Wie der Staat mit Hilfe des Profisports Steuern einnimmt

Wie der Staat mit Hilfe des Profisports Steuern einnimmt - Quelle: pexels
Wie der Staat mit Hilfe des Profisports Steuern einnimmt – Quelle: pexels

Sportveranstaltungen gehören zu den seltenen Gelegenheiten, zu denen hierzulande die Fahnen gehisst und lautstarke Autocorsos zu später Stunde zelebriert werden.

Man denke an die Ausgelassenheit, die sich in regelmäßigem Rhythmus wiederholt, wenn etwa Deutschlands Fußball-Elf in schwarz-weiß antritt, Sommerhits und Vuvuzelas gespielt und die Bierkasten- und Grillkohle-Vorräte aufgestockt werden.

10.09.2021 – SPORT4FINAL / Frank Zepp:

Wenn die DFB-Elf dann trifft, und sich alle in den Armen liegen, dann wechseln sich im Fernsehen Wiederholungen des freudigen Events in Zeitlupe mit eingängigen Werbespots großer Marken ab. Und auch wenn manch einer mit den Augen rollt – wenige möchten sie missen, die Großveranstaltungen im Profisport.

Wenig ist so emotional wie der Sport. Als Kulturgut ist er fest verankert in der deutschen Lebensart und hält mitunter nahezu religiösen Charakter. Nicht verwunderlich ist daher also, dass die deutsche Bundesregierung nach Ausbruch der Corona-Pandemie im Frühjahr 2020 innerhalb kürzester Zeit dafür sorgte, sportliche Großveranstaltungen wieder möglich zu machen.

Doch nicht nur das emotionale Wohl der Bundesbürger liegt den Strippenziehenden hierbei am Herzen. Ein weiterer Grund treibt die mitunter überraschend schnelle Wiederaufnahme des Profisports an: Denn ob selbst aktiv oder als Unterstützung in den Fanrängen, für den Sport greifen wir gerne tief in die Tasche.

Profisport als Wirtschaftszweig

Tickets, Ausrüstung, Fanartikel. Abonnements übertragender Medien, Radio, Vereinsbeitrag. Die Liste ließe sich vermutlich noch um einige Punkte ergänzen, doch die Aussage wird deutlich: Der Sportsektor stellt einen der stärksten Zweige der deutschen Wirtschaft dar. Allein das Wachstumspotential des deutschen Fußballs überwiegt regelmäßig das der gesamtdeutschen Wirtschaft.

Insgesamt mehrere Milliarden EURO erwirtschaften jährlich allein die Fußball-Bundesligen 1 bis 3 gemeinsam mit den ersten drei deutschen Eishockey Ligen sowie der Handball und Basketball Bundesliga. Verständlich also, dass diese Industrie am Laufen gehalten werden soll, beschert sie dem deutschen Staat doch ein erhebliches Steuervolumen.

Steuereinnahmen generieren sich beispielsweise durch die bekannten Einkommenssteuern der oft gutverdienenden Profisportler oder anderer im Sport beschäftigter Personen. Auch Mehrwegsteuern auf Fanartikel und Merchandise und sportverwandte Produkte generieren ein hohes Steuervolumen. Zudem schafft der Sportsektor eine Vielzahl an Jobs in und um den Sport, die wiederum die Wirtschaft ankurbeln und somit gleichzeitig für Abgaben sorgen.

Nicht zu unterschätzen sind außerdem die Auswirkungen der Sportindustrie auf verwandte Wirtschaftssektoren. Beispielsweise die Gastronomie, der Einzelhandel oder der Mediensektor sind eng verknüpft mit dem Profisport, und schaffen ihrerseits Steuereinnahmen durch den Verkauf von Essen und Getränken, Fanartikeln oder Abonnements.

Die Reichweite des Profisports reicht mitunter bis hin zu Herstellern von Produkten, welche auf den ersten Blick wenig mit der Sportart zu tun haben: Autos, Softdrinks und viele mehr nutzen die hohen Einschalt-Quoten von Veranstaltungen im Profisport für geschickte Produktplatzierungen und lassen sich diese einiges kosten.

Eine weitere umsatzstarke Branche ist unmittelbar mit Events im Profisport verwandt und hat vor kurzem für steigende Staatseinnahmen und für Aufmerksamkeit gesorgt: Die Sportwetten-Industrie. Die gesetzliche Regelung der Sportwetten-Industrie hat vor kurzem ein Update erfahren, als die wenig bekannte, sogenannte Wettsteuer neu definiert wurde.

Seit 2012 müssen Anbieter kommerzieller Sportwetten Wettsteuern an den deutschen Staat abführen. Nach Einführung der deutschen Wett-Lizenz im Juli 2021 beträgt die Höhe der Wettsteuer nun 5,3 Prozent. Wie Oddspedia berichtet, gibt es jedoch auch Wetten ohne Steuer.

Durch die Einführung der Wettsteuer möchte der deutsche Staat am Glücksspiel nicht nur mitverdienen, sondern auch unseriöse Anbieter vom Markt drängen und das Abschließen von Sportwetten allgemein unattraktiver machen. Letzteres ist jedoch bislang nicht gelungen, denn Sportwetten sind populär wie nie zuvor.

Nicht nur Einnahmen durch Profisport

Doch der Profisport generiert nicht nur Einnahmen, sondern auch Ausgaben für den deutschen Staat. Athleten weniger kommerzieller Sportarten haben die Möglichkeit, sich von der Bundeswehr, vom Zoll oder bei der Polizei anstellen und entsprechend vergüten zu lassen.

Denn während Profis ausgewählter Sportarten wie Fußball oder Tennis mit ihrer Sportler-Karriere eine große Menge Geld verdienen können, sehen die Gehaltsaussichten für eine Großzahl an Athleten weniger rosig aus. In weniger populären Sportarten sinken nicht nur die Einschalt-Quoten im Fernsehen und mit ihnen die Gelder, die durch Werbeverträge oder Fanartikel fließen.

Auch Sportler-Gehälter liegen dann in einem deutlich niedrigeren Spektrum. Mehrere Millionen EURO jährlich zahlt der Staat deshalb aus Steuergeldern an ausgewählte Kader-Athleten aus.

In Summe ein positives Geschäft

Doch auch wenn die Höhe der Auszahlungen an staatlich angestellte Athleten nach einer hohen Summe klingt, ist sie im Vergleich zu den Steuereinnahmen aus profitablen Sportarten relativ gering. Unterm Strich bleibt die Bilanz des Profisports für den deutschen Fiskus deutlich positiv.

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