Heine Jensen vor der Handball-EURO 2014: „Wir hätten nichts gegen das Halbfinale.“

28.10.2014 – SPORT4Final:

Heine Jensen: „Acht bis zehn potentielle Europameister – wir sind auch einer von denen.“

Heine Jensen, Bundestrainer der deutschen Handball-Nationalmannschaft der Frauen, steht unmittelbar vor seinem vierten großen Turnier mit Deutschlands Elite-Handballerinnen. Mit „seinen“ Frauen kann er eine zielbewusste Aufwärtsentwicklung nachweisen – in der Entwicklung zur spielstarken Mannschaft bis hin zu den Platzierungen: Nach Rang 17 bei der WM 2011 in Brasilien folgten mit Platz Sieben die „Mutmacher-Plätze“ bei der Europameisterschaft in Serbien 2012 und der Weltmeisterschaft 2013 an gleicher Stelle. 

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DHB: Pressegespräch am 14. Mai 2014 in Magdeburg - (v.l.) Die Bundestrainer Heine Jensen und Martin Heuberger - Foto: SPORT4Final
DHB: Pressegespräch am 14. Mai 2014 in Magdeburg – (v.l.) Die Bundestrainer Heine Jensen und Martin Heuberger – Foto: SPORT4Final

Parallel zum Aufstieg des „Frauen-Handball-Flaggschiffes“ vollzog sich auch dank der guten Entwicklung der deutschen Vereinsmannschaften sowie im Ausland tätiger Handballerinnen eine höhere individuelle Qualität einzelner Spielerinnen, die derzeit das Gerüst des DHB-Teams bilden: Anja Althaus (beste Abwehrspielerin der EM 2012), Susann Müller (Torschützenkönigin und WM-All-Star 2013), Clara Woltering (Vize-Europa-Champion mit Buducnost Podgoriga 2014) sowie auch vieler junger Spielerinnen mit Kim Naidzinavicius oder Shenia Minevskaja. Die Erwartungshaltung ist in den letzten Jahren angesichts dieser positiven Meilensteine höher geworden. Wir dürfen sehr gespannt auf die im Dezember stattfindende Handball-Europameisterschaft in Kroatien und Ungarn schauen. 

Im Interview mit Bundestrainer Heine Jensen sprach SPORT4Final-Redakteur Frank Zepp einige der wichtigen Themen an: 

Meine ersten Stichworte sind der „Croatia-Cup“ und die Inkonstanz der deutschen Mannschaft. Was können Sie diesbezüglich bis zur Europameisterschaft noch tun?

Heine Jensen: „Wir waren nicht so konstant, aber das zählt für alle Mannschaften. Alle Teams hatten eine Halbzeit, in der richtig schlecht gespielt wurde. Da müssen wir als Trainer auch sagen, das war ein Testturnier und wir haben natürlich auch getestet. In unserem Spiel gegen Polen haben wir auf jeden Fall auch gesehen, dass wir Dinge ausgetestet haben, wozu wir noch nicht bereit waren. Da haben wir es dann nicht geschafft, wieder den Rhythmus zu finden von der ersten Halbzeit gegen Polen. Diese war o.k., in der zweiten Hälfte verlieren wir dann den Faden und schaffen leider nicht, die Bremse rein zu hauen.“ 

Was haben Sie genau getestet?

Heine Jensen: Wir haben verschiedene Konstellationen und auch mehr Abwehrvarianten getestet. Wir arbeiten da immer wieder mit unserer 5:1 und 6:0 Abwehr. Und dieser Übergang von den beiden Systemen, da kam dann das eine und das andere. Polen war gut, das muss man auch sagen, und hat das knallhart bestraft, dass wir nicht gut in der zweiten Halbzeit gespielt haben. Aber verdient war am Ende, das wir verloren haben, aber in der Höhe hätten wir die Bremse reinhauen müssen.“ 

Polen ist aber eine sehr gute Mannschaft …

Heine Jensen: „Natürlich, Polen ist WM-Vierter und hat eine gute Mannschaft. Für Karo (Karolina Kudlacz – d. R.) ist das immer schwierig gegen Deutschland zu spielen, weil sie jeden Tag hier mit den Spielerinnen zusammen spielt. Polen hat an dem Tag verdient gewonnen und das müssen wir auch anerkennen. Wir haben auch gute Sachen in Kroatien gemacht und die werden wir natürlich mitnehmen auf dem weiteren Weg.“ 

Nun haben Sie nur noch zwei Vorbereitungsspiele gegen Rumänien und ein oder zwei Lehrgänge mit der Nationalmannschaft. Reicht das insgesamt?

Heine Jensen: „Ein Lehrgang, das Rumänien-Spiel ist im Lehrgang drin.“ 

Woran müssen Sie speziell noch arbeiten – mehr im Angriff oder der Abwehr?

Heine Jensen: „Beides. Es ist immer eine Timing-Frage, wenn wir nicht so oft zusammen sind. Da müssen wir einfach viel mit dem Ball wieder spielen und einander vom Timing wieder finden. Wichtig ist natürlich, das wir eine Abwehr hinstellen, die schwer zu überwinden ist. Das haben wir im letzten Jahr bei der Weltmeisterschaft gesehen. Da waren wir nicht auf dem Niveau, was wir uns wünschen. Also, Abwehr, Umkehr und dann hoffe ich, dass wir immer wieder unsere Spielerinnen in den Angriff dorthin bringen, wo sie gut sind.“ 

Steht der Kern der Mannschaft oder auf welcher Position gibt es noch nicht die doppelt gute Besetzung?

Heine Jensen: „Wir gucken immer. Eine Nationalmannschaft steht eigentlich nie. Da darf man immer wieder mitkommen, wenn man Leistung bringt und das in das große Ganze rein passt. Wir gucken natürlich sehr genau hin, wie sich unsere Spielerinnen jede Woche in der Bundesliga und bei internationalen Spielen präsentieren. Und gucken natürlich auch auf die Spielerinnen, die noch nicht zum festen Bestandteil unseres Kaders gehören. Aber wo wir wissen, da müssen wir ein Auge drauf werfen.“ 

Die großen Turniere werden in der Abwehr entschieden. Jana Krause spielt auch wieder super in den letzten Wochen. Auch im Rückraum haben Sie die Qual der Wahl.

Heine Jensen: „Ich finde, dies ist auf allen Positionen wichtig, aber auch bei den Torhüterinnen natürlich. Die Torwart-Position ist immer wichtig. Da haben wir gute Leute und das hat auch Deutschland in vielen Jahren ausgezeichnet. Im Rückraum werden wir besser und besser und da haben wir auch Leute, die an die Tür klopfen. Eine Minevskaja kommt immer mehr und macht das auch gut in der Liga. Laura Steinbach ist auch zurück nach Deutschland gekommen und wir hoffen, dass sie wieder zu alter Form findet. Das ist alles sehr spannend und ich denke, wir brauchen uns nicht zu verstecken und haben richtig gute Spielerinnen, die für uns auflaufen können. Da müssen wir daran arbeiten, dass wir die bestmögliche Konstellation zum richtigen Zeitpunkt auf dem Spielfeld haben.“ 

Nach den Plätzen 7 bei den letzten Europa- und Weltmeisterschaften – wohin geht nun die Reise in Kroatien und Ungarn im Dezember?

Heine Jensen: „Das ist abhängig von den Ergebnissen. Wenn wir genügend Spiele gewinnen, dann geht es weiter. Das ist die entscheidende Frage. Wir waren gut dabei bei den letzten Turnieren, aber das ist oben alles so eng beieinander. Wenn alle fit sind, gibt es aus meiner Sicht acht bis zehn potentielle Europameister. Wenn wir in einen guten Rhythmus hinein kommen, sind wir auch einer von denen. Wenn alles läuft, dann können wir vorn mitspielen. Wir haben aber auch spätestens beim Kroatien-Cup gesehen, dass eine Halbzeit, wo du weg bist, dann bist du raus und weg. Ich sage das mal so: Wir wollen immer gewinnen, wenn wir auf das Parkett gehen und wir bleiben dabei.“ 

Das Halbfinale ist aber schon ein gutes Ziel der Mannschaft?

Heine Jensen: „Ich sage das mal so: Ich glaube, von den 16 Mannschaften hätte keine etwas dagegen, ins Halbfinale zu kommen. Und wir auch nicht.“ 

Ich wünsche viel Glück bei der „Mission Halbfinale“ und drücke die Daumen. Vielen Dank für das Interview, Heine Jensen.
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