Handball EM 2018: Deutschland im „Fragen-Match“ gegen Mazedonien. Teil 3 der Titel Mission

Handball EM 2018 - Deutschland vs. Montenegro - Arena Zagreb - EHF EURO - Foto: SPORT4FINAL
Handball EM 2018 – Deutschland vs. Montenegro – Arena Zagreb – EHF EURO – Foto: SPORT4FINAL

Handball EM 2018 Kroatien: Deutschland und Bundestrainer Christian Prokop stehen im dritten Vorrunden-Match gegen Mazedonien stark unter Druck. Zum einen muss das bad boys Team eine sportliche Reaktion nach dem schwächeren Turnierspiel gegen Slowenien zeigen.

Handball EM: Auf der anderen Seite ist Verlieren verboten, wenn es um die Ausgangsposition in der Hauptrunden-Gruppe 2 geht. Zu vergessen ist auch nicht, dass sowohl in der Vorrunde als auch in der Hauptrunde über die Gruppen-Platzierung bei Punktgleichheit zuerst der direkte Vergleich zählt. Insofern wiegen Punktverluste oder Niederlagen doppelt schwer.

Als dritten Punkt gibt es noch die sportlich „offenen Fragen“ aus dem Slowenien-Match neben der „Trainerfrage“ zweier hoch ambitionierter National-Coaches Christian Prokop und Raul Gonzalez zu beantworten.

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SPORT4FINAL-Redakteur Frank Zepp berichtet LIVE aus Zagreb.

17.01.2018 – PM DHB / SPORT4FINAL / Frank Zepp:

Handball EM 2018 Kroatien: Thema Abwehr

Auch wenn sich Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek nicht an die taktischen Vorgaben des Bundestrainers hielten und Christian Prokop wegen nicht genügender Abwehr-Qualität bspw. von Bastian Roschek, Julius Kühn oder Steffen Weinhold, der große Probleme gegen Miha Zarabec (gegen die Hand) hatte, dürfte Finn Lemke allein nicht der Heilsbringer einer stabilen Abwehr sein. Das Gesamtsystem Deckung von Prokop muss stimmen und alle Akteure mit Aggressivität und Einstellung von der ersten Minute auf der Platte sein.

Thema Angriff:

Deutschland kam in der ersten Halbzeit wegen der ungenügenden Abwehr-Qualität weder in den Gegenstoß noch in das Tempospiel. Auch das Spiel mit besseren Anspielmöglichkeiten für die Kreisspieler muss konsequenter koordiniert werden.

Mazedonien:

Coach Raul Gonzales kann viel aus dem Match der Slowenen gegen Deutschland „übernehmen“. Klassisch das „Geheimrezept“ gegen die DHB-Auswahl, in dem das Tempo im Spiel gedrosselt wurde. Das hat schon Frauen-Weltmeister Frankreich gegen Norwegen im Finale der Weltmeisterschaft von Hamburg erfolgreich vorgeführt. Eine aggressive mazedonische Deckung dürfte auch nicht überraschen.

Trainer-Frage:

Beide National-Coaches, Christian Prokop und Raul Gonzalez (aktuell Vardar Skopje, nächste Saison Paris Saint-Germain), trennen zwar fast neun Jahre Lebensalter, aber eine ähnliche Spielphilosophie vertreten sie allenthalben: Eine äußerst bewegliche, schnellfüßige Abwehrarbeit, gutes Umkehr- und Tempospiel sowie die Ausnutzung der neuen Regel mit dem Überzahlspiel bei Herausnahme des Torhüters.

Kleiner Unterschied: Die Erfolge als Vereins-Trainer. Christian Prokop entwickelte eine junge, hungrige Mannschaft des SC DHfK Leipzig und setzte mit Bundesliga-Aufstieg und Etablierung eine Duftmarke im deutschen Handball. Titellos überzeugte Bob Hanning den jungen, akribisch arbeitenden Handball-Lehrer zur Übernahme der deutschen Nationalmannschaft vor knapp einem Jahr.

Raul Gonzalez war sowohl als Spieler (Rückraum Mitte) als auch Trainer sehr erfolgreich. Olympia-Bronze mit Spanien 1996 und EURO-Bronze 1996 und 1998 gewann er als Spieler. Die EHF Champions League konnte Gonzalez mit Vardar Skopje 2017 sowie als Assistent von Talent Dujshebaev 2009 mit Ciudad Real erfolgreich bestreiten. Seit März 2017 übernahm er zusätzlich das Nationalteam von Mazedonien.

Weltmeister Markus Baur schrieb in seiner EM-Kolumne bei der DKB Handball-Bundesliga:

Was für ein Herzschlagfinale der deutschen Mannschaft gegen Slowenien? Die Situation um den Anwurf von Paul Drux war sehr schwierig zu bewerten. Das ist schon kurios: Nach meinem Regelverständnis war die Entscheidung richtig, wenn die Schiedsrichter das Spiel nicht frei gegeben haben, weil die Slowenen den Abstand nicht eingehalten haben. Wenn sie aber angepfiffen haben, wäre eigentlich Freiwurf und eine 2-Minuten-Strafe die richtige Konsequenz gewesen. Deswegen habe ich es auch nicht ganz verstanden, wieso sich die Unparteiischen so lange am Videoschirm beraten haben. Sie mussten doch wissen, ob sie angepfiffen haben oder nicht. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt: Wonach gucken die jetzt?

Dass der Protest der Slowenen nun abgewiesen wurde, war vorhersehbar. Ein Wiederholungsspiel oder andere denkbare Alternativen wären einfach nicht organisierbar gewesen. Dass es überhaupt so weit kommen konnte, dass die letzten Sekunden die Entscheidung bringen mussten, lag daran, dass die Slowenen einen richtig guten Job gemacht haben. Sie lagen fast 60 Minuten lang in Führung. Die beiden Mittelleute Miha Zarabec und Marko Bezjak haben uns vor riesen Probleme gestellt. Auch die slowenische Abwehr hat mit großer Physis agiert und konnte sich auf ihren Torhüter verlassen.

Während die Slowenen in der ersten Halbzeit ihre Chancen gemacht haben, haben wir viel liegen lassen, wurden phasenweise hektisch. Christian Prokop hat im Angriff wie in der Abwehr viele verschiedene Formationen ins Rennen geschickt. Auf Steffen Fäth hat er ganz verzichtet. Aber er ist so nah den Spielern dran wie kein anderer und wird für seine Entscheidungen gute Gründe haben.

Auch für die Entscheidung, Finn Lemke für Bastian Roschek nach zu nominieren. Prokop war offensichtlich mit der Abwehrleistung nicht zufrieden und will doch wieder auf Bewährtes zurückgreifen. Er wollte mit einer sehr beweglichen Abwehr auftreten. Das hat gegen Slowenien nicht wirklich funktioniert. Die Tür war für Finn ja nie zu und wir können froh sein, dass er jetzt wieder mit dabei ist. Er wird der ganzen Mannschaft gut tun.

Was die Gesamtleistung angeht, war das Spiel gegen Slowenien sicher nicht das Gelbe vom Ei. Aber solche Spiele gibt es immer mal. Wir haben das Spiel mit einem blauen Auge überstanden, das Ergebnis war nach dem Spielverlauf wahrscheinlich das Beste, was uns passieren konnte. Jetzt ist jeder wieder hellwach und top motiviert für das Duell um den Gruppensieg gegen Mazedonien – und wir könnten immer noch mit drei Punkten in die Hauptrunde einziehen.“

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