Handball EM 2016: Norwegen-Coach Thorir Hergeirsson im Sieger-Interview „Deutschland ist Mit-Favorit bei WM 2017“

Thorir Hergeirsson - Handball EM 2016: Norwegen-Coach Thorir Hergeirsson im Sieger-Interview „Deutschland ist Mit-Favorit bei WM 2017“ - Foto: SPORT4FINAL
Thorir Hergeirsson – Handball EM 2016: Norwegen-Coach Thorir Hergeirsson im Sieger-Interview „Deutschland ist Mit-Favorit bei WM 2017“ – Foto: SPORT4FINAL

Handball EM 2016 Schweden: Nach dem großen Finale der Handball EHF EURO der Frauen im Scandinavium von Göteborg stand Norwegens Chefcoach Thorir Hergeirsson, wie bereits bei der Handball WM 2015 in Herning, im ausführlichen Sieger-Interview SPORT4FINAL-Redakteur Frank Zepp zur Verfügung.

Der isländische Erfolgstrainer Thorir Hergeirsson ist seit 2009 auf der „Kommandobrücke“ des norwegischen Nationalteams. Mit Norwegen wurde er 2012 Olympiasieger in London. Zudem zweimal Weltmeister (2011 und 2015) sowie dreimal Europameister (2010, 2014, 2016).

Thorir Hergeirsson sprach im SPORT4FINAL-Interview über die Gründe des Erfolges im EURO-Finale gegen die Niederlande, die sportliche Qualität des EM-Turniers, das deutsche „Ladies“-Team und die Handball-Weltmeisterschaft 2017 in Deutschland. 

 

22.12.2016 – SPORT4FINAL Plus / Live aus Göteborg / Frank Zepp:

SPORT4FINAL-Redakteur Frank Zepp im Scandinavium Göteborg
SPORT4FINAL-Redakteur Frank Zepp im Scandinavium Göteborg

Herzlichen Glückwunsch zur Titelverteidigung bei der Handball EM 2016 in Schweden. Einige Ihrer Spielerinnen sagten zu mir, unser Coach ist ein Grund für den Sieg im Finale. Sehen Sie das auch so? 

Thorir Hergeirsson: „Es ist immer gut und positiv, wenn man von den Spielerinnen so ein Feedback bekommt. Wir spielen und gewinnen aber zusammen im Team. Die Spielerinnen sind sehr engagiert. Ich gebe ihnen nur die Arbeitstaktik vor und involviere sie darin. Mein Trainerkollege Mads Olsen ist genauso am Erfolg der Mannschaft beteiligt. Wir besprechen alles zusammen.

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Dann werden die Spielerinnen über das Training, die Spieltaktik, die gegnerischen Teams, eventuelle Probleme sowie alle Prozesse informiert. Wir besprechen alles und finden gute Lösungen. Nur ich muss am Ende die Entscheidungen treffen. Wenn die Spielerinnen dann die Taktik verstanden haben und gut umsetzen können, dann können sich auch Erfolge einstellen. Teamarbeit ist unsere Grundlage des Erfolgs. Das hat mein Team verinnerlicht und versucht es, auf dem Feld umzusetzen. Es ist auch gut für mich, wenn die Spielerinnen auf dem Feld manchmal andere Lösungen finden. Auch das ist Teamplay und Teamarbeit. Mein Job ist die Organisation, Spielphilosophie sowie Auswechslungen und Mads coacht von der Bank und gibt Tipps.“  

Aus welchen Gründen hat Ihr Team das EURO-Finale gewonnen? 

Thorir Hergeirsson: „Wir haben aus drei Gründen gewonnen: Erstens hat unser Team bereits eine Menge Erfahrung in Endspielen sammeln können. Zweitens bekamen wir einen Sieg-Flow durch Nora Mörk im Angriff als unsere Schlüsselspielerin. Drittens hielt Kari Grimsbö die Bälle in wichtigen Phasen der zweiten Halbzeit. Das waren die entscheidenden Punkte, die für uns sprachen.“  

Die Niederlande war ein starker Gegner im Finale? 

Thorir Hergeirsson: „Sie haben eine fantastische Entwicklung genommen. Sie spielten besser und besser in diesem Turnier mit einer großen Kompetenz in den Endphasen der Matches. Gegen Ihren Spielstil ist es schwierig dagegen zu halten. Sie spielen mehr Angriffe, auch viele schnelle Angriffe, als alle anderen Teams bei der EURO. Das unterscheidet sie von vielen Teams. Wir brauchten die erste Halbzeit, um uns daran wieder zu gewöhnen.“  

Wie schätzen Sie die Qualität des EURO-Turniers ein? 

Thorir Hergeirsson: „Wir haben eine sehr gute Qualität im Turnier, bei den Torhütern und der Verteidigung gesehen. Die Niederlande ist das beste Team im Tempogegenstoß. Im Angriff haben wir verschiedene Systeme gesehen. Einige Teams haben sich nach den Olympischen Spielen umgestellt. Auch einige Spielerinnen und Trainer wurden nach einem Olympia-Zyklus gewechselt. So sind Meisterschaften nach Olympischen Spielen immer etwas schwierig zu beurteilen. Aber die Deckungsarbeit ist in vielen Teams besser und besser geworden. Das Angriffsspiel ist bei einigen Mannschaften noch nicht wieder so gut wie bei Olympia. Die Vorbereitung auf die EURO war aber auch sehr kurz.“  

Was denken Sie über die Entwicklung des deutschen Teams? 

Thorir Hergeirsson: „Sehr gut. Ein neues Team mit einem neuen Coach. Ich denke, sie haben die richtigen Schritte vor der Weltmeisterschaft in Deutschland eingeleitet. Deutschland kann auch, da bin ich mir sicher, als ein Favorit in die Semifinals gehen.“  

Ihr Team ist in Deutschland aber Titelverteidiger und seit vielen Jahren immer auf dem Podest großer Meisterschaften zu finden. Da ist Norwegen doch automatisch der Favorit für die Handball-Weltmeisterschaft in Deutschland? 

Thorir Hergeirsson: „Nein. Das ist zu früh, um das einschätzen zu können. In zwölf Monaten kann viel passieren. Das deutsche Team ist als Heim-Team auch ein Mit-Favorit auf den WM-Titel. Die Niederlande, Frankreich, Dänemark und natürlich Russland sind auch große Favoriten. Die Entwicklung des Frauen-Handballs geht so rasant voran, so dass sich da viel verändern kann. Wir haben minimal 8 bis 10 Kandidaten für das Finale. Und es ist auch klar: Die Differenz in der handballerischen Qualität zwischen den Frauen und Männern wird immer mehr geschlossen. Das ist sehr gut.“  

Vielen Dank für das ausführliche Interview, Thorir Hergeirsson, viel Erfolg weiterhin und schöne Weihnachten sowie alles Gute für 2017.

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