Alm (8 Tore) durch viele freie Würfe zu leichten Treffern. Insofern hatten die Leipziger Torhüterinnen auch ein schweres Spiel und verloren mit 11:16 gehaltenen Bällen auch das Duell.

Tempogegenstoß: Obwohl die Gäste auch ein Dutzend technischer Fehler und Offensivfouls begannen, kamen sie auf Grund der besseren Abwehrleistung besser in den Gegenstoß und erzielten acht Tore.

Chancenverwertung: Ein klarer Vorteil für Seehof.

Spielverständnis: Da der HC Leipzig durch die Verletzten Müller und Schulze auf der mittleren Kreisposition ein gravierendes Problem hat, wurden mit Rosige, Augsburg und Swen-Ørneborg drei Spielerinnen probiert. Rosige warf in den ersten sieben Minuten zwei Tore, war aber in der Abwehr nicht so stabil und es musste ständig zwischen Abwehr und Angriff gewechselt werden. Das trug nicht zur Spielsicherheit im Angriff bei.

Angriffsverhalten: Auch wenn die Leipziger Verantwortlichen zufrieden waren, lag zu viel Unruhe und zu wenig Spielübersicht in den Händen der jeweils auf der mittleren Aufbauposition agierenden Spielerin. Auch Kapitänin Kulanz, die viel Verantwortung übernahm, erzielte nur ein Tor bei mehreren Fehlversuchen.

Randnotiz: Leipzigs Trainergespann strahlte auch nicht immer die nötige Ruhe am Spielfeldrand für die Spielerinnen aus. Auch ein ständiges Hadern über Schiedsrichterentscheidungen ist kontraproduktiv.

Am SPORT4Final-Mikro waren:

Kay-Sven Hähner (Manager HC Leipzig):

Zur Abwehrstabilität?

„Die war nicht so, wie wir uns sie vorgestellt haben. Da fehlen natürlich die Varianten und der Mittwoch in Buxtehude war natürlich wahnsinnig kräfteraubend. Es hat geschmerzt. Jetzt wird es natürlich schwer.“

Zu den technischen Fehlern?

„Es ist schon enttäuschend, wenn du so viele Fehlversuche hast. Und es kommt natürlich die Unsicherheit dazu.“

Zur Torhüterfrage?

„Sävehofs waren gut. Die wurden auch sehr gut durch die Abwehr unterstützt. Bei uns war die Unterstützung nicht so doll. Sie hatten fast immer freie Würfe. Unsere offensive Abwehr hat ja funktioniert, die hätte auch fast die Wende gebracht.“

Hauptrundenchance?

„Wir sind unter Druck und müssen in Schweden gewinnen und gegen Metz zu Hause sowieso.“

Thomas Ørneborg (Trainer HC Leipzig):

Abwehrleistung?

„Das ganze Match war sie nicht gut. Die Torhüterinnen und die Abstimmung mit der Abwehr waren nicht gut. Wir hatten ein kleines Comeback in der zweiten Hälfte bei minus 1, aber dann verloren wir den Faden, machten einige Fehler und konnten dieses Spiel nicht mehr gewinnen.“

Angriffsleistung?

„Wir warfen 28 Tore und vergaben 4 Siebenmeter. Ich denke, der Angriff war o.k. Unser Hauptproblem war unsere Inaktivität in der Verteidigung.“

Rösike auf  Kreismitte?

„Sie stand ein wenig allein in der Abwehr. Wir hatten Probleme mit den Distanzwürfen schon zu Spielbeginn. So mussten wir in der Verteidigung viel wechseln, war auch schwierig der Abwehr-Angriffswechsel mit Rösike wegen des Spielflusses.“

Hauptrundenchance?

„Wir haben noch unsere Chancen. Wir können auch in Sävehof gewinnen. Auch zu Hause gegen Metz. Vielleicht ist unsere letzte Chance in Ljubljana mit einem Punkt.“

Karolina Kudlacz (Kapitänin HC Leipzig):

Verletzungen ein psychologisches Problem?

„Nein. Ich denke es war ein physisches Problem bei allen.“

Abwehrleistung?

„Natürlich, wenn man 34 Tore zu Hause bekommt, kann man das Spiel nicht gewinnen. Das war der Hauptgrund. Im Angriff kann man 28 Tore plus 4 Siebenmeter nicht besser machen.“

Tempogegenstoß bei Sävehof?

„Sävehof hat genau heute so gespielt, wie wir es erwartet haben. Sie haben uns mit nichts überrascht. Deswegen tut das so weh, dass wir alles wussten, aber wir konnten das alles nicht umsetzen.“

Heine Jensen (Bundestrainer):

Auswärtssieg in Sävehof?

„Mit sieben Toren in Schweden zu gewinnen, wird sehr schwer.“

Leipzig war beim 23:24 fast dran?

„Es ist leider nichts Positives passiert. Man hat einige Fehler gemacht, die Sävehof sofort bestraft hat. Heute hatte man nicht die Sicherheit über die Deckung gewonnen und dadurch fehlte diese Sicherheit auch vorn. Das ist dann diese Unsicherheit, die man nach vorne getragen hat.  

EM-Qualifikation und Innenblock?

„Wir müssen eine neue Konstellation im Innenblock mit Anja Althaus zusammenstellen. Wir werden richtig heiß in das Spiel hineingehen und uns gut vorbereiten mit 4 Trainingseinheiten.“ 

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