Karl-Heinz Rummenigge „Champions League ist die Benchmark“

SPORT1 Interview mit Karl-Heinz Rummenigge und den SPORT1 Redakteuren Florian Plettenberg (hinten Mitte) und Stefan Kumberger (r.). Copyright: SPORT1 / Marc Tirl
SPORT1 Interview mit Karl-Heinz Rummenigge und den SPORT1 Redakteuren Florian Plettenberg (hinten Mitte) und Stefan Kumberger (r.). Copyright: SPORT1 / Marc Tirl

Karl-Heinz Rummenigge im neuen „SPORT1 Bundesliga Sonderheft“: „Dieser Klub lechzt nach der Champions League.“

09.07.2019 – PM Sport1 / SPORT4FINAL / Frank Zepp:

Im Exklusiv-Interview für das neue „SPORT1 Bundesliga Sonderheft 2019 + 2020“ spricht Karl-Heinz Rummenigge, Vorstandsvorsitzender des FC Bayern München, unter anderem über die größten Konkurrenten im Meisterschaftsrennen und die Transfer-Offensive des Rivalen BVB. Außerdem äußert er sich zum Traum vom nächsten Triple, zur Arbeit von Niko Kovac und Hasan Salihamidzic und zu seinem designierten Nachfolger Oliver Kahn. Außerdem erzählt Rummenigge von einer besonderen Begegnung mit Manuel Neuer.

Karl-Heinz Rummenigge über …

… die Konkurrenz im Kampf um die Meisterschaft: „Erstmal wollen wir zum achten Mal in Folge die Meisterschaft holen. Aber ich weiß, dass Dortmund uns wieder angreifen wird. Ich gehe davon aus, dass auch RB Leipzig mit Julian Nagelsmann versuchen wird, ein Stück näher an uns heranzurücken. Vielleicht auch Bayer Leverkusen, die mit ihrem neuen Trainer zumindest in der vergangenen Rückrunde eine gute Entwicklung hatten.“

… die Triple-Ambitionen in der neuen Saison: „Dieser Klub lechzt nach der Champions League. Wir haben in 119 Jahren Klubgeschichte aber nur einmal das Triple gewonnen. Das wird manchmal vergessen. Natürlich war es eine großartige Erfahrung, die wir 2013 gemacht haben. Ich habe aber den Eindruck, dass es von Jahr zu Jahr schwieriger wird, diese Trophäe zu gewinnen. Trotzdem: Die Anstrengung Champions League ist immer wieder die ‚Benchmark‘ und das hat weltweit natürlich eine wahnsinnige Ausstrahlung.“

… die Anforderungen für den Titel in der Champions League: „Es ist der Mix. Ich bin auch kein Freund des Jugendwahns, da bin ich ganz ehrlich. Das wird in Deutschland so langsam überstrapaziert. Wir sollten nicht immer nur 18- oder 19-Jährige verpflichten, denn am Ende des Tages spielt Erfahrung eine große Rolle. Schauen Sie sich nur das DFB-Pokalfinale an (3:0 gegen RB Leipzig, d. Red.). Das haben zwei Männer entschieden: Manuel Neuer im Tor und Robert Lewandowski, der aus dem Nichts zwei Tore gemacht hat. Das sind zwei Spieler, die vorne eine ‚3‘ stehen haben.“

… die Fan-Proteste vor dem Wechsel von Manuel Neuer: „Für die Plakate mit ‚Koan Neuer‘ habe ich mich geschämt und war enttäuscht. Ich kann mich noch erinnern, wie ich damals nach dem Spiel (0:1, die Redaktion) in die Kabine von Schalke 04 gegangen bin und mich bei Manuel Neuer entschuldigt habe. Er ist damit unglaublich rational und seriös umgegangen und hat gesagt: ‚Ich habe nur eine Frage: Stehen Sie und Herr Hoeneß hinter meinem Transfer?‘ Da habe ich gesagt: ‚100 Prozent.‘ Er hat dann gesagt: ‚Dann ist alles okay. Dann komme ich.‘ Das werde ich ihm nie vergessen.“

… den Spielstil von Trainer Niko Kovac: „Ich glaube erstmal, dass sich ein Trainer der Spielkultur eines Klubs anpassen muss – und nicht umgekehrt. Ansonsten hat man auf dem Platz permanent einen Wechsel des Personals. Jeder Trainer hat seine Präferenzen darüber, wie ein Spieler in seinem System spielen soll. Nur: Am Ende des Tages muss es ein Bayern-System geben, wie es ein Barcelona-System gibt. Das System, mit dem wir über Jahre und mit unterschiedlichen Trainern sehr erfolgreich waren und welches spektakulärsten Fußball beinhaltete. Wir haben damit die Champions League gewonnen, standen damit dreimal im Finale und quasi immer im Halbfinale. Es wird jetzt eine wichtige Aufgabe von Niko Kovac sein, diese Spielkultur mit unserer verjüngten Mannschaft weiter zu kultivieren.“

… Sportdirektor Hasan Salihamidzic: „Ich glaube, dass man ihn nicht unterschätzen sollte. Wenn er loslegt und Fährte aufgenommen hat, dann lässt er nicht so einfach locker. Dabei begleiten wir ihn natürlich, denn der Transfermarkt muss ja auch in einen finanziellen Kontext passen.“

… die Transfer-Offensive des BVB: „Wir haben in der Vorsaison international etwas erlebt, das man im Englischen als ‚Nightmare‘ bezeichnen würde. Ein zweites solches Jahr sollten wir uns alle ersparen, denn das wäre für das Image und die Finanzen der Bundesliga kontraproduktiv. In dieser Saison muss das besser werden und da hilft Qualität auf dem Platz. Außerdem sage ich immer: Wir haben alle – auch Bayern München – ein Interesse an Konkurrenzkampf. Den hatten wir vor der abgelaufenen Saison sechs Jahre lang nicht.“

… seinen designierten Nachfolger Oliver Kahn: „Ich schlafe völlig ruhig und traue das Oliver zu. Das ist die wichtigste Voraussetzung. Ich gehöre auch nicht zu den Leuten, die sagen, sie seien unersetzlich, denn ich habe seit langer Zeit den Glauben, dass jeder ersetzlich ist. Ich bin davon überzeugt, dass Bayern München mit Oliver Kahn weiterhin positive Zeiten erleben wird. Ich wünsche mir, dass dieses Schiff FC Bayern weiterhin mit Visionen, Elan und Emotionen geführt wird und der Fußball dabei immer im primären Blick ist.“

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