HC Leipzig: Der „ewige“ Zweite – Neuanfang notwendig?

24.03.2014 – SPORT4Final:

HC Leipzig – Kommentar:

Die Entscheidung um die deutsche Handballmeisterschaft der Frauen 2014 ist praktisch gefallen. Die erneute Niederlage des deutschen Rekordmeisters (Männer und Frauen) beim Titelverteidiger Thüringer HC mit 23:31 Toren lässt dem HC Leipzig nur noch theoretische Chancen auf den deutschen Meistertitel. Denn bei acht Punkten Rückstand sowie einem weitaus schlechteren Torverhältnis benötigt der Thüringer HC aus den übrigen 7 Spielen der sogenannten „Meisterrunde“ nur noch sechs  Punkte. In Thüringen kann der Schampus bis zum letzten Spieltag am 31. Mai und dem erneuten Duell beider Teams in Leipzig (!!!) kalt gestellt werden. Der HC Leipzig wird aller Voraussicht nach wieder deutscher Vizemeister – fast schon gefühlt als „ewiger“ Zweiter.

WM-All-Star und Torschützenkönigin Susann Müller gewinnt die Wahl zur "Handballerin des Jahres 2013" in Deutschland - Foto: Sebastian Brauner, Sportsnine
HC Leipzig: WM-All-Star und Torschützenkönigin Susann Müller gewann die Wahl zur „Handballerin des Jahres 2013“ in Deutschland – Foto: Sebastian Brauner, Sportsnine
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Aus Leipziger Sicht ist die sportliche Überlegenheit des Dauerrivalen Thüringer HC schon brutal. Immer wieder gesehen: In den direkten Duellen zeigt sich eine überdimensionale Überlegenheit in spielerischer, kämpferischer sowie mentaler Art und Weise. Und dies vor dem Hintergrund, dass die Summe der individuellen Leistungsfähigkeiten beider Teams nun nicht Lichtjahre voneinander entfernt sondern annähernd auf „Augenhöhe“ ist. Dann müsste die Ursachenforschung am internen Mannschaftsgefüge ansetzen. Passen die Charaktere mit ihren spielerischen und kämpferischen Möglichkeiten als mannschaftliches Gesamtgefüge zusammen? Eine Susann Müller, Katja Schülke oder Karolina Kudlacz in Superform reichen scheinbar nicht, wenn die Mannschaft nicht intakt oder mental in Topspielen überfordert ist. Sind möglicherweise einige Führungsspielerinnen entwicklungsmäßig über ihren Leistungszenit hinaus? Wurden gerade in den vergangenen Jahren auch seitens der Vereinsführung Fehler in der Personalplanung gemacht?

Wie könnte in der nächsten Saison ein personeller und sportlicher Neuanfang aussehen? Die Spielweise des Teams müsste sich auch ändern.

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Zumindest kommt mit Norman Rentsch ein neuer Trainer auf die sportliche Kommandobrücke. Mit Linksaußen Helena Hertlein (21) und Rechtsaußen Kaya Diehl (21) wechseln zwei Spielerinnen von der HSG Bensheim-Auerbach in die Messestadt. Auch die junge Mutter Katja Schülke wird im Tor wieder für mehr Stabilität sorgen. Natalie Augsburg (Berlin) verabschiedete sich während der laufenden und Susann Müller nach der Saison Richtung Győr. Die bereits vom HC Leipzig avisierte skandinavische Rückraumspielerin steht scheinbar noch nicht fest oder wurde der Presse bislang noch vorenthalten.

Ändert sich die personelle Zusammensetzung des HCL-Teams, müsste sich auch an der Spielweise der Mannschaft etwas verändern. Gemessen an internationalen Maßstäben, wenn man europäisch mal wieder auf der Erfolgsleiter nach oben steigen möchte. Da kommen alte Handballweisheiten und empirische Erkenntnisse letzter Großereignisse wieder ins Spiel. Der HC Leipzig beherrscht zurzeit nicht zwei flexible, schnellfüßige und „knallharte“ Abwehrsysteme, was eine überdurchschnittliche Torhüterfangquote jenseits der 30 Prozent einschließt. Im Umschalt- und Tempogegenstoßverhalten mit Reserven sowie mit noch sehr entwicklungsfähiger zweiter sowie dritter Welle sind Steigerungspotentiale erkennbar. Eine noch größere Baustelle ist der Positionsangriff. Für den SPORT4Final-Kolumnisten war in dieser Saison Susann Müller, bei der Handball-WM in Serbien wie beim HC Leipzig, nicht nur „Torfabrik“ sondern auch auf der Spielmacherposition allererste Wahl. Als WM-Vierte spielte Karolina Kudlacz für ihr Heimatland Polen eine überragende Weltmeisterschaft. In Leipzig zeigte sie diese Leistungskonstanz auf hohem Niveau nicht. Maura Visser fehlen in dieser Spielzeit Dynamik und Spielwitz. Insofern scheint die Leipziger Schaltzentrale im Angriff derzeit eine Problemzone zu sein. Sportlich-bessere Tage und Erfolgsmeldungen werden sicher wieder kommen, wenn die Ursachenforschung auch sichtbare Veränderungen zu Tage fördert.

Nach den sportlichen Highlight-Spielen des Thüringer HC in der Champions League (Hypo Niederösterreich, FC Midtjylland, IK Sävehof, Györi Audi ETO KC) und der nicht so spannenden (langweiligen) Meisterschaftssaison könnte aber nicht nur aus organisatorischer sondern auch sportlicher Sicht das Pokal-Final-4 in der Arena Leipzig der Leckerbissen im deutschen Frauen-Vereinshandball werden. Heimvorteil HC Leipzig – spielt die Psyche eine große Rolle und wird nach drei titellosen Jahren die Erfolglosigkeit beendet? Am letzten Aprilwochenende werden wir es wissen. Gewinnt Leipzig den DHB-Pokal sollte man am letzten Bundesligaspieltag das „Spiel um die goldene Ananas“ gegen den, aus heutiger Sicht, wahrscheinlichen deutschen Meister Thüringer HC in ein „Supercup-Finale“ umtaufen …

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