Sport4Final-Interview mit Thomas Ørneborg: „Ich will das dritte Mal in die Champions League.“

Sport4Final zu Besuch beim HC Leipzig – deutscher Rekordmeister im Frauen-Handball

Redakteur Frank Zepp im Gespräch mit dem Cheftrainer Thomas Ørneborg vor Beginn der Handballsaison 2013/2014

 

Cheftrainer Thomas Ørneborg - Foto: Sport4Final
Cheftrainer Thomas Ørneborg – Foto: Sport4Final

 

19.08.2013 – S4F:

Sie sind laut führendem Sportnetzwerk in Dänemark in der Lesergunst ein bekannter und erfolgreicher Trainer. Dies ist ein sehr gutes Zeugnis Ihrer Arbeit. War Ihnen das bekannt?

Thomas Ørneborg: „Schön, dies ist eine Neuigkeit für mich.“

Aber Sie haben mit Frederiksberg insgesamt viermal die Jugendmeisterschaft gewonnen.

Thomas Ørneborg: „Ja, die Jugendmeisterschaft im Männerbereich.“

Wie fühlten Sie sich da als junger Trainer?

Thomas Ørneborg: „Es war schön. Aber in der Jugendarbeit ist ein Titel nicht so wichtig. Die Ausbildung und die Entwicklung der jungen Spieler für die Nationalmannschaften und die ersten Mannschaften sind sehr wichtig. Für mich war wichtig, die Spieler zur ersten Mannschaft zu bringen. Und das Ziel ist immer, gut Handball zu spielen.“

Sie waren auch Trainer bei Svendborg und haben in der Champions League gespielt?

Thomas Ørneborg: „Ich war Trainer zusammen mit Ulf Schefvert (Schweden), dem früheren Nationalmannschaftstrainer in Dänemark (Junioren 1993-1997 mit einem Europameistertitel – d.A.). Er war auch Trainer der schwedischen Frauen-Nationalmannschaft (2005-2008 – d.A.). Zu dieser Zeit war ich Co-Trainer in Svendborg. Zwei Saisons haben wir in der Champions League gespielt. Wir gewannen drei oder vier Heimspiele in dieser Zeit, u.a. auch gegen Barcelona. Es war sehr schön.“

Nun schließt sich der Kreis. Wollen Sie mit dem HC Leipzig in dieser Saison auch in die Champions League?

Thomas Ørneborg: „Ich will für mich das dritte Mal in die Champions League. Und ich hoffe mit dem HC Leipzig auch nach der Qualifikation in die Champions League zu kommen.“

Ist das Vorankommen in der Champions League oder der Gewinn der Meisterschaft das Hauptziel des HC Leipzig in dieser Saison?

Thomas Ørneborg: „Ich denke, am wichtigsten ist immer die Meisterschaft. Aber natürlich ist auch die Champions League ein großes Ziel für uns.“

Wie sind Sie bisher mit der Saisonvorbereitung zufrieden? Konnten Sie inhaltlich Ihre Trainingsprogramme mit den Spielerinnen umsetzen?

Thomas Ørneborg: „Ich bin nicht zufrieden mit allen Phasen. In Wittlich und Buxtehude haben wir alle Spielerinnen mit ungefähr 50/50-Spielzeit gesehen. Zum Beispiel gerade im Tor mit Jule und Melanie. Morgen fahren wir nach Ungarn. Dort gegen Rostov und Győr werden wir nicht mit 50/50-Realtime spielen. Wir werden mit der stärksten Abwehr und dem stärksten Angriff über weite Strecken spielen.“

Ist das Turnier in Győr „nur“ ein Vorbereitungsturnier oder sind Sie jetzt schon mit der „ersten Sieben“ voll fokussiert auf die Champions-League-Qualifikation?

Thomas Ørneborg: „In meinem Kopf habe ich ein Bild von der „ersten Sieben“. Wir werden trotzdem einige Konstellationen in Abwehr und Angriff probieren. Es sind Trainingsspiele, aber auch die letzten drei Spiele vor der Bundesliga. Wir haben auch viel Bewegung in der Mannschaft vor dem Start in die Saison. Wir wollen natürlich eine gute Leistung abliefern. Wir wollen eine gute Performance bringen, aber es ist nicht das wichtigste Turnier.“

Haben Sie auch in den letzten Trainingswochen zwei Abwehrsysteme trainiert?

Thomas Ørneborg: „Ja, wir trainierten zwei Verteidigungssysteme – 6:0 und 5:1. Ich denke in Wittlich am letzten Tag und in Buxtehude war 6:0 o.k. Luisa Schulze war verletzt und sie braucht noch mehr Zeit. Wenn sie 100 Prozent fit ist, bauen wir sie in die Deckung ein. Bei 5:1 haben wir 2 oder 3 Optionen mit Spielerinnen, die einen guten Blick haben.“

Hat sich Torhüterin Melanie Herrmann gut in das Team integriert?

Thomas Ørneborg: „Ich bin voll zufrieden mit Melanie. Julia und Melanie sind zwei gute Persönlichkeiten. Sie unterstützen sich gut. Es funktioniert gut so.“

Maura Visser hat sich verletzt. Bedeutet dies, dass erst einmal Karolina Kudlacz auf der Spielmacherposition spielen wird?

Thomas Ørneborg: „Auch Karolina Szwed oder Michelle Ubricht können auf der Spielmacherposition spielen. Wir haben gute Spielerinnen auf dieser Position. Wenn Maura wieder fit ist, gehört sie zu den besten Spielmachern.“

Es ist taktisch sehr interessant, wenn eine Linkshänderin auf der Spielmacherposition spielt. Haben Sie Susann Müller auch mal auf dieser Position versucht?

Thomas Ørneborg: „Wir haben Susi auf drei Positionen probiert – Rechtsaußen, Halbrechts und Mitte. Sie ist eine gute Spielerin, auch als Spielmacherin. Da haben wir viele Varianten. Wir wollen versuchen, so variabel wie möglich zu spielen.“

Wer sind Ihre Meisterschaftsfavoriten in dieser Saison?

Thomas Ørneborg: „Mein Favorit ist der HCL. Aber ich denke, der THC ist ein starker Gegner, aber wir haben unsere Chance in den Spielen, wenn wir optimal spielen. Wir haben eine starke Mannschaft. Wenn wir die optimale Leistung bringen, denke ich, haben wir eine Chance zum Gewinn der Meisterschaft.“

Die Leipziger Fans setzen viel Hoffnung in die Mannschaft und in Sie. Fühlen Sie sich dadurch unter Druck gesetzt, einen Titel holen zu müssen?

Thomas Ørneborg: „Nein. Einer der Gründe, warum ich hier bin, ist der Wunsch nach Titeln in Leipzig. Der größte Druck auf meinen Schultern kommt von mir selbst. Ich möchte gewinnen. Fans, Spielerinnen, Management und Sponsoren wollen Titel. Ich will Titel. Jeder möchte Titel haben.“

Sie befinden sich noch im Studium für das höchste EHF-Trainerdiplom?

Thomas Ørneborg: „Ja. Im Oktober habe ich die letzten Prüfungen für den EHF-Mastercoach.“

Können Sie sich dann in vier, fünf oder sieben Jahren vorstellen, Trainer der dänischen Nationalmannschaft zu werden?

Thomas Ørneborg: „Es wäre eine spannende Herausforderung. Es ist immer ein Traum für alle Trainer, das Land zu präsentieren. Aber jetzt bin ich happy, einen Verein zu trainieren. Aber später in meiner Karriere die Nationalmannschaft in Dänemark oder einem anderen Land zu trainieren, wäre super spannend.“

Dann wünsche ich Ihnen erst mal mit dem HC Leipzig alles Gute und viel Erfolg in der kommenden Saison.

 

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