Das Topspiel für Deutschland: Thüringer HC vs. Hypo Niederösterreich

Deutschlands Handball-Augen haben es kommenden Sonntag schwer. Zum einen sind alle Blicke nach Halle/Westfalen auf das richtungsweisende Europameisterschafts-Qualifikationsspiel der deutschen Männer gegen Tschechien nach der Auswärtsniederlage gerichtet. Und zum anderen stehen in Nordhausen die Frauen des Thüringer HC für Deutschland im Halbfinale des nach der Champions League wichtigsten Europapokals der Cupsieger (Cup Winners Cup).

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Geht es für die Männer um einen überlebenswichtigen, mindestens 3-Tore-Sieg, um aus eigener Kraft die EM-Teilnahme in Dänemark 2014 wieder erreichen zu können, so wäre es auch für die Thüringer Frauen äußerst wichtig, mit einem Sieg und Vorsprung in die Auswärtspartie gegen Hypo Niederösterreich zu gehen. So sah das auch Thüringens Cheftrainer, Herbert Müller, auf der gestrigen Pressekonferenz des Vereins: „Das Entscheidende wird sein, mit einem Plus aus diesem Spiel heraus zu kommen… Speziell zu Hause können wir das Ding machen und dann müssen wir jetzt beweisen, dass wir nochmal einen Schritt weiter gekommen sind, um auch auswärts entsprechend nach zu legen… Auch gegen so einen starken Gegner wie Hypo Niederösterreich haben wir eine Riesenchance… Wir wollen unsere Chance suchen und entsprechend nutzen.“

Nach Herbert Müller kommt mit Hypo eine starke Mannschaft nach Nordhausen, die nach dem knappen Ausscheiden in der Champions-League-Vorrunde (SportGeist-Anmerkung: 3 Tore fehlten im direkten Vergleich mit Randers HK aus Dänemark) unbedingt den Europapokal der Pokalsieger gewinnen will. Speziell die beiden torgefährlichen, konterstarken äußeren Kreisspielerinnen, Welthandballerin 2012 Do Nascimento, und da Silva sowie der Rückraum mit der ungarischen Spielmacherin Temes (Müller: „großes Spielverständnis“) sind besonders zu beachten. Österreichs langjähriger Vorzeigeclub ist sowohl im Gegenstoß als auch im Positionsangriff gefährlich. Nur im Rückzugsverhalten, so Trainer Müller, offenbaren sie mitunter Schwächen, die der Thüringer HC mit schnellem Angriffsspiel ausnutzen möchte. Sieht man sich als neutraler Betrachter die beiden Viertelfinal-Spiele gegen Volgograd von der Torstatistik an, fällt auf, dass Hypo nur 4 bis 5 Spielerinnen mit mehr als einem Torerfolg aufzuweisen hatte. Dies könnte im Umkehrschluss bedeuten, dass es zwischen der ersten „Sieben“ und der „Bank“ doch ein spürbares Leistungsgefälle gibt.

Der Thüringer HC schwebt in Deutschland nach dem Sieg in der Bundesliga-Punkterunde und seinem spielerischen Höhenflug in diesem Frühjahr auf einer Erfolgswelle. „Wie aus einem Guss“ (Müller) spielend, wurden die beiden anderen Topfavoriten auf die deutsche Meisterschaft, HC Leipzig und Buxtehuder SV, jeweils mit 8 Toren besiegt. Aber es ist nicht allein die Tordifferenz, obwohl natürlich im Europapokalmodus entscheidend, sondern auch die Art und Weise modernen Abwehr- und Angriffsspiels, die den deutschen Vertreter auszeichnen. Man könnte meinen, Trainer Müller hat die spanische Spielweise des Männer-Weltmeisters verinnerlicht und auf seine Mannschaft übertragen. Denn die „spanische Wand“ als moderne Verkörperung und Interpretation zweier Abwehrsysteme erwies sich für den Thüringer HC als Erfolgsgrundlage. Auch der Angriff wirkte, nach SportGeist-Live-Betrachtung, gut strukturiert und flexibel in den Auslösehandlungen neben der Torgefahr auf allen Positionen. Möglicherweise liegt in der Konstanz der Leistung und in der Ausgeglichenheit des Spielerinnenkaders ein leichter Vorteil auf thüringischer Seite.

Wenn alle Handballfans am Sonntag sowohl den deutschen Männern als auch den Frauen des Thüringer HC die Daumen drücken und beide Mannschaften das vorhandene Leistungspotential auf der Platte zelebrieren, werden wir uns am Abend über zwei Siege mit mindestens 3 Toren Differenz freuen können. Herbert Müllers Zielstellung wäre erfüllt und der große Finaltraum sechs Tage später erreichbar.

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