RK Krim verdienter 27:23-Sieger beim HC Leipzig im „Spiel vergebener Möglichkeiten“

13.10.2013 – SPORT4Final:

Champions League, Gruppe C :

HC Leipzig vs. RK Krim Ljubljana 23:27 (10:13)

Aus der Arena Leipzig berichtet SPORT4Final-Redakteur Frank Zepp.

Tone Tiselj: „Zehn Minuten vor Schluss war alles offen, aber unsere Stärke entschied dann das Spiel.“

Wieland Schmidt: „Insgesamt waren sie uns heute doch überlegen.“

Gruppenfavorit RK Krim Ljubljana besiegte völlig verdient den deutschen Rekordmeister HC Leipzig in der Champions-League-Vorrundengruppe C mit 27:23 vor der finalwürdigen Zuschauerkulisse der knapp 3.700 Handballfans. Damit steht der slowenische Meister unangefochten mit 4 Punkte an der Tabellenspitze vor Leipzig und Sävehof, die beide am kommenden Sonnabend in der Arena Leipzig das erste Duell um den (wahrscheinlich) zweiten zu vergebenen Startplatz in der Hauptrunde der Champions League ausfechten werden.

HC Leipzig vs. RK Krim Ljubljana 23:27 - Foto: SPORT4Final
HC Leipzig vs. RK Krim Ljubljana 23:27
Foto: SPORT4Final

Was könnten die Gründe der Leipziger Niederlage gewesen sein? In einem Spiel dieser Größenordnung und Spielstärke war es ein Bündel kleiner aber feiner Unterschiede in mehreren spielentscheidenden Kategorien:   [private]

Dem HC Leipzig fehlten ein paar Prozente bei der Chancenverwertung: Exemplarisch der Kulminationspunkt des Spiels zwischen der 52. und 55. Minute. Kapitänin Kudlacz (7 Tore) erzielt von Linksaußen das 21:23. Danach verwirft Susann Müller in aussichtsreicher Position und „Karo“ Kudlacz scheitert mit einem Siebenmeter an Krims Torhüterin Tolnai. Im Gegenzug dann das 21:24 durch die starke halbrechte Lazovic-Varlec (7 Tore). Insgesamt zehn Fehlwürfe in aussichtsreichen Positionen zählte der Berichterstatter.

Der HC Leipzig „produzierte“ ein paar technische Fehler zu viel und hatte im Torhüterinnenvergleich Nachteile bei den gehaltenen Bällen. Gleiches gilt in der Spielübersicht, Passgenauigkeit sowie im „geduldigen“ Erkennen der Lücke in der gegnerischen Abwehr. Auch die Wurfgenauigkeit (manchmal auch Wurfauswahl), Cleverness und die individuellen Stärken einiger Krim-Spielerinnen (Penezic, Mavsar, Wörz) sollten sich in der Summe als ein paar Punkte besser gegenüber den Leipzigerinnen heraus stellen.      

Aber Leipzigs Trainer Ørneborg versuchte sowohl im Angriff (viele Wechsel) als auch in der Abwehr mit drei Deckungssystemen alles erdenklich mögliche. Krim hatte oftmals eine bessere Antwort parat. Bspw. mit Bulatovic und Wörz auf der Spielmacherposition oder im starken Deckungsverbund. Der „4-Frauen-Innenblock“ zwischen acht und neun Metern postiert und mit schnellen Bewegungen seitwärts und nach vorn ausgestattet, war schon gut anzusehen. Auch die Fähigkeit der Torerzielung aus dem Zeitspiel, welches die Schiedsrichter nach Ankündigung viel zu lange laufen ließen, schien eine ganz besondere mentale Stärke der slowenischen Mannschaft zu sein …

Lassen wir doch nun in den SPORT4Finals-Interviews einige Protagonisten zu Wort kommen:

Kay-Sven Hähner (Manager HC Leipzig):

Ursachen der Niederlage?

„Auf diesem Niveau werden Fehler gnadenlos bestraft. Wir haben einfach zu viele Fehler gemacht und zu viele Chancen weggelassen. Wenn wir die Chance hatten, auf ein Tor ranzukommen und das Spiel mit der Atmosphäre zu kippen, haben wir das nicht gemacht. Haben wir einen Abspielfehler oder verwerfen einen Siebenmeter, daran lag es zwar nicht alleine, aber wir haben die Chance nicht genutzt. Ich denke, die haben verdient gewonnen. Immer wenn es Zeitspiel war, haben die das Ding in den Winkel reingehauen. Da konnten wir nicht dagegenhalten.  

Zu viele Wechsel – ging Rhythmus verloren?

„Wir haben ja gar keinen Rhythmus gehabt. Die sind natürlich auch stark und zerstören uns auch. Aber wir kommen ja zur Torchance und machen die dann nicht rein. Das hat ja mit Rhythmus nichts zu tun. Du musst die Dinger vorne reinmachen.“

Maura Visser (HC Leipzig): „Ich hatte das Gefühl, dass wir das schaffen können.“

Thomas Ørneborg (HC Leipzig-Trainer):

Gründe der Niederlage?

„Krim zog am Ende der ersten Halbzeit weg und hatte die Geduld, den kleinen Vorsprung spielerisch zu verteidigen. Wir hatten in der zweiten Hälfte genug Chancen, um das Spiel zu zumachen. Außerdem machten wir zu viele Fehler.“

Chancen für die Hauptrunde?

„Wir haben eine sehr schwere Gruppe. Aber wir werden weiter gut arbeiten. Wir werden auch mit unserer Abwehr weiter die drei Systeme spielen, um erfolgreich zu sein.“

Tone Tiselj (RK Krim-Trainer):

Gründe des Erfolges?

„Wir hatten ein wenig mehr Zeit für die Vorbereitung des Spiels als Leipzig. Leipzig hat in den vergangenen 2 Jahren nicht in der Champions League gespielt und gewonnen und so ist es schwierig, wieder rein zu kommen. Wir haben auch in Slowenien nicht so ein schwieriges Spielprogramm in Meisterschaft und Cup. Es war ein großes Spektakel mit vielen Zuschauern und ein großes Spiel. Der Gastgeber spielte gut, aber wir hatten in der zweiten Hälfte weniger Probleme im Spiel. Zehn Minuten vor Schluss war alles offen, aber unsere Stärke entschied dann das Spiel.“

Sieg ein großer Schritt Richtung Hauptrunde?

„In unserem Interview in der Woche sagte ich Ihnen bereits, dass wir weniger auf die Punkte und Platzierung schauen, sondern mehr die Entwicklung des Teams sehen. Vier Punkte reichen noch nicht für die Hauptrunde. Wenn wir auf diesem Level weiter spielen und unsere Abwehr weiter verbessern, werden wir noch Punkte sammeln und dann ist viel möglich im Kampf um Platz 1 in der Gruppe.“

Susann Müller (HC Leipzig):

Ursachen der Niederlage?

„Ich denke, uns hat heute die Erfahrung gefehlt. Krim hatte die Möglichkeit, die ganze Zeit durch zu wechseln und Kräfte zu sparen. Hinten raus hat ein bisschen die Kraft und Cleverness oder Coolness gefehlt.“

Technische Fehler?

„Ja. Die gehören dann ja dazu.“

Situation gegen Sävehof?

„Ja natürlich muss gewonnen werden. Heimspiele müssen in der Champions League immer gewonnen werden. Gegen Krim hatte sicherlich keiner erwartet, dass wir gewinnen. Das wäre ein Super-Bonbon gewesen. Krim wird nicht viele Spiele in der Vorrunde verlieren. Ich denke, heute war das Spiel eine gute Vorbereitung für Sävehof.“

Krim in diesem Jahr stärker?

„Sie steigern sich ja auch. Sie haben noch nicht das gezeigt, was sie können. Sie sind noch nicht am Limit. Heute waren sie besser. Es hat noch nicht gereicht für uns.“

Wieland Schmidt (HC Leipzig Co-Trainer):

Möglichkeiten für die Spielwende nicht genutzt?

„Weil wir unsere Chancen eben nicht konsequent genutzt haben. Hätten wir die erarbeiteten Chancen rein gemacht, hätte es ein bisschen anders ausgesehen. Hinten haben wir teilweise gut gearbeitet und uns hierfür nicht belohnen lassen. Oft haben die noch einen Freiwurf bekommen und dann reingemacht, und das ist nicht konsequent bis zum Schluss. Es war auf alle Fälle drin, aber man muss auch sagen, Krim hat natürlich auch sehr gute Einzelspieler, die ihre Bälle ins Tor toll werfen. So war es heute auch sehr schwer für die Torhüter. Aber insgesamt waren sie uns heute doch überlegen.“

Zu viele Spielerwechsel heute?

„Wir hatten versucht, mehr über die Außen zu spielen. Beide Linksaußen waren heute nicht so, wie wir uns das vorstellen. So musste Karo Linksaußen spielen. Und wir mussten eine Aufstellung finden, um das zu machen. Mit Maura Visser immer ein Deckungswechsel, das sah schon etwas verwirrend aus, aber war strukturiert. Und jeder wusste, wohin er laufen musste. Gegen solche starke Mannschaften muss man die Chancen im Angriff nutzen und hinten mit überragenden Torhütern arbeiten. Wenn du das nicht machst, hast du gegen die keine Chance.“

Angriffe besser ausspielen?

„Das wurde schon bei der Besprechung gesagt. Dass wir Geduld haben sollen, dass wir länger warten. Aber wenn man die Atmosphäre hier sieht und wir werden nach vorn gepeitscht, dann kommt es manchmal vor, dass einige unbedingt werfen müssen. Und nicht die Geduld bewahren. Das haben wir in Metz gemacht und unsere Chancen konsequent genutzt. Hier heute nicht so, aber wir haben gegen eine sehr gute Mannschaft gespielt.“

Spielverlauf:

2:1 (4.), 2:5 (9.), 7:8 (17.), 8:11 (22.), 10:13 (Halbzeit)

12:17 (36.), 15:20 (41.), 17:21 (43.), 21:23 (52.), 21:25 (58.), 23:27 (Endstand) 

[/private]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert