HC Leipzig mit desaströser und folgenschwerer Champions-League-Heimniederlage gegen Metz

10.11.2013 – SPORT4Final:
Champions League, Gruppe C:  HC Leipzig vs. Metz Handball 22:25 (10:11)
Aus der Arena Leipzig berichtet SPORT4Final-Redakteur Frank Zepp.

Saskia Lang: „Wir machen einfach zu viele Fehler und bringen uns selber in Bedrängnis.“

Wieland Schmidt: „Wahrscheinlich ist die Qualität der Spielerinnen, die die Chancen gehabt haben, doch nicht so gut, dass es für die Champions League reicht.“

Kay-Sven Hähner: „Trotz der vielen Ausfälle hättest du das schaffen können, schaffen müssen.“

Karolina Kudlacz: „Ich bin sehr traurig. Ich bin hier geblieben, um für die größten Ziele zu spielen, vor allem international. Wir müssen aus solchen Spielen die Konsequenzen ziehen.“ 

SPORT4Final sprach weiterhin mit Michelle Urbicht und Thomas Ørneborg. 

Im vorletzten Vorrundenspiel der Champions League verlor der HC Leipzig vor 2.500 Zuschauern in der Arena Leipzig gegen Metz Handball mit 22:25 Toren. Der deutsche Rekordmeister schied damit nicht nur in der Champions League sondern auch komplett in dieser Saison aus dem europäischen Handball-Geschäft aus. Durch die Verletzungsproblematik der letzten Wochen zweifellos arg gehandicapt, ist trotzdem das internationale Ausscheiden enttäuschend und vor allem die Art und Weise der Metz-Heimniederlage desaströs.

Isa-Sophia Rösike (18) arbeitete gegen Metz hart am Kreis und erzielte ein Tor - Foto: Sebastian Brauner
Isa-Sophia Rösike (18) arbeitete gegen Metz hart am Kreis und erzielte ein Tor – Foto: Sebastian Brauner

Durch eine unterirdische Chancenverwertung und rund einem Dutzend technischer Fehler konnte dieses wichtige Spiel in der Königsklasse nicht gewonnen werden. Ein einfacher Ein-Tore-Sieg bei insgesamt 24 vergebenen Chancen (davon 18 Paraden der Torhüterin von Metz) hätte zur weiteren Teilnahme im „Cup Winners Cup“ im nächsten Frühjahr berechtigt. Der HC Leipzig hat sich am Ende selbst geschlagen und der Vereinsgeschichte kein weiteres Ruhmesblatt hinzugefügt. Zur Erinnerung: Vor zwei Jahren im Halbfinale des „Cup Winners Cup“ mit guter spielerischer Leistung nur knapp an Viborg gescheitert, wurde in der vergangenen Saison im Viertelfinale dieses Wettbewerbes eben auch durch viele eigene Fehler gegen Rostov/Don eine europäische Topplatzierung aus der Hand gegeben. Und nun dieses völlig unnötige Ausscheiden, dazu noch in eigener Halle, gegen eine französische Mannschaft, die nur das eigene Können normal runter spielte!          

Beleuchten wir noch einige Knackpunkte des Spiels und lassen danach die Verantwortlichen und Spielerinnen des HC Leipzig zu Wort kommen:

 

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Der HC Leipzig kam gut ins Spiel und führte bereits nach 14 Minuten mit 6:3 nach einem Kudlacz-Tor (insgesamt 5 Tore). Bont und Müller vergaben in der Folge eine höhere Führung. Beim 6:6 (17.) war Metz dran und HCL-Trainer Ørneborg nahm seine erste Auszeit. Danach änderte sich wenig, im Gegenteil, der französische Gegner ging erstmals mit 8:9 (22.) in Führung. Nicht nur in dieser Phase  sondern auch während des ganzen Spiels war ein „hektisches Treiben“ (Ørneborg) auf der Bank des HC Leipzig zu erkennen. Oftmaliges Reklamieren bei den Schiedsrichterentscheidungen und eine gelbe Karte in der 28 Minute sollte folgen. Bitter, denn Metz war schon ins Zeitspiel gezwungen und durch Gelb hob sich dieses wieder auf. Metz konnte „ruhig“ weiterspielen und erhöhte folgerichtig auf 9:11. Dass sich diese Art des Coachings auch nicht immer beruhigend auf die Spielerinnen auswirkte, wurde in der zweiten Halbzeit deutlich.

In diese zweite Hälfte ging Metz mit einer 10:11-Führung, die ganz schnell auf 11:16 (40.) ausgebaut wurde. Beim HC Leipzig rissen der Spielfaden und die Konzentration beim Torwurf vollends, so dass beim 13:20 (47.) das so wichtige Spiel entschieden war. Die bereits eingangs beschriebenen eigenen Unzulänglichkeiten und eine starke Ranikova im Metzer Tor sorgten für diesen Vorsprung.

Aber Leipzig entdeckte Kampfgeist und Saskia Lang (5 Tore), die in der Schlussviertelstunde die Mannschaft durch schnelles Passspiel und eigene Tore vorantrieb. Bis auf 19:22 (55.) kam der deutsche Vizemeister noch heran, ehe Metz zwei Minuten später mit dem 19:24 alles klar machte. Die völlig indisponierte Susann Müller (2 Tore) war an diesem Nachmittag kaum wieder zu erkennen und konnte ihrer Mannschaft überhaupt keine Stabilität geben. Insofern geht nach dem Spielverlauf sowie der Chancenverwertung und Fehlerstatistik der Sieg von Metz Handball völlig in Ordnung.

Am SPORT4Final-Mikro waren:

Saskia Lang: „Wir können es nicht auf unsere Verfassung legen, dass wir müde sind. Wir machen einfach zu viele Fehler und bringen uns selber in Bedrängnis. Wir kommen wieder ran und dann spielen wir wieder zu überhastet, weil wir es zu schnell wieder gutmachen wollen, den Fehler vorher. Und dann müssen wir anerkennen, dass die anderen am Ende mehr Luft hatten und uns überliefen. Ich muss aber auch auf meine Kappe nehmen, dass man vielleicht ein bisschen mehr einen Rhythmuswechsel machen muss.“

Wieland Schmidt: „Wir haben in der ersten Halbzeit gut in der Deckung gearbeitet und wenn wir unsere Chancen vorne reinmachen, hätten wir auch zur Halbzeit in Führung gehen können. Wahrscheinlich ist die Qualität der Spielerinnen, die die Chancen gehabt haben, doch nicht so gut, dass es für die Champions League reicht. Die französische Torhüterin hat das schon sehr gut im Tor gemacht. Wir haben in der zweiten Halbzeit vorne, wie immer, zu viele Fehler gemacht. Technische Fehler, die die sofort bestraft haben mit Konter und die Dinger reingemacht. Wenn du einfache Tore bekommst, dann spielst du dich nicht immer als Mannschaft frei. Meiner Meinung nach war es heute auch eine Kraftfrage.“

Kay-Sven Hähner: „Trotz der vielen Ausfälle kannst du das heute lösen, wenn du deine Chancen halbwegs reinmachst. Brauchst nur die Hälfe der Chancen reinmachen. Aber trotz der vielen Ausfälle hättest du das schaffen können, schaffen müssen. Und das ist dann echt schade und bitter. Wir haben klarste Chancen weggelassen und dann rächt sich das natürlich am Ende. Wir sind hier zu Hause, wir müssen unsere Chancen nutzen und das haben wir nicht gemacht und deswegen hat Metz auch verdient gewonnen. Metz hat das gespielt, was sie können.“

Michelle Urbicht: „Es ist wirklich sehr traurig, weil wir in den letzten 10 Minuten immer die Chance hatten, heran zu kommen und das Ding für uns zu entscheiden. Beides, also eine Kraftfrage und die Chancenverwertung.“

Thomas Ørneborg: „Abwehr und Torhüter waren richtig gut in der ersten Halbzeit, Aufbau und Angriff waren auch gut aber die Chancen wurden nicht gut verwertet. In der zweiten Halbzeit zu viele Fehler von Anfang an und Metz ging recht schnell mit 5 Toren in Führung. Es war in der zweiten Halbzeit schwer, Tor zu machen. Kudlacz verbrauchte in der ersten Hälfte zu viel Energie und hatte dann in der zweiten Halbzeit nicht so viel Energie für die 1 gegen 1 – Situationen. Und dann wird es schwer. Wir hätten mit kompletter Mannschaft eine gute Chance für die Hauptrunde gehabt. Ich denke, keine Mannschaft in Europa kann mit 6 oder 7 Verletzten in der Champions League gewinnen.“

Karolina Kudlacz: „Man kann nicht sagen, dass die Kräfte gefehlt haben, denn wir hatten 10 Minuten Pause nach der ersten Halbzeit. Ich denke, wir waren nicht konzentriert genug. Entweder haben wir zu früh geworfen und Metz hat ganz einfache Tore gemacht. Wenn man nicht trifft, geht sofort der Konter ab. Es ist sehr schade, ich bin sehr traurig. Ich bin hier geblieben, um für die größten Ziele zu spielen, vor allem international. Ich dachte, unsere Mannschaft ist in diesem Jahr so stark wie. Dies ist im Moment nicht so. Da müssen wir alle überlegen, in welche Richtungen wir weiter gehen müssen. Aus solchen Spielen die Konsequenzen zu ziehen, ist das Wichtigste. Man hätte heute nicht verlieren müssen, ist auch meine Meinung gleich.“    

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