Handball-EM: DHB-Frauen-Nationalteam in Stagnationsphase – bilanzierende Gedanken

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28.12.2014 – SPORT4Final:

Handball-EM 2014 Ungarn Kroatien:

Bilanz der DHB-Verantwortlichen:

DHB-Generalsekretär Mark Schober sagte am SPORT4Final-Mikro nach der Abschluss-Pressekonferenz in Budapest über den zehnten EURO-Platz: „Wir sind enttäuscht, das muss man schon sagen. Wir haben uns deutlich mehr vorgenommen. Ich glaube, das war auch berechtigt, weil wir doch im Vorfeld gesehen haben, dass sich die Mannschaft entwickelt hat. Bei den Testspielen gegen Rumänien haben wir aber schon gesehen, dass sie sich doch sehr schwer tut. Mit dem Ergebnis hier sind wir natürlich nicht zufrieden.“ DHB-Präsident Bernhard Bauer kündigte bereits an, dass nach der EURO 2014 das gesamte Turnier gründlich und in Ruhe analysiert wird. 

Handball-EM 2014: Frauen-Nationalmannschaft des Deutschen Handballbundes - Foto: DHB/Sascha Klahn
Handball-EM 2014: Frauen-Nationalmannschaft des Deutschen Handballbundes – Foto: DHB/Sascha Klahn

Prolog:

Clara Wolterings schonungslose Analyse nach der Auftaktniederlage gegen die Niederlande galt bis zum 24:24-Remis gegen Frankreich in der Hauptrunde: „Es ist grundsätzlich noch das Problem in der Mannschaft, dass wir gute Phasen haben und die Schwächephasen zu lange anhalten. Wir nehmen uns halt zu lange eine Auszeit und das wird beim schnellen Handball gnadenlos bestraft. Wir müssen jetzt alle an einem Strang ziehen und wissen, was wir spielen wollen und unsere Fehler analysieren.“ 

Kritik:

Die Zauber- und Erfolgsworte der besten EURO-Teams auf der einen Seite waren im Umkehrschluss die Kritikpunkte an der deutschen Mannschaft auf der anderen Seite:

Teamgeist, Abwehr, Angriff, Mentalität und Emotionalität.

Fragen offenbarten sich dem objektiven Betrachter: War der unbändige Team- und Kampfgeist in allen Spielen in der Mannschaft vorhanden? Erfolgreiche Teams lebten in schwierigen Matchphasen von der Emotionalität und Mentalität, Spielrückstände mit „Kampf- und Team-Play“ aufzuholen. Dies gelang den deutschen Frauen nicht!

Über die Probleme im deutschen Abwehr- und Angriffsspiel ist schon viel geschrieben worden. In der Budapester Finalrunde fiel auf, dass die Schnelligkeit der gedanklichen Umsetzung im Passspiel sowie im Gegenstoßverhalten gegenüber den vergangenen Jahren zugenommen hat. Als Siegfaktor in all meinen Gesprächen und Interviews wurde die „Defense“ mit dem Torhüter-Zusammenspiel genannt. Aber auch die erfolgreiche taktische Variante mit der sechsten oder siebenten Feldspielerin für die Torhüterin, Paradebeispiel Dänemarks Hauptrundensieg gegen Ungarn mit 45 Minuten in der Praxis, wird künftig stärker im Fokus stehen. 

Susann Müller:

Ihr Mitwirken im entscheidenden Match um den Hauptrundeneinzug gegen Kroatien half der Mannschaft ungemein. Danach war leider „fingerbedingt“ kein weiterer Einsatz möglich. Ob das gesundheitliche Risiko den Einsatz rechtfertigte, mag nur fragend angemerkt werden. Der Präsident von Győri Audi ETO KC, Ernő Kelecsényi, äußerte gegenüber SPORT4Final: „In Zukunft erwarte ich in den Fällen, wenn eine Spielerin von uns mit einer Verletzung zur Nationalmannschaft geht, eine Konsultation des Clubs über den Wiedereinsatz durch die medizinische Abteilung der Nationalmannschaft. Die endgültige Entscheidung wird durch den Club-Arzt vorgenommen.“ Seitens des DHB wurde der SPORT4Final-Redaktion mitgeteilt, dass Bundestrainer Heine Jensen mit Győrs Trainer Ambros Martin „durchgehend in einem engen Kontakt“ stand. „Völlig problemlos, offen und transparent“ sei die Verständigung gewesen.   

Perspektive Olympia 2016 Rio und Handball-WM 2017 in Deutschland – Epilog:

Die deutsche Frauen-Handball-Nationalmannschaft befindet sich bei der Team- und Leistungsentwicklung in einer Stagnationsphase. Nach zwei Schritten vorwärts bei der Handball-EM 2012 und der Weltmeisterschaft 2013 mit jeweils Platz Sieben und einer handballerisch aufstrebenden Leistung bestätigte die EURO 2014, dass das Team „entwicklungstechnisch“ einen Schritt zurück machte. Die schwierigen WM-Playoff-Spiele im Juni 2015 gegen Rekordweltmeister Russland werden sich als erster Gradmesser erweisen, ob sich die deutsche Mannschaft auf einem erfolgreichen Weg Richtung Olympia 2016 in Rio befindet.

Personelle Veränderungen auf Schlüsselpositionen, wie bspw. Rückraum Mitte (Spielmacherin) und Kreis Mitte sowie auf der „Königsposition“ im linken Rückraum, sind unumgänglich. Aber auch Teamzusammenhalt und Mentalität sowie Emotionalität sind neu zu „justieren“ und „auf der Platte“ umzusetzen. Der Frauen-Handball in Deutschland hat genügend Potential für diese Aufgaben, nur die Trendwende sollte schnellstmöglich eingeleitet werden. 

SPORT4Final-Redakteur Frank Zepp berichtete live aus der Papp Laszlo Sport Arena vom Final-Wochenende der Handball-EM aus Budapest: 

Exklusiv-Interview mit EHF-Präsident Jean Brihault „Viele Spiele auf Top-Level“

Handball-EM 2014: Statistik und Ranking

Helle Thomsen „Als Team mit entsprechenden Strukturen erfolgreich spielen.“

Dragan Adzic „Ziel ist Olympia 2016 in Rio.“

Handball-EM: Heidi Löke „Goldmedaille ist etwas ganz Besonderes für mich.“

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Auslosung WM-Playoffs 2015 mit Deutschland gegen Russland

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Zwölf ist Trumpf und Spanien im Finale gegen Norwegen

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