Zur Wahl von Thomas Bach: Ein besonderes Ereignis

11.09.2013 – PM:

Ausführlich beschäftigen wir uns mit der Wahl des DOSB-Präsidenten Thomas Bach ins Amt des IOC-Präsidenten. Dazu bietet die DOSB-PRESSE aktuelle Berichte aus Buenos Aires, ein Porträt, ein Interview mit Bach und die Dokumentation seiner Dankesrede an die 125. IOC-Session an.

Zur Wahl von Thomas Bach: Ein besonderes Ereignis

Erstmals ist ein Deutscher ins höchste Amt des Weltsports gewählt worden. Die 125. Voll-versammlung des Internationalen Olympischen Komitees hat Thomas Bach zum neunten Präsidenten der wichtigsten Sportorganisation gewählt. Das ist in mehrfacher Hinsicht ein besonderes und beeindruckendes Ereignis.

Zunächst einmal hat der erfolgreiche Kandidat ganz persönlich jede Anerkennung verdient. Bach ist zwar nicht der erste Athlet und Olympiateilnehmer in dieser Position, aber der erste, der auch als Sportler den höchsten olympischen Lorbeer erfocht. Die Zielstrebigkeit und Beharrlichkeit, aber auch das Einfühlungsvermögen in sein Gegenüber haben dem Olympiasieger im Fechten von 1976 auch in der zweiten sportlichen Karriere geholfen.

Thomas Bach steht zuallererst dafür, Olympische Spiele und die Idee des weltgrößten Sport-ereignisses für diejenigen zu erhalten, die im Zentrum stehen: die Athletinnen und Athleten. Was er zudem in mehr als 15 Jahren in verantwortlicher Arbeit auf den verschiedensten Feldern im IOC geleistet hat, genießt das volle Vertrauen seiner Kolleginnen und Kollegen. Jedenfalls ist die Mehrheit der Mitglieder, die in nun bereits im zweiten Wahlgang der Session in Buenos Aires ins Amt hoben, imposant.

Dass Bach zudem den Rückhalt des deutschen Sports hat, zeigen nicht nur seine Kolleginnen und Kollegen im Präsidium des DOSB. Auch unter den Mitgliedsorganisationen des Dachverbandes herrscht die Meinung, dass es gerade das Verdienst des Gründungspräsidenten Bach ist, in nunmehr sieben Jahren an der Spitze des DOSB die Vorgängerorganisationen DSB und NOK erfolgreich zusammengeführt und den Deutschen Olympischen Sportbund zu der Stimme des Sports in Deutschland entwickelt zu haben.

Dass in vielen Glückwünschen auch der Stolz darüber mitschwingt, dass ein Deutscher eine so breite Basis des Vertrauens im Weltsport aufbauen konnte, ist verständlich. Allein diese Tatsache ist bedeutsam. Die Hoffnungen, die mancher damit zugleich für die künftige Entwicklung des Sports hierzulande verbindet, sind dagegen übertrieben. Denn selbstverständlich gilt für die Arbeit des neuen IOC-Präsidenten die Gesamtsicht. Und doch profitierte natürlich auch der deutsche Sport davon, wenn Bach seine olympischen Ideen und Projekte umsetzt.

Schon  die unmittelbaren Auswirkungen der Wahl sind beträchtlich. Der DOSB sucht nun eine neue Führung. Wer auch immer das Präsidenten-Amt einnehmen wird – die Basis für die künftige Arbeit ist stabil; der DOSB ist allseits anerkannter Partner in unserer Gesellschaft. Das ist Bachs Verdienst.

Jörg Stratmann

 

Thomas Bach ist der neue IOC-Präsident

Die 125. Vollversammlung des Internationalen Olympischen Komitees wählt den DOSB-Präsidenten im zweiten Wahlgang mit absoluter Mehrheit

Zum ersten Mal steht ein Deutscher an der Spitze der olympischen Bewegung. Die 125. Session des Internationalen Olympischen Komitees in Buenos Aires wählte Thomas Bach an diesem Dienstag (10. September) zum neunten Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC).

Der 59 Jahre alte Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), der seit der Bekanntgabe seiner Kandidatur im Mai als Favorit für das höchste Amt im internationalen Sport galt, erreichte im zweiten Wahlgang die notwendige absolute Mehrheit. Bach ist Nachfolger des Belgiers Jacques Rogge, der in der letzten Amtshandlung seiner zwölfjährigen Präsidentschaft um 12:41 Uhr Ortszeit (17.41 Uhr MESZ) den Umschlag öffnete und den Namen des Wahl-siegers verlas: Thomas Bach.

Sichtlich berührt wandte sich Bach mit einem vielfachen „Danke“ in den unterschiedlichsten Sprachen an die Versammlung. Sein besonderer Dank ging an Rogge und an alle, die ihn auf dem langen Weg an die Spitze des IOC unterstützt und begleitet hatten, aber auch an die fünf Mitbewerber und „diejenigen, die mich nicht gewählt haben“. Er wolle ein Präsident für alle sein.

Dieses überwältigende Zeichen des Vertrauens, auch die Stimmung in der Versammlung habe ihn aufs Tiefste bewegt, sagte Bach später vor der Weltpresse. „Es war einer der emotionalsten Momente meines Lebens.“ An die Siegerehrung nach dem Gewinn der Goldmedaille mit dem deutschen Florettfechter-Team 1976 in Montreal könne er sich kaum erinnern, sagte Bach. Damals habe er die Bedeutung des Erfolges erst erfasst, als die Medaillengewinner daheim in Tauberbischofsheim von 30.000 Menschen empfangen worden seien. Dagegen hätten ihn die Reaktionen auf die erfolgreiche Wahl an diesem Dienstag in Buenos Aires „direkt ins Herz getroffen“, erklärte er.

Emotional geriet auch die Verabschiedung des Vorgängers Jacques Rogge. Bach ehrte den Belgier in seiner ersten Amtshandlung noch auf der Bühne mit dem Olympischen Orden in Gold. Rogge ist nun Ehrenpräsident des IOC.

Ein Kreis hat sich geschlossen

Für den Fecht-Olympiasieger Bach schließt sich 32 Jahre nach seinem ersten großen internationalen Auftritt als Sport-Funktionär 1981 beim IOC-Kongress in Baden-Baden der Kreis. Bach gehörte der ersten IOC-Athletenkommission an. Als erst neunter Präsident seit ihrer Gründung 1894 wird der Wirtschaftsanwalt aus Tauberbischofsheim nun das IOC mindestens in den kommenden acht Jahren und höchstens die nächsten zwölf leiten.

Das DOSB-Präsidium gratuliert

Der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) verliert dagegen seinen Gründungspräsidenten, der, wie das DOSB-Präsidium in einer Erklärung (siehe folgenden Artikel) nach der Entscheidung sagte, in den vergangenen sieben Jahren DSB und NOK erfolgreich zusammengeführt und den DOSB zu der Stimme des Sports in Deutschland entwickelt habe. „Aber wir gewinnen in diesem historischen Moment den ersten deutschen IOC-Präsidenten. Wir sind überzeugt, dass er die erfolgreiche Arbeit von Jacques Rogge fortführen und dabei die Athletinnen und Athleten in den Mittelpunkt seines Handelns stellen wird“, heißt es in der Mitteilung.

1991 wurde Bach ins IOC gewählt, 1996 erstmals in die Exekutive. 2000 wurde er zum ersten Mal  Vizepräsident und arbeitete verantwortlich in zahlreichen Kommissionen. Insbesondere als Leiter der juristischen Kommission sprach er stets als strikter Kämpfer gegen Doping.

Sieg im zweiten Wahlgang

Nun bestätigten ihn die IOC-Mitglieder am Dienstag schon im zweiten Wahlgang mit der absoluten Mehrheit von 49 der 93 Wahlberechtigten gegen seine vier verbliebenen Konkurrenten Richard Carrion (Puerto Rico, 29 Stimmen), Ng Ser Miang (Singapur, 6), Denis Oswald (Schweiz, 5) und Sergej Bubka (Ukraine, 4). Wu Ching-Kuo (Taiwan) war im ersten Wahlgang nach einer Stichwahl gegen Ng ausgeschieden. Schon da hatten 43 Mitglieder für Bach votiert, nur 23 für Carrion.

„Ein Präsident für alle“

Vom kommenden Dienstag an, wenn Rogge die Geschäfte in Lausanne an Bach übergibt, wird der neue Präsident sein Wahlmanifest unter dem Motto „Einheit in Vielfalt“ in die Tat umsetzen. Seine Tür, seine Ohren und sein Herz seien offen, er werde ein „Präsident für alle“ sein, sagte Bach in seinem ersten Wort an die Vollversammlung. Zu den Pfeilern seines Programms gehören ein strikter Kampf gegen Doping und Wettbetrug, dazu will er Afrika als Olympia-Gastgeber die Tür öffnen, dem Gewinnstreben um jeden Preis Einhalt gebieten und auch ein Projekt wie die Einführung eines Olympia-TV-Kanals angehen.

Seinen Kolleginnen und Kollegen im DOSB-Präsidium wird sich der neue IOC-Präsident schon am kommenden Montag bei der nächsten Sitzung in Frankfurt begegnen. Bei einem Rücktritt Bachs als DOSB-Präsident wird satzungsgemäß Hans-Peter Krämer, Vizepräsident Wirtschaft und Finanzen, das Amt vorübergehend übernehmen.

Bundespräsident, Bundeskanzlerin und Putin gratulieren

Zahlreiche Prominente hatten Bach vor der Wahl alles Gute gewünscht. Und schon kurz nach seiner Wahl trafen die ersten Glückwünsche ein, auch aus den Mitgliedsverbänden des DOSB, aber auch aus der Politik.

Bundespräsident Joachim Gauck sagte Bach als erster der Gratulanten: „In Ihrem neuen Amt tragen Sie Verantwortung für die künftige Gestalt des IOC.“ Bundeskanzlerin Angela Merkel schickte „herzliche Glückwünsche“ und schrieb: „Ich freue mich sehr darüber, dass Deutschland mit Ihnen auf der internationalen Ebene auch weiter hervorragend vertreten ist.“ Der für den Sport zuständige Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CSU) nannte Bachs Wahl „eine historische Situation“. Auch Außenminister Guido Westerwelle twitterte Glückwünsche.

Russlands Präsident Wladimir Putin gratulierte dem neuen IOC-Präsidenten sogar persönlich. Putin rief kurz nach der Wahl Bachs in Buenos Aires Dimitri Tschernischenko, den Organisations-Chef der Olympischen Winterspiele 2014 in Sotschi, auf dem Handy an. Der konnte direkt an Bach weiterleiten, der die Glückwünsche des Staatschefs entgegennahm.

Auch Fußballgröße Franz Beckenbauer zeigte sich erfreut, „dass ich Thomas Bach zur Wahl gratulieren kann. Dass er als erster Deutscher in das höchste Amt des Sports gewählt wurde, ist eine hohe Auszeichnung für uns alle“, sagte er. Wolfgang Niersbach, Präsident des Deutschen Fußball-Bundes, erklärte: „Es ist eine Anerkennung für seine großartige Arbeit und ein Zeichen für die Wertschätzung des deutschen Sports. Er kann sich hundertprozentig darauf verlassen, dass der deutsche Fußball hinter ihm steht.“

Auch Bundestrainer Joachim Löw zeigte sich der Wahl in Buenos Aires erfreut und sagte kurz vor dem Qualifikationsspiel der Nationalelf auf den Färöern: „Ich weiß, dass Thomas Bach Fußballfan ist. Auch wir von der Nationalmannschaft haben ihm für die Wahl zum IOC-Präsidenten die Daumen gedrückt.“ Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff ergänzte: „Die Wahl von Thomas Bach an die Spitze der Olympischen Bewegung ist eine Auszeichnung für den gesamten deutschen Sport.“

„Ein Deutscher an der Spitze des IOC, das ist doch das, worauf wir Deutschen alle stolz sein können“, meinte Dirk Nowitzki, Basketball-Profi vom NBA-Klub Dallas Mavericks. Turn-Star Fabian Hambüchen sagte: „Thomas Bach ist ein hervorragender IOC-Präsident.“

Athleten twittern Glückwünsche

Bob-Rekord-Olympiasieger André Lange erzählte, auch er habe die Daumen gedrückt. „Nach 20 Jahren sehr guter Arbeit als Vize ist seine Wahl ein logischer Schritt“, sagte er. Der dreimalige Kanu-Olympiasieger Andreas Dittmer meinte: „Ich freue mich sehr für ihn. Sicher ist ein deutscher IOC-Präsident auch nicht hinderlich bezüglich einer deutschen Olympia-Bewerbung.“

Heide Rosendahl, Doppel-Olympiasiegerin in der Leichtathletik der Spiele von 1972 in München, ergänzte: „Bachs Wahl zum IOC-Präsidenten tut dem deutschen Sport gut. Er ist schon ein Sympathieträger aus der Sicht Vieler.“

„Eine gute Wahl“ twitterte Stabhochsprung-Weltmeister Raphael Holzdeppe, und Hockey-Olympiasieger Moritz Fürste meinte: „Gut für Deutschland – wir sind gespannt, was passiert.“

Grüße aus den Mitgliedsverbänden

Die Spitzen nahezu sämtlicher Spitzensportverbände hatten Bach die Daumen gedrückt. „Er ist authentisch mit seinem Hintergrund als ehemaliger Spitzensportler“, sagte Präsident Karl Alten-burg vom Deutschen Tennis Bund. „Eine Wahl von Thomas Bach zum IOC-Präsidenten ist auch eine Anerkennung für das deutsche Sportsystem, das mit seinen 28 Millionen Mitgliedschaften und 8,8 Millionen Ehrenamtlichen weltweit einmalig ist“, meinte Rainer Brechtken, Vorsitzender des Deutschen Turner-Bundes, und Sprecher der Spitzenverbände im DOSB.

Auch Dagmar Freitag, Vorsitzende des Sportausschusses im Deutschen Bundestag, gratulierte, erklärte aber auch: „Die Olympischen Spiele dürfen nicht länger vornehmlich unter der Prämisse ungezügelter Kommerzialisierung und Gewinnmaximierung für das IOC stattfinden.“

Das DOSB-Präsidium gratuliert dem neuen IOC-Präsidenten

Zur Wahl von Thomas Bach zum IOC-Präsidenten erklärt das Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB):

„Das Präsidium des DOSB gratuliert Thomas Bach zur Wahl zum 9. IOC-Präsidenten. Die Mitglieder des IOC haben damit seine langjährige Arbeit für den Sport u.a. als Vizepräsident des IOC, Vorsitzender zahlreicher Kommissionen und als Präsident des DOSB gewürdigt. Das klare Votum für ihn stärkt auch den deutschen Sport.

Zwar verlieren wir mit der heutigen Entscheidung unseren Gründungspräsidenten, der in den vergangenen sieben Jahren DSB und NOK erfolgreich zusammengeführt und den Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) zu der Stimme des Sports in Deutschland entwickelt hat, aber wir gewinnen in diesem historischen Moment den ersten deutschen IOC-Präsidenten. Wir sind überzeugt, dass er die erfolgreiche Arbeit von Jacques Rogge fortführen und dabei die Athletinnen und Athleten in den Mittelpunkt seines Handelns stellen wird. In seiner Funktion als DOSB-Präsident haben wir Thomas Bach, den Olympiasieger von 1976, stets als Teamplayer und Sportler erlebt.

Thomas Bach hat sich im internationalen wie im nationalen Sport eine Vertrauensbasis erarbeitet, auf der er nun auch in der wichtigsten Position des Sports wirken kann. Wir freuen uns für ihn – und sind stolz, dass unser Präsident die Zustimmung des Weltsports in so überzeugender Weise gewinnen konnte.

Das DOSB-Präsidium schaut voller Vorfreude auf die Präsidiumssitzung mit Thomas Bach am kommenden Montag und Dienstag, 16. und 17. September, in Frankfurt/Main.“

Thomas Bach – Vom Olympiasieger zum IOC-Präsidenten

Für Thomas Bach hat sich im Zeichen der Ringe ein Kreis geschlossen. Als Athlet gewann er olympisches Gold, als Sportfunktionär wurde er nun als erster Deutscher ins höchste Amt des IOC gewählt.

Thomas Bach wurde am 29. Dezember 1953 in Würzburg geboren. Schon als Fünfjähriger begann er beim FC Tauberbischofsheim mit dem Fechtsport. Sein sportlicher Lehrmeister war der Gründer des Tauberbischofsheimer Fechtclubs und langjährige Trainer und Bundestrainer, Emil Beck.

Bach gehörte zu jenen Athleten, die für den Aufschwung des Fechtens unter Beck sorgten. In den Siebzigerjahren feierte Florettfechter Bach, als Einzelkämpfer auch deutscher Meister, mit der Mannschaft seine größten Erfolge: 1976 wurde er in Montreal Olympiasieger, ein Jahr später in Buenos Aires Weltmeister, 1979 noch einmal WM-Dritter.

Zu dieser Zeit war er schon Aktivensprecher. In dieser Funktion erlebte er seine erste große Niederlage. Denn vergeblich wehrte er sich gegen den Boykott der Olympischen Spiele 1980 in Moskau, die auch für ihn letzter Höhepunkt der sportlichen Karriere hätten sein sollen.

Das Erlebnis dieses Rückschlags wurde indes für den Jurastudenten zum Start der Funktionärs-laufbahn. 1983 promovierte das FDP-Mitglied und gründete eine eigene Rechtsanwaltskanzlei. Mitte der achtziger Jahre wechselte Bach für zwei Jahre als Direktor für Promotion zum Sport-artikel-Hersteller Adidas. Auch wirkte er als Vorsitzender des mittelständischen Beraterkreises des Bundes-Wirtschaftsministeriums. Doch der Sport ließ ihn nicht los.

1981 hatte er gemeinsam mit dem Engländer Sebastian Coe auf dem Olympischen Kongress in Baden-Baden gesprochen. Bis 1988 gehörte er dann der dort gegründeten Athleten-Kommission des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) an.

Seit 1991 IOC-Mitglied

1982 wurde Bach für neun Jahre Persönliches Mitglied im Nationalen Olympischen Komitee (NOK), 1991 schaffte er als Nachfolger von Willi Daume den Sprung ins IOC. Dort sammelte er unter dem damaligen Präsidenten Juan Antonio Samaranch rasch Erfahrungen in verschiedenen Kommissionen.

1994 übernahm er den Vorsitz der Berufungskammer des Internationalen Sportgerichtshofes (CAS), 1996 wurde er erstmals ins Exekutivkomitee des IOC gewählt. 2000 wurde er erstmals Vizepräsident. Ein Jahr später übernahm er den Vorsitz der juristischen Kommission im IOC sowie der Kommission für Sport und Recht.

Er leitete die Evaluierungskommission für die Winterspiele 2002, war Vorsitzender der Disziplinarkommission bei Olympia und 2004 der Evaluierungskommission für die Sommerspiele 2004. Außerdem war er Chefverkäufer für europäische TV- und Medienrechte. 2006 begann seine zweite Amtszeit als Vizepräsident. Im selben Jahr wurde er Gründungspräsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) als Fusion aus Deutschem Sportbund und dem Nationalen Olympischen Komitee.

Außerhalb des Sports wurde Bach 1998 Aufsichtsrats-Vorsitzender bei der Michael Weining AG in Tauberbischofsheim; bis 2009 folgten zeitweilig fünf weitere Mandate in Aufsichtsräten, Beiräten und Verwaltungsräten. Von 2006 an war Bach Präsident der deutsch-arabischen Industrie- und Handelskammer Ghorfa.

2010 begann seine dritte Vizepräsidentschaft im IOC. Damit gehört Bach der Exekutive mehr als 15 Jahre an, mit verantwortlicher Arbeit in insgesamt neun Kommissionen. Auch diese Erfahrung trug dazu bei, dass die IOC-Mitglieder Thomas Bach nun zu ihrem neunten Präsidenten wählten. Der Kreis hat sich geschlossen.

 

HINTERGRUND UND DOKUMENTATION

Thomas Bach: „Ich möchte ein Präsident für alle sein“

Der neue Mann an der Spitze der Olympischen Bewegung will „ein Präsident für alle“ sein. Das kündigte Thomas Bach in seiner Dankesrede nach der Wahl an.

Im zweiten Wahlgang hat die 125. Session des Internationalen Olympischen Komitees Thomas Bach zum neunten IOC-Präsidenten bestimmt. Unmittelbar nach der Bekanntgabe dankte der Sieger der Versammlung mit folgenden Worten:

„Dankeschön! Danke für diese Ehre.

Zunächst möchte ich allen Kollegen und lieben Freunden von Herzen danken, die für mich gestimmt haben. Das ist ein überwältigendes Zeichen des Vertrauens.

Aber ich möchte auch meinen Mitbewerbern danken, die ich sehr respektiere. Und ich danke auch denen, die nicht für mich gestimmt haben. Ich werde auch für Sie und mit Ihnen arbeiten in den kommenden Jahren, in denen ich auch Ihr Vertrauen gewinnen möchte.

Ich weiß, wie groß die Verantwortung eines IOC-Präsidenten ist. Das macht mich demütig.

Ich möchte nach meinem Motto ,Einheit in Vielfalt‘ handeln. Ich möchte ein Präsident für alle sein. Ich werde mein Bestes tun, alle unterschiedlichen Interessen in der Olympischen Bewegung zu berücksichtigen.

Deswegen möchte ich Ihnen zuhören und mit allen von Ihnen einen andauernden Dialog führen. Sie sollen wissen, dass meine Tür, meine Ohren und mein Herz Ihnen immer offen stehen.

Lieber Jacques: Ich möchte Dir persönlich herzlich danken. Du hinterlässt ein großartiges Erbe, auf dem wir alle aufbauen können. Ich möchte Dir persönlich für Dein Vertrauen danken, das Du in mich während Deiner zwölfjährigen Präsidentschaft gesetzt hast. Und ich hoffe sehr, dass ich auf Deinen guten Rat zählen kann, auch in den kommenden Jahren.

Vor 37 Jahren bin ich in Montreal Olympiasieger geworden – schöne Erinnerungen. Ein Jahr später bin ich nach Buenos Aires gekommen zu den Weltmeisterschaften 1977.

Es war in einem kalten Winter, aber trotz der Kälte waren wir wie jetzt herzlich willkommen bei unseren argentinischen Gastgebern und Freunden. Diese Wahl erinnert mich irgendwie an das Finale dieser WM 1977, denn nach einem dramatischen Wettkampf gewannen wir die WM. Mit meinen Gegnern von damals bin ich heute noch gut befreundet.

Nun, liebe Freunde und Kollegen, lasst uns dieses großartige Weltorchester, das IOC, zusammen in Harmonie führen. Für eine strahlende Zukunft der Olympischen Bewegung unter der Führung des IOC.“

 

Thomas Bach’s acceptance speech

The English text of the first speech of the new IOC president. Check against delivery

„Dear President Jacques Rogge,

Dear Friends and Colleagues,

Ladies and Gentlemen,

Muchas gracias. Merci beaucoup. Danke schön. Thank you very much to all of you, and thank you for this very kind reception.

First of all I would like to thank from the bottom of my heart all my dear friends and colleagues who voted for me this morning. This is really an overwhelming sign of trust and confidence.

But I would also like to thank my fellow candidates, who I greatly respect, and all those who did not vote for me this time. I will also work for and with you in the coming years and want to win your confidence too.

I know about the great responsibility of an IOC President. This makes me humble. I want to lead the IOC according to my motto “unity in diversity.” I want to be a President for all of you.

This means I will do my very best to balance well all the different interests of the stakeholders of the Olympic Movement. This is why I want to listen to you and to enter into an on-going dialogue with all of you. You should know that my door, my ears, and my heart are always open for you.

Dear Jacques, I would like to thank you personally very much. You are leaving such a great legacy and strong foundation on which we all together can continue to build the future of the IOC. Personally I would like to thank you very much for all the confidence you placed in me during the 12 years of your presidency. And I hope very much that I can count on your good advice also in the years to come.

37 years ago in Montreal I became Olympic champion with my team. Good memories. One year later I came to Buenos Aires for the World Championships 1977. Good memories.

It was in a freezing cold winter, but despite the cold weather we were, like now, extremely warmly welcomed by our Argentinian hosts and friends.

And this election reminds me somehow of the final in these World Championships in 1977 because after a dramatic competition we won the World Championships. With our competitors from that time, I am still good friends.

Now my dear friends and colleagues, let us, this great universal orchestra the IOC, play together in harmony for a bright future of the Olympic Movement under the leadership of the IOC.Thank you very much. Merci beaucoup.“

 

„Das ging ans Herz“

Wenige Stunden nach der Wahl bei der 125. Session in Buenos Aires stellte sich Thomas Bach erstmals als IOC-Präsident den Fragen der internationalen Presse

FRAGE: Herzlichen Glückwunsch, Herr Präsident …

THOMAS BACH: Noch drehe ich mich nicht um, wenn mich jemand so ruft. Noch bin ich es ja auch nicht, sondern offiziell erst nach der Session. Aber ich bin natürlich glücklich über diese Wahl. Im zweiten Wahlgang gewählt zu werden, bedeutet einen gewaltigen Vertrauensbeweis. Das muss ich auch emotional erst mal verarbeiten.

FRAGE: Können Sie Ihre Gefühle nach der Bekanntgabe beschreiben?

BACH: Das war insgesamt ein sehr emotionaler Tag. Das fing schon mit dem Wahlprocedere an. Ein Athlet ist nicht daran gewöhnt, auf ein Ergebnis zu warten. Der Moment der Bekanntgabe war dann einer der emotionalsten meines Lebens. Ich kann mich kaum an die Medaillenzeremonie beim Olympiasieg 1976 in Montreal erinnern. Erst als 30.000 Leute uns daheim in Tauberbischofsheim empfingen, da habe ich die Bedeutung des Ereignisses erkannt. Jetzt hier in Buenos Aires hat mich die Reaktion direkt ins Herz getroffen. Das wirkt, wie Sie sehen, immer noch. Emotional war auch der Abschied von Jacques Rogge. Er hinterlässt ein großes Erbe und ein starkes Fundament. Er kann stolz auf die zwölf Jahre seiner Präsidentschaft sein. Er ist eine großartige Persönlichkeit.

Frage: Ist das heute ein zweiter Olympiasieg für Sie?

BACH: Ja, dieser Moment packt mich immer noch. Wenn man diese Sympathie und Unter-stützung gespürt hat, das war ja fast körperlich greifbar. Das war ein wirklich bewegender Moment, den ich in dem Augenblick einfach genossen habe.

FRAGE: Wie waren die Reaktionen aus Deutschland?

BACH: Auch das war überwältigend. Ich konnte in den letzten Tagen eine starke Unterstützung fühlen. Aus Sport und Politik habe ich auch per SMS viele Glückwünsche erhalten. Heute hat der Bundespräsident Joachim Gauck als erster gratuliert. Zudem habe ich viele positive Reaktionen gerade von Athleten erhalten. Auch das ging ans Herz.

FRAGE: Was sind für Sie die wichtigsten Entscheidungen in den nächsten 100 Tagen?

BACH: Zunächst gilt es, die Vorbereitungen für die Olympischen Spiele in Sotschi voranzutreiben und sicherzustellen, dass wir dort in fünf Monaten großartige Olympische Spiele erleben werden. Dessen bin ich mir auch sicher. Aber ab nächster Woche werde ich noch mehr dafür arbeiten. Meine erste Reise wird ins historische Olympia gehen, wo auch die Flamme für Sotschi entzündet wird. Dann wird es darum gehen, in den ersten Wochen und Monaten die Mitglieder einzubinden, ein Team zu bilden. Und dann wollen wir natürlich die Themen Nachhaltigkeit und Glaubwürdigkeit vorantreiben.

FRAGE: Wie wollen Sie die Frage der Menschenrechte behandeln. Wollen Sie die Zusammenarbeit mit Nichtregierungs-Organisationen intensivieren?

BACH: Ich habe keinen Zweifel an der Olympischen Charta. Wir müssen klar machen, was das IOC tun kann, wofür wir da sind und was wir nicht tun können. Das müssen wir jeweils von Fall zu Fall entscheiden. Wir brauchen auch den Dialog mit der Gesellschaft. Das IOC kann nicht apolitisch sein. Wir müssen anerkennen, dass unsere Entscheidungen politische Auswirkungen haben. Aber wenn wir sicherstellen wollen, dass die Olympische Charta gilt, müssen wir politisch neutral sein. Im Olympischen Dorf oder an den Wettkampfstätten haben politische Auseinandersetzungen nichts verloren. Davor müssen wir unsere Athleten schützen.

FRAGE: Noch eine Frage zu Sotschi: Das Anti-Homosexuellen-Gesetz steht weltweit in der Kritik. Was können Sie jetzt tun als IOC-Präsident?

BACH: Heute beschäftige ich mich erst mal mit der Wahl, ab nächster Woche werde ich in Lausanne sein, und dann werden wir uns um diese Themen kümmern, die Jacques Rogge hervorragend vorbereitet hat. Sie kennen ja die Stellungnahmen von höchster russischer Stelle zu diesem Thema. Zu diesem Thema wird es heute von mir keine weitere Reaktion geben.

FRAGE: Muss der neue Präsident Verpflichtungen einhalten?

BACH: Das habe ich bei der Präsentation vor den Mitgliedern im Juni in Lausanne klargemacht: Ich mache keine Versprechungen, weder sachlich noch personell. Das erlaubt mir nun, meine Arbeit mit einem weißen Blatt Papier zu beginnen, ohne Verpflichtungen wem auch immer gegenüber. Ich bin froh, dass die Mitglieder das anerkannt haben. IOC-Mitglieder sind starke Persönlichkeiten, sie wollen alle überzeugt werden. Das habe ich auch in persönlichen Gesprächen getan.

FRAGE: Bereiten Ihnen die Berichte über die Vorbereitungen der Spiele 2016 in Rio Sorgen?

BACH: Es sind noch drei Jahre bis dahin. Es ist klar, dass wir sehr eng mit den Verantwortlichen zusammenarbeiten müssen. Es gibt einige Bedenken. Aber die Koordinierungs-Kommission des IOC hat ihr Vertrauen geäußert, dass es Fortschritte gibt.

FRAGE: Wie sehen Sie die Gefahr von Korruption und Wettbetrug, gerade angesichts der Wahl von Tokio und der Tatsache, dass Ostasien als ein Zentrum für Spielmanipulation gilt.

BACH: Ich werde Wettbetrug nicht auf einen Teil der Welt beschränken. Es ist ein weltweites Problem, so müssen wir es angehen. Der Kampf dagegen hat einige Ähnlichkeit mit dem Antidoping-Kampf, aber auch große Unterschiede. Beim Doping haben wir Tests und „strict liability“ – bei Manipulationen im Wettkampf gibt es das nicht. Da sind die Möglichkeiten des Sports begrenzt. Da müssen wir eng mit staatlichen Behörden zusammenarbeiten, bis hin zur Kooperation mit internationalen Polizeiorganisationen. Auch die bilaterale Zusammenarbeit ist wichtig. Da hat Jacques Rogge bereits seit 2007 einiges bewirkt und in die Wege geleitet. Es hat sich kurzfristig schon einiges getan. Langfristig und mehr eine Vision ist dagegen die internationale Harmonisierung der Rechtsprechung. Sie kennen die strengen Regeln des IOC, auch dank Jacques Rogge, dessen Null-Toleranz-Politik anerkannt ist. Ich werde das fortsetzen.

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