DVV-Pokal Finale: Berliner Paul Carroll glaubt an den Pokalsieg

DVV-Pokal: Während in der SAP Arena in Mannheim bereits der Aufbau für das DVV-Pokal Finale am 28. Februar geprobt wird, besinnt man sich bei Pokalfinalist Berlin Recycling Volleys auf die eigenen Stärken.

02.03.2014, Gerry-Weber-Stadion, Halle/Westfalen Volleyball, DVV-Pokal Finale, Berlin Recycling Volleys vs. VfB Friedrichshafen - Aufschlag / Service Paul Carroll (#12 Berlin) - Foto: Conny Kurth / www.kurth-media.de
02.03.2014, Gerry-Weber-Stadion, Halle/Westfalen
Volleyball, DVV-Pokal Finale, Berlin Recycling Volleys vs. VfB Friedrichshafen – Aufschlag / Service Paul Carroll (#12 Berlin) – Foto: Conny Kurth / www.kurth-media.de

Vor dem Spiel gegen den TV Ingersoll Bühl gehen die Hauptstädter konzentriert zu Werke. 16 Jahre sind seit dem letzten Pokaltriumph vergangen.

„Jetzt sind wir wieder dran“, sagte Paul Carroll, seit 2011 Diagonalangreifer und Leistungsträger bei den BR Volleys. Der Australier gewann den deutschen Pokal bereits einmal mit Generali Haching. Er ist einer, der weiß, wovon er spricht.

12.02.2016 – PM Volleyball Bundesliga / SPORT4Final / Frank Zepp:

Herr Carroll, in gut zwei Wochen können Sie mit den Berlin Recycling Volleys den DVV-Pokal gewinnen. Wie wichtig wäre dieser Pokalsieg jetzt?

Paul Carroll: Es wird ein ganz, ganz wichtiges Spiel für Berlin. Ich persönlich habe ja schon einmal den Pokal mit Haching gewonnen und ich bin mit dem Ziel nach Berlin gekommen, auch hier den Pokal zu holen. Bisher wollte das nicht so klappen. Jetzt wird es Zeit. Wir haben das Halbfinale gegen die United Volleys in unserer Halle gespielt und lagen im Tiebreak 0:4 zurück. Im Normalfall verlierst du dieses Spiel. Ich habe an die Hallendecke geschaut, wo das Plakat vom letzten Pokalsieg aus dem Jahr 2000 hängt. Und ich dachte mir: ‘Nein, wir scheiden jetzt hier nicht aus. Dieses Jahr sind wir wieder dran.’ Dann haben ich und die Mannschaft nochmal alles gegeben. Und es hat gereicht. Jetzt müssen wir noch den letzten Schritt tun. Das wird nicht leicht.

Wie schätzen Sie Bühl als Gegner ein? Die Bühler feiern gerade einen Sieg nach dem anderen. Sieht man sich da noch als Favorit?

Carroll: Bühl hat eine gute Mannschaft, sie haben uns in der Liga geschlagen. Zuvor hatten wir noch kein Spiel verloren. Das zeigt die Qualität, die dieses relativ junge Team hat. Natürlich üben sie so auch gewaltigen Druck auf uns aus. Wir sehen es ja auch in der Bundesliga, dass man ein Spiel schnell verlieren kann. Ich würde sagen, dass es mindestens sechs Teams oben gibt, die sich gegenseitig schlagen können. Aber ich glaube schon, dass wir immer noch der Favorit sind und wir bringen ja auch viel Erfahrung mit.

Sie zum Beispiel haben Erfahrung mit dem DVV-Pokalsieg. Können Sie einem Team, wie den BR Volleys, da etwas mit auf den Weg geben?

Carroll: Wissen Sie, wenn man in so einem Team spielt, weiß ich nicht, ob man sich da hervortun kann. Wir haben viele Spieler, die ganz viel Erfahrung aus wichtigen Spielen mitbringen. Unser Europameister Nicolas Le Goff zum Beispiel, der ja auch World League-Sieger mit Frankreich ist. Tomas Kmet hat auch bereits den Pokal gewonnen. Wichtig ist, glaube ich, dass wir alles so machen, wie immer. Wir müssen unsere Routinen beibehalten, besonders in der Vorbereitung. Es ist eine neue Halle, ein neuer Pokal, über 10.000 Fans – da müssen wir schauen, dass wir bei uns bleiben und dann wird das hoffentlich gut ausgehen.

Nach den Niederlagen gegen Bühl und gegen Friedrichshafen gelang gegen Düren zuletzt wieder ein Sieg. Wie wichtig ist es, dass man vor so einem Alles-oder-nichts-Spiel auch in der Bundesliga erfolgreich ist?

Carroll: Das Spiel gegen Düren war nach den Niederlagen gegen Bühl und Friedrichshafen sehr wichtig. Zwei Niederlagen in Folge, wenn man vorher ungeschlagen war – da braucht man so einen recht klaren Sieg, sonst rutscht man in eine Krise. Natürlich muss man vor so einem Finale gut spielen. Wir hatten seit zwei Monaten das erste Mal wieder unsere Starting-Six ohne Verletzungssorgen auf dem Feld und es ist gut, dass wir bis zum Pokalfinale gemeinsam spielen können.

Sie sind Australier. Können Sie den deutschen Volleyball-Fans etwas über den Status der Sportart Volleyball in Australien erzählen?

Carroll: In Australien gibt es keine Profiliga – das ist natürlich ein Unterschied zu Deutschland. Aber mit der Nationalmannschaft spielen wir in der World League und zuletzt auch im World Cup. Die Zuschauer schauen sich eigentlich nur Spiele der Nationalmannschaft an. 2014 haben wir zu Hause in der World League gegen Frankreich gewonnen. Da waren 5.000 Zuschauer dabei, so viele waren es noch nie. Man spürt seitdem ein wachsendes Interesse am Hallenvolleyball. Der größte Gegner ist einfach das Wetter. Es ist ja oft sehr warm, da sind die Leute lieber am Strand und spielen Beachvolleyball. Es gibt auch wirklich wenige Sporthallen. Deswegen haben wir Australier eigentlich nur die Möglichkeit, im Ausland in einer Profiliga zu spielen.

Und trotzdem sind Sie Volleyball-Profi geworden. Wie kam es dazu?

Carroll: Meine Brüder haben auch schon Volleyball gespielt und dann habe ich eben auch damit angefangen. Ich habe dann lange an unserer High-School gespielt, damals war ich noch Zuspieler und nur gut 1,80 Meter. Und zwischen meinem 16. und 17. Lebensjahr bin ich knapp 30 Zentimeter gewachsen. Dann konnte ich plötzlich auch Angreifer sein. Wäre das nicht passiert, wäre ich wahrscheinlich nicht Profi geworden. Ich bin dann in die USA gegangen, dort hatte ich dann die Möglichkeit, professionell zu trainieren.

Bevor Sie in die Bundesliga kamen, waren Sie auch in Italien. Jetzt sind Sie schon einige Jahre in Deutschland. Was zeichnet die Bundesliga aus?

Carroll: Der größte Unterschied ist natürlich, dass in Deutschland nur die ersten vier bis sechs Mannschaften sehr stark sind und dann fällt das Niveau deutlicher ab als in Italien. Dort ist die Lücke nicht so groß. Aber ich mag die Bundesliga trotzdem sehr, weil es hier weniger um die Karriere eines Einzelnen geht. In Deutschland kämpft jeder für ein Team und die Teams für die Spieler. Auch, wenn es mal schlecht läuft. In Italien kann es dir passieren, dass du kein Geld bekommst, wenn du einen schlechten Tag erwischt hast. Das hängt von der Laune des Teammanagers ab. Und dort spielt einfach jeder für sich. In Deutschland ist das ganze mehr als ein Job. Man spielt für seine Stadt und für die Fans. Ich fühle mich mit den BR Volleys verbunden und ich habe mich damals mit Haching verbunden gefühlt.

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