Handball EM 2016: Grit Jurack im SPORT4FINAL-Interview – „Team-Entwicklung von Resultaten abhängig“

Handball EM 2016: Grit Jurack im SPORT4FINAL-Interview – „Team-Entwicklung von Resultaten abhängig“ - Foto: Sebastian Brauner
Handball EM 2016: Grit Jurack im SPORT4FINAL-Interview – „Team-Entwicklung von Resultaten abhängig“ – Foto: Sebastian Brauner

Handball EM 2016 Schweden: Grit Jurack ist eine der erfolgreichsten deutschen Handball-Spielerinnen (u. a. zweimal WM-Bronze) aller Zeiten. Leipzigs Handball-Legende und dreifache Champions-League-Siegerin mit Viborg HK fungiert als Botschafterin für die Handball EURO 2016 in Schweden.

SPORT4FINAL-Redakteur Frank Zepp, der live aus Göteborg berichten wird, sprach kurz vor Beginn der Handball-Europameisterschaft mit Grit Jurack.

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01.12.2016 – SPORT4FINAL / Frank Zepp:

SPORT4FINAL-Chefredakteur Frank Zepp
SPORT4FINAL-Chefredakteur Frank Zepp

Grit, wie beurteilen Sie die Leistung in den beiden Vorbereitungsspielen gegen EURO-Gastgeber Schweden?

Grit Jurack: „Das zweite Match habe ich nur gesehen. Ich beurteile die Leistung so, wie die beiden Halbzeiten waren. Deutschland kann bei der Handball EM total untergehen, aber auch Jeden schlagen. Ich hoffe, dass es so wie in der zweiten Halbzeit wird und die Mannschaft Moral zeigt. Nie aufgeben und wichtig ist, gleich von Anfang an da zu sein in einem wichtigen Turnier. Die Gruppengegner in der Vorrunde sind so stark, dass man sich keinen Patzer erlauben kann.“

Kann man sagen, dass die Mannschaft unter Michael Biegler schon die Wende zur positiven Entwicklung eingeleitet hat?

Grit Jurack: „Nein, kann man noch nicht sagen, weil noch keine richtigen Pflichtspiele gespielt worden sind. Das kann man sagen, wenn bei der EURO zwei oder drei Spiele absolviert sind.“

Also hängt die Entwicklung der Mannschaft auch von den Resultaten ab?

Grit Jurack: „Natürlich hängt alles von den Resultaten ab. Was hilft es uns, wenn wir 58 Minuten gut spielen und am Ende doch mit einem Tor verlieren. Das ist genauso, wenn wir mit zehn Toren verlieren. Am Ende zählt das Ergebnis! Und wenn du bei der Europameisterschaft weiter kommen willst, dann musst du einen Gegner bezwingen, um Platz drei in der Vorrunde zu belegen. Wenn du etwas erreichen willst, musst du mindestens zwei Punkte in die Hauptrunde mitnehmen. Schön spielen zählt nicht, sondern nur gewinnen.“

Ihre Erwartungshaltung ist aber, dass wir die Hauptrunde erreichen?

Grit Jurack: „Ja klar. Es wird sehr schwer, aber wenn wir so spielen wie gegen Schweden in der zweiten Halbzeit ist das machbar. Mit der Leistung der ersten Halbzeit können wir nach der Vorrunde nach Hause fahren.“

Abgesehen von den verletzten und schwangeren Spielerinnen fehlt im deutschen Kader Susann Müller. Meiner Meinung nach gehört sie aus sportlicher Sicht in die Mannschaft?

Grit Jurack: „Ja, sportlich sehe ich das genauso. Wenn allerdings der Trainer meint, dass die Mannschaft erfolgreicher ohne Susann spielt, dann ist das seine Entscheidung. Wir werden dann sehen, ob das so ist und die Entscheidung richtig war. Aber es ist immer eine ‚Hop-oder-Top-Frage‘. Wir wissen auch nicht, wie es laufen würde, wenn sie dabei wäre.“

Haben wir im deutschen Team so viele Weltklasse-Spielerinnen, die in engen Match-Situationen das Spiel führen können?

Grit Jurack: „Im Moment ist es so, dass sich einige Spielerinnen dazu entwickeln können. Wie bspw. Emily Bölk, obwohl sie noch sehr jung ist. Ich glaube, dass macht Michael Biegler auch richtig. Er führt sie langsam heran, ohne 80 Tonnen Felsbrocken auf ihre Schultern zu legen. Aber er legt sehr viel Wert auf das Team. Wenn man keine Schlüsselspielerin wie Susann hat, dann muss man das eben über das Team entscheiden. Ein ganz wichtiger Faktor für uns ist, dass wir drei richtig gute Torhüterinnen haben, die vom Potential her die Spiele entscheiden können. Da hoffe ich, dass Biegler immer das richtige Händchen hat. Alle drei sind so dicht beieinander.“

Wenn wir die Medaille bei der Heim-WM 2017 gewinnen wollen, müssen wir mit Schwung und guten Resultaten in dieses eine Jahr Vorbereitung gehen? Ist dies für Sie auch ein zusammenhängender Prozess von EURO und Weltmeisterschaft?

Grit Jurack: „Es ist ja nun einmal so, dass die letzten Pflichtspiele bei der EURO auch ‚Testspiele‘ sind. Die unmittelbaren Testspiele in Vorbereitung der WM willst du gewinnen, muss du aber eben nicht unbedingt gewinnen, weil du ja qualifiziert bist. Deshalb hoffe ich, dass wir in die EM-Hauptrunde kommen und die Mannschaft zeigen kann, dass sie unter Druck bestehen kann. Denn der Druck wird im eigenen Land nicht weniger.“

Sie waren zusammen mit Anna Loerper, Clara Woltering und Susann Müller bei der Handball WM 2007 mit der letzten deutschen Bronzemedaille dabei. Welche Erinnerungen haben Sie daran?

Grit Jurack: „Ich war auch schon 1997 im eigenen Land in Berlin dabei, als wir Bronze holten. Was Schöneres gibt es nicht. Natürlich wäre die Goldmedaille schöner. Aber dieses Erlebnis, dass man von seinem Heimpublikum nach vorn getragen wird und mit den Fans zusammen feiern kann, das ist schon etwas Besonderes.“

Etwas Besonderes waren auch die zwei deutschen „7-Tore-Aufholjagden“ bei der Weltmeisterschaft 2007 im Spiel um den dritten Platz. In solchen Situationen zeigen sich dann die Weltklasse-Teams?

Grit Jurack: „Ja. Deshalb hoffe ich, dass unsere Mannschaft jetzt die Zeit nutzt, um dies auch zu entwickeln. Oder eben gleich von vornherein führt, um die Tore nicht wieder aufholen zu müssen.“

Vielen Dank für das Interview, Grit, und ich freue mich, wenn wir uns in Göteborg wieder zum Gedankenaustausch treffen.

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