Kay-Sven Hähner: „Wir sind Deutscher Vizemeister, Deutscher Vizepokalsieger und in der europäischen Rangliste als Club auf Platz 16 als bester deutscher Club.“

SPORT4Final-Exklusiv-Interview mit Kay-Sven Hähner, Geschäftsführer und Manager des HC Leipzig, zur Saison-Auswertung

 

Kay-Sven Hähner – seit ca. 15 Jahren ein Manager aller erster nationaler und nun auch internationaler Güte! Er wurde im September 2012 von der EHF-Exekutive in das „Women’s Club Board“, der EHF Marketing Kommission, berufen. Vorsichtig und zurückhaltend in den Medien, aber visionär und durchsetzungsstark in den Handballgremien. Federführend für das bestbesetzte Frauen-Vereinsturnier in Europa zwischen 2002 und 2004 mit dem Höhepunkt der Vereins-Europameisterschaft 2004 in Leipzig. Manager Hähner ist weiterhin stellvertretender Vorsitzender der Handball-Bundesliga Frauen. Und seine Erfolge mit dem Handball-Club Leipzig sprechen auch für sich ….

Der einzige Unterschied ist, dass der THC in den entscheidenden Spielen die bessere Leistung abgeliefert hat.

Die berufliche Absicherung muss sein, da die Spielerinnen zwar im Moment von dem Geld leben können, was sie bekommen, aber ganz klar nicht für alle Zeiten.

Wir wollen national wieder um alle Titel mitspielen und die Qualifikation zur Champions League schaffen.

Herr Hähner, vielen Dank für Ihre Bereitschaft, die vergangene Spielzeit des HC Leipzig einer Saison-Analyse zu unterziehen. Hat Ihre Mannschaft die vor der Saison gesteckten Ziele national, in der Meisterschaft und im Pokal, erfüllt?

Kay-Sven Hähner:Wir spielen Jahr für Jahr um die Titel mit, eine Garantie gibt es nie auf Ergebnisse, da spielen einfach zu viele Faktoren eine Rolle. Wir wollten in die Finals von Pokal und Meisterschaft, das haben wir geschafft. Einen Titel wollten wir gern, aber eine Titelpflicht kann es nicht geben.“

Wo liegen im spielerischen sowie spieltaktischen Bereich die Defizite zum Branchenprimus Thüringer HC?

Kay-Sven Hähner: „Der einzige Unterschied ist, dass der THC in den entscheidenden Spielen die bessere Leistung abgeliefert hat. Man kann die Systeme nicht vergleichen, weil es immer auf die Spielertypen ankommt. Große taktische Finessen gibt es beim THC nicht, sie spielen immer mit Vollgas.“

Aus meiner Sicht scheint Ihre Mannschaft mental nicht immer in der Lage zu sein, in bedeutungsvollen Spielen größere Torrückstände aufzuholen, um mit einem unbändigen Kampf- und Siegeswillen diese Partien noch zu drehen?

Kay-Sven Hähner: „Selbstverständlich haben wir auch schon hohe Rückstände aufgeholt. Sehen Sie nur Oldenburg und im Pokalviertelfinale gegen Göppingen. Soziale Systeme wie eine Mannschaft sind immer ziemlich komplex, so einfach ist es nicht zu erklären, wenn es mal nicht gelingt. Man muss dieses Jahr aber auch anerkennen, der THC war am Ende besser.“

Ein Markenzeichen Ihres Vereins ist es schon lange, dass die Spielerinnen neben ihrer sportlichen auch die berufliche Entwicklung voran bringen können. Wäre es nicht einmal überlegenswert, dieses „Wohlfühlpaket“ „abzuspecken“ zu Gunsten eines größeren materiellen Anreizes bei Finalspielen?

Kay-Sven Hähner: „Was hat denn bitte die berufliche Absicherung mit „Wohlfühlpaket“ zu tun? Denken Sie ernsthaft, dass irgendeine Spielerin besser spielt, weil sie etwas mehr Geld für ein Finale bekommt? Die Meisterprämien sind nicht gering, aber deswegen spielt keine Spielerin besser. Die berufliche Absicherung muss sein, da die Spielerinnen zwar im Moment von dem Geld leben können, was sie bekommen, aber ganz klar nicht für alle Zeiten. Das ist beim THC oder bei anderen Bundesligaclubs nicht anders.“

Ein Trainerwechsel kurz vor der entscheidenden Saisonphase steht beim HC Leipzig durchaus nicht oft auf der Tagesordnung. War in der Nachbetrachtung diese Entscheidung richtig oder ist dadurch bereits für Ihren Trainer Thomas Ørneborg eine Hypothek für die neue Saison entstanden?

Kay-Sven Hähner: „Wir sind davon überzeugt, die richtige Entscheidung getroffen zu haben, wir haben zwei Finals erreicht. Der neue Trainer konnte die Charaktere der Spielerinnen kennenlernen und beginnt im Sommer nun nicht bei null, schon dafür hat es sich gelohnt.“

Nach der erfolgreichen Saison 2005/2006 verließ die damals wahrscheinlich beste Spielerin der Welt, Katrine Fruelund, nach nur einem Jahr den Verein. Wann werden wir wieder in Leipzig eine solche hochkarätige Spielerin sehen?

Kay-Sven Hähner: „Katrine musste wegen einer schweren Erkrankung ihrer Mutter wieder zurück, aber sie war eine Bereicherung für uns und es gibt wichtigere Dinge auf der Welt als Handball. Sie war hier, weil ihr Cousin unser Trainer war, ansonsten kann eine deutsche Mannschaft schon wegen den geltenden Gesetzen solch eine Spielerin nicht bezahlen, da spielt die Musik in Osteuropa. Wir hatten schon viele hochkarätige Spielerinnen hier in Leipzig, vergleichen ist da nicht so clever und die Vergleiche hinken oft. Am Ende gewinnt das Team und nicht die Einzelne und wir sind 2009 und 2010 nicht wegen der Klasse einer einzelnen Spielerin Meister geworden. Aber ich denke Spielerinnen wie Karolina Kudlacz oder Susann Müller könnten in jeder Mannschaft auf der Welt spielen, sie spielen aber in Leipzig, weil für sie andere Dinge als das Gehalt eine Rolle spielen.“

Wie stellt sich die wirtschaftliche Situation des Vereins dar?

Kay-Sven Hähner: „Das ist in Deutschland für jeden Sportclub Jahr für Jahr immer wieder eine Herkulesaufgabe.“

War es schwierig angesichts der drei titellosen Spielzeiten und der Konkurrenz durch den SC DHfK die Sponsoren „bei der Stange“ und den neuen Saison-Etat stabil zu halten?

Kay-Sven Hähner: „Wir kommen uns bei den Sponsoren mit der DHfK nicht ins Gehege, sie haben ihre Partner und wir haben unsere. Wir spielen international und national um Titel und haben unser Produkt. Das Ganze klingt doch nach jammern auf hohem Niveau. Wir sind Deutscher Vizemeister, Deutscher Vizepokalsieger und in der europäischen Rangliste als Club auf Platz 16 als bester deutscher Club. Wir spielen um die Qualifikation zur Champions League, ich denke es gibt schlechtere Ergebnisse als die genannten…“

Welche Saisonziele hat der HC Leipzig national wie international für die neue Spielzeit 2013/2014?

Kay-Sven Hähner: „Wir haben eine starke Mannschaft auch nächstes Jahr am Start und deutlich mehr Alternativen auf den Rückraumpositionen. Wir wollen national wieder um alle Titel mitspielen und die Qualifikation zur Champions League schaffen.“

Vielen Dank für das ausführliche Interview, Herr Hähner und gute Erholung im Sommer sowie viel Erfolg in der kommenden Saison.

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