Handball EM 2016: Bundestrainer Michael Biegler „Clara Woltering ist der Faktor“

Handball EM 2016: Bundestrainer Michael Biegler bei SPORT4FINAL: „Clara Woltering ist der Faktor“ - Foto: Sascha Klahn/DHB
Handball EM 2016: Bundestrainer Michael Biegler bei SPORT4FINAL: „Clara Woltering ist der Faktor“ – Foto: Sascha Klahn/DHB

Handball EM 2016 Schweden – Hauptrunde: Deutschlands „Ladies“-Auswahl unter Bundestrainer Michael Biegler steht nach guter Zwischen-Bilanz vor den nächsten beiden Höhepunkten gegen Spanien und Schweden im Scandinavium von Göteborg.

Bundestrainer Michael Biegler im SPORT4FINAL-Interview mit Redakteur Frank Zepp.

Handball WM 2017: SPORT4FINAL LIVE aus Frankreich mit den „bad boys“

Handball EM 2016 Schweden: SPORT4FINAL Live aus Göteborg

 

11.12.2016 – SPORT4FINAL Live aus Göteborg / Frank Zepp:

SPORT4FINAL-Redakteur Frank Zepp im Scandinavium Göteborg
SPORT4FINAL-Redakteur Frank Zepp im Scandinavium Göteborg

Automatismen noch nicht so weit fortgeschritten

Herr Biegler, Ihr Zwischenfazit nach vier von sechs Spielen?

Michael Biegler: „Die Mannschaft braucht das große EM-Turnier auf dem Weg zum Projekt der Handball WM 2017 im eigenen Land. Nach einer schweren Vorrunden-Gruppe hat sich die Mannschaft durchgesetzt und weitere drei Spiele gewonnen. Gegen Serbien haben viele Dinge über weite Strecken gut funktioniert. Das heißt aber nicht, dass die Automatismen schon so weit fortgeschritten sind, dass wir davon ausgehen können, dass es immer so greift. Die Spielerinnen waren schon bemüht, länger an der Konstanz fest zu halten. Ich glaube aber auch gesehen zu haben, dass der Gegner uns ein wenig in die Karten gespielt hat. Gegen Spanien ist es aber eine andere Kategorie Gegner und eine andere Spielanlage. Dafür wird es Aufgaben geben, die wir heute formulieren werden. Und dann schauen wir mal nach der Umsetzung.“

Kleine Entwicklungs-Steps in vier Spielparametern

Seit Ihrer Amtsübernahme: In welchen Bereichen hat sich die Mannschaft weiter entwickelt?  

 Michael Biegler: „Das kann man so auch nicht sagen. Die Kader-Zusammensetzung und der Ansatz waren andere als der vorherige Weg. Ich glaube, die Vergleichbarkeit kann man da nicht darstellen. Ich glaube schon, dass wir in den vier Parametern Rückzug, Deckung, Gegenstoß bzw. schnelle Mitte und Angriffsspiel sowie der physischen Ausbildung überall kleine Steps vorzuweisen haben. Die Mannschaft ist auch sehr intensiv bemüht. Das honoriere ich immer wieder. Aber wenn man sich etwas neu erarbeitet, gibt es auch mehrere Stationen. Trainingsleistung und Umsetzung in Spielleistung. Ich wollte das so, dass die Ladies hier keine Drucksituationen empfinden müssen. Ausgenommen Polen, als wir die frühe Führung nicht finalisieren konnten und wir ein wenig ins Schlingern gekommen sind. Die Mannschaft kam aber zurück. Es geht jetzt aber im Stadium, einen tollen Teamspirit mit einer hohen Moral umzusetzen. Zudem Qualitätsmerkmale in das Projekt einfließen zu lassen. Ich finde, die Mannschaft hat eine sympathische Ausstrahlung und kommt gut rüber. Das brauchen wir alles im Gesamt-WM-Projekt. Denn wir spielen zu Hause und möchten gern auch Leute begeistern, uns zu zuschauen. So gibt es überall kleine Fortschritte, die man so spezifiziert nicht zusammenfassen kann.“

Ladies kommen sympathisch rüber

Gerade die Rückmeldung der Mannschaft in den Herzen der deutschen Handballfans scheint doch ganz wichtig zu sein?

Michael Biegler: „Ich kann mir das auch nicht anders vorstellen. Weil so, wie sie sich präsentiert, macht die Mannschaft einen tollen Eindruck. Sie kommt sympathisch und mit Kampfbereitschaft rüber. Ich glaube auch, alle sehen, dass sich die Mannschaft immer ‚step by step‘ weiter entwickeln möchte. Das ist schon im Gesamtprojekt ein wichtiger Baustein.“

Clara Woltering ist der Faktor

Wie wichtig ist die Deckungsarbeit für Sie, zumal wir mit Clara Woltering die beste deutsche Spielerin dahinter haben. Und mit guter Verteidigung kann man in der Grundregel Turniere gewinnen

Michael Biegler: „Bei dieser Sichtweise muss man einen Punkt davor setzen. Deckungsarbeit fängt immer schon im Rückzugsverhalten an. Was die Mannschaft in Hamm gegen Schweden geboten hat, war schon gut. Wir haben ein Konzept, das auf Bausteine beruht. Das muss weiter entwickelt werden. Es ist doch logisch, dass man gut aussieht, wenn man gutes Rückzugsverhalten und eine gute Deckung hat. Man kann natürlich Fehler besser ausmerzen. Ich gebe Ihnen Recht. Im Moment ist Clara Woltering der Faktor, der es der Mannschaft ermöglicht, noch einige Fehler mehr sich erlauben zu können, weil sie sich in einer blendenden Verfassung darstellt.“

Nicht Favorit gegen Spanien

Sie können aus eigener Kraft das Halbfinale erreichen. Gegen Spanien gehen Sie fast schon als Favorit ins Spiel?

Michael Biegler: „Ich glaube, das ist nicht wichtig. Ich glaube, die Wenigsten machen sich wirklich Gedanken, wie man das in 20 Monaten stemmen kann. Ich kann da nicht mitheulen. Spanien wird ein ganz anderes Spiel werden. Wir werden eine aggressivere Deckung haben. Ich sehe unsere Mannschaft nicht als Favorit. Warum und mit welcher Begründung? Wir haben in der Vorbereitung gewonnen und verloren. Sie geben hier kein Spiel weg und haben zweimal ganz unglücklich verloren. Sie hätten gestern fast Frankreich geschlagen, was uns nicht gelungen ist. Ich sehe diese Favoritenrolle gar nicht und sie interessiert mich auch nicht. Ich habe Aufgaben im Kopf, die wir morgen umsetzen wollen. Die Gegner lassen sich auch nicht eins zu eins vergleichen.“

Für die Mannschafts-Entwicklung könnten aber ruhig nach der Hauptrunde noch ein oder zwei Spiele hier in Göteborg folgen?

Michael Biegler: „Zwei Spiele haben wir erst mal. Diese nutzen wir. Danach wissen wir, wozu das geführt hat.“

Vielen Dank für das ausführliche Gespräch, Herr Biegler.

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