Woanders gefunden: Kommentare zur Wahl Thomas Bachs zum IOC-Präsidenten

10.09.2013:
Es sind die Spitzensportler und ihre bemerkenswerten Leistungen, denen das IOC seine  so angemaßte wie anmaßende Rolle verdankt.  Das Milliardenspiel, die Ränke, das politische Geschacher: Das alles wird einzig und allein möglich gemacht durch die   Faszination, die der Leistungssport auf viele Menschen unverändert ausübt. Durch den so naiven wie wunderbaren Glauben  an jene Werte, die von den Funktionären im Dutzend billiger beschworen und ebenso bereitwillig mit Füßen getreten werden. Alles spricht dafür,  dass die hoffnungslos anachronistische Weltregierung des olympischen Sports unter Thomas Bach einfach so weitermachen wird wie bisher. Und bis zum Beweis des Gegenteils muss der neue IOC-Präsident als genau der Mann gelten, der diese Kontinuität garantiert.

Quelle:

Berliner Zeitung
Redaktion
bln.blz-cvd@berliner-zeitung.de

 

Das Konklave der olympischen Bewegung hat relativ schnell entschieden. Schon nach dem zweiten Wahlgang stieg weißer Rauch auf, und Thomas Bach war am Ziel seiner Träume. Der Karriere-Diplomat von der Tauber wird acht Jahre lang der Herr der Ringe sein; mit 59 Jahren bekleidet er das wichtigste Amt im internationalen Sport. Bach bringt alle Voraussetzungen mit. 22 Jahre lang ist er schon im IOC vertreten, er hat Stallgeruch, was in diesem Zirkel nicht zu unterschätzen ist. Echte Skandale pflastern seine sportpolitische Karriere nicht – auch wenn es Kritiker gibt, die ihn wegen der aktuellen Doping-Diskussion in Deutschland in die Ecke des Vertuschers drängen möchten.
Der neue Chef des Weltsports ist ein überragend vernetzter Global-Player und pfiffiger Strippenzieher. Er hat nicht vergessen, dass das Geschehen um Olympia auch immer noch mit Ethik und Moral, und eben nicht nur mit Geld, zu tun hat. Als Vorsitzender der Disziplinarkommission im IOC musste er auch dahin grätschen, wo es wehtut. Wo der Säbel mehr gefragt war als das Florett. Bach hat sich als Krisenmanager bewährt, das haben diejenigen nicht vergessen, die ihm ihre Stimme gaben. Bach steht für Kontinuität und vorsichtige Reformen. Ein Heilsbringer wird er nicht sein. Aber wenn er sich in einigen Bereichen am neuen Papst orientiert, kann er zu einem Imagewandel beitragen.
Alfons Batke

Quelle:

Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion 
Telefon: +49(0)541/310 207

 

Wer aber denkt, mit Bachs Triumph gehe die automatische Aufwertung deutscher Begehrlichkeiten einher, ist ein Träumer. Als IOC-Präsident ist der Fecht-Olympiasieger von 1976 der Neutralität verpflichtet. Eine Münchner Bewerbung für die Olympischen Winterspiele 2022 wird deshalb kein Selbstläufer. Ohnedies bleibt für den Nachfolger des Belgiers Jacques Rogge viel zu tun. Bach muss Kultur und Bedeutung der Olympischen Spiele pflegen, ohne das Maß der Vernunft aus den Augen zu verlieren. Und dies in Zeiten, in denen die Kommerz-Maschine Fußball alles zu erdrücken droht.

Quelle:

Stuttgarter Nachrichten
Chef vom Dienst
Joachim Volk
Telefon: 0711 / 7205 – 7110
cvd@stn.zgs.de

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