Skisprung-Ikone und Eurosport-Experte Sven Hannawald blickt in der neuen Ausgabe des Eurosport Podcast „Verbalathleten“ offen und ehrlich auf all seine Höhen und Tiefen seiner einzigartigen Karriere zurück.
Sven Hannawald reflektierend: „Ich habe im Moment des Erfolgs immer gemerkt, was ich mir eigentlich antue.“
19.06.2020 – PM Discovery / SPORT4FINAL / Frank Zepp:
Mit dem ersten Grand-Slam-Triumph bei der Vierschanzentournee schrieb Hannawald 2002 Skisprung-Geschichte. Unter dem Erfolgsdruck und seinem unbändigen Siegeswillen litt jedoch seine Gesundheit – die Folge war ein Burn-out und der komplette Rückzug aus dem Skisprung-Zirkus. Der Motorsport und vor allem seine Familie gab dem glühenden Anhänger des SC Freiburg wieder Power und Ausgeglichenheit. Als Mitinhaber einer Unternehmensberatung gibt Hannawald heute in Vorträgen, Talks und Seminaren Erfolgsfaktoren aus dem Leistungssport und seine eigenen persönlichen Erfahrungen mit Burn-out an Unternehmen weiter. Und auch die Rückkehr an die Skisprung-Schanzen bereitet Hannawald als Eurosport-Experte wieder immense Freude.
Sven Hannawald im Eurosport-Podcast Verbalathleten über …
… seinen Perfektionismus alles dem Erfolg unterzuordnen:
„Die Grundvoraussetzung war, dass ich zu 100 Prozent meine Leistung abrufen konnte. Dafür habe ich alles gegeben. Das musste auch sein, weil ich körperlich ein paar Nachteile hatte, die nicht perfekt in das Bild eines Skispringers gepasst haben. Ich musste Seiten, die nicht ganz passten, versuchen mit anderen Seiten zu überspielen, um am Ende doch ganz oben zu stehen. Das war für mich ein harter Weg, in einer Sportart, in der es hauptsächlich um Technik und aerodynamische Gefühle geht, aber auch ums Gewicht. Das ist für mich der Weg gewesen, den ich ein stückweit ausspielen konnte. Aber wenn natürlich wenig Gewicht im Spiel ist, dann hat der Körper auch wenige Reserven. Ich habe im Moment des Erfolgs immer gemerkt, was ich mir eigentlich antue. Aber am Ende wollte ich das. Die Stimmen in mir waren einig und deswegen bin ich diesen Weg gegangen. Auch weil ich wusste, dass Skispringer kein Beruf ist, denn man bis ins Rentenalter ausübt, dann hätte ich mir das sicherlich nicht angetan. Mit dem Bewusstsein, dass das nur ein kurzer Abschnitt meines Lebens ist, der hektischer und intensiver wird, dafür aber vielleicht schön, habe ich mir das zugemutet – mit allem Drum und Dran.“
… wie es zum Burn-out kam und der harte Weg zur Einsicht und Diagnose:
„Ich habe trainiert, wo andere Pause gemacht haben. Ich war körperlich total schlapp und müde. Ich hatte auch gar keine Lust mehr freiwillig was zusätzlich zu geben. Dadurch, dass ich mehr gemacht habe als andere Skispringer und auch den Erfolg hatte, konnte ich nicht einfach sagen, ich bin müde und es klappt nicht. Denn meine Arbeit wurde belohnt, aber es war ein negativer Kreislauf für die Zeit danach. Ich hätte mir Pausen eingestehen müssen. Heute weiß ich, dass ich dem Körper Ruhe geben muss. Doch damals sagte eine kleine Stimme in mir: ‘Ich glaube, vom Ausruhen gewinnt man keine Wettkämpfe‘. Ich hatte immer ein schlechtes Gewissen, obwohl ich gemerkt habe, dass ich mit der Mündigkeit gar nicht mehr klar komme. Nach meinem Erfolg, hatte ich noch mehr mit mir zu tun, weil ich mich gefragt habe, was will ich noch erreichen? Ich habe die Tournee gewonnen, das höchste, was man im Skispringen gewinnen kann. Es war schwer für mich mit den körperlichen Symptomen. Da sich nochmal durchzubeißen war der komplette Nackenschlag. Eineinhalb Jahre später, auch nach Arztbesuchen, bei denen es immer hieß, dass alles gut ist, bin ich dann zu einem Arzt für Psychosomatik gegangen. Der hat mir direkt gesagt, dass ich mich dringend in eine Klinik begeben soll, weil ich Burn-out habe. Das war für mich das befreiende Gespräch. Ich musste lernen Gefühle zu zulassen, die es in meinem Leben nicht gab, was ich aber jetzt durch meine Familie gelernt habe.“
… seine Liebe zum SC Freiburg:
„Die Zeit im Schwarzwald hat mich sehr geprägt. Wir waren oft im Stadion. Ende der 90er-Jahre war auch die Zeit, als der SC Freiburg im UEFA Pokal super gespielt hat. Ich finde mich in dem Verein unheimlich gut wieder. Es gibt dort keine Kapriolen. Du merkst dem Verein eine gewisse Ruhe an, die mich auch widerspiegelt. Deshalb habe ich mich ein bisschen in Freiburg verliebt, wobei ich meine Heimat im Erzgebirge nicht vergesse.“
Quelle: „Eurosport-Podcast Verbalathleten“
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