HC Leipzig mit historischer Blamage beim Thüringer HC

19.02.2014 – SPORT4Final: Kommentar

Der deutsche Handball-Rekordmeister HC Leipzig durchlebt eine seiner schwersten Spielzeiten in der Vereinsgeschichte. Nach dem desaströsen Ausscheiden aus der Champions League und dem Europacup im vergangenen Herbst, der Trainer- und Spielerinnenentlassung von Thomas Ørneborg samt Ehefrau, einem noch nie dagewesenen Verletztenstand innerhalb einer Saison folgte der nächste Tiefpunkt: Einer 10-Tore-Niederlage beim VfL Oldenburg schloss sich die 17-Tore-Demontage mit 28:45 beim deutschen Meister Thüringer HC an. Höchststrafe mit mehr als 40 Gegentoren. Eine historische Blamage! Sowohl spielerisch als auch vom Auftreten der Leipziger Mannschaft! Eine denkwürdige Bundesligapartie!

HC Leipzig: Jugendnationalspielerin Nele Reimer (links, 17) machte ihre Sache beim Thüringer HC noch am besten - Foto: Sebastian Brauner, Sportsnine
HC Leipzig: Jugendnationalspielerin Nele Reimer (links, 17) machte ihre Sache beim Thüringer HC noch am besten
Foto: Sebastian Brauner, Sportsnine

Aus der Sicht denkwürdiger Bundesligaspiele zwischen Topmannschaften gab es aus der Erinnerung des SPORT4Final-Redakteurs bislang nur eine historische Parallele: Am 20. Dezember 2005 verlor der damalige Vierte der Männer-Bundesliga SC Magdeburg beim Ligakrösus THW Kiel mit sage und schreibe 34:54 Toren. Die Bördeländer zeigten beim 19:24-Halbzeitrückstand noch keine „spielerischen Auflösungserscheinungen“. Erst in der zweiten Hälfte wurden sie vom THW förmlich überrannt.

Das Gefühl der sich anbahnenden Niederlage hatten die Frauen des HC Leipzig bereits nach 26 Minuten, als es die erste 10-Tore-Führung des Gastgebers gab. Dieser spielte sich in einen Rausch und wäre womöglich auch an diesem Abend nicht von Europas Topteam Györi Audi ETO KC bezwungen worden. Aber Leipzigs Gegenwehr, Selbstvertrauen, Körpersprache und Abwehrverhalten zeigten auch kein Bundesliga-Topniveau. Apropos neue Deckungsvariante: Das gescheiterte offensive Abwehrsystem spielte dem Thüringer HC in seinem Angriffsverhalten zusätzlich in die Karten. Als dann beim HC Leipzig bis zur Pause auch nichts mehr im Angriff lief, war die Niederlage bereits zur Halbzeit besiegelt.

Bei diesen Leistungsunterschieden zwischen dem Bundesliga-Spitzenreiter aus Thüringen und dem Verfolger aus Leipzig ist kaum vorstellbar, dass sich der Titelverteidiger bei nunmehr sechs Punkten Vorsprung und dem meilenweit besseren Torverhältnis (125 Tore!) noch die Butter vom „täglichen Brot“ (Zitat Herbert Müller) in der Meisterschaft nehmen lässt. Wie hoch die Wettquote bei den Buchmachern auf einen Titelgewinn des HC Leipzig ist, kann ich leider nicht sagen. Eines ist eher sicher: Nach drei titellosen Jahren und dieser bislang auch „historisch-denkwürdigen“ Saison 2013/2014 hat der HC Leipzig noch eine Titel-Trumpfkarte im Ärmel: Das Final Four im DHB-Pokal Ende April in eigener Halle! Dies in die Köpfe und die Herzen der Spielerinnen in den nächsten Wochen zu bekommen, wird eine Herkulesaufgabe der Leipziger Verantwortlichen sein. Denn ohne Teamgeist keine Titel! 

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