DOSB begrüßt Coming Out von Thomas Hitzlsperger

14.01.2014 – PM:

DOSB-Generaldirektor Michael Vesper hat das Coming Out des ehemaligen Profi-Fußballers und Nationalspielers Thomas Hitzlsperger begrüßt. Auf Medienanfragen erklärte Vesper: „Das ist ein gutes Signal. Jeder weiß, dass es auch im Spitzensport Schwule und Lesben gibt. Von daher verdient Thomas Hitzlspergers Outing unseren großen Respekt. Es ist für ihn sicher keine leichte Entscheidung gewesen. Das Outing ist vor allem auch deshalb bedeutungsvoll, weil wir aus dem Umgang mit anderen Tabu-Themen wissen, dass Vorbilder zur Aufklärung, also zum Abbau von Unsicherheiten und Unwissenheit beitragen können.“

Hitzlsperger erklärte in der jüngsten Ausgabe der Wochenzeitung „Die Zeit“: „Ich äußere mich zu meiner Homosexualität, weil ich die Diskussion über Homosexualität unter Profisportlern voran-bringen möchte.“

In der ZDF-Sendung von Maybrit Illner bezeichnete Michael Vesper den ehemaligen Fußball-Nationalspieler Thomas Hitzlsperger als „Eisbrecher“. Zugleich wies Vesper darauf hin, dass der Kampf gegen Homophobie nach dem ersten Coming Out eines prominenten deutschen Ex-Fußballers noch nicht gewonnen sei. „Damit ist das Eis längst noch nicht geschmolzen. Ich hoffe aber, dass dieser Eisbrecher viele Schneisen in das Eis fährt“, sagte Vesper.

Homophobie sei ein „gesellschaftliches Problem“, betonte der ehemalige Politiker: „Homophobie kann man nicht ausknipsen wie ein Licht. In der Politik hat es 20, 30 Jahre gedauert, bis die Bastion beschnitten worden ist. Es begann in den 1980er Jahren, als die Grünen in den Bundestag eingezogen sind.“ Auch im Sport werde es noch ein langer Weg. Vesper erinnerte an den ersten dunkelhäutigen deutschen Nationalspieler (Erwin Kostedde 1974). Auch hier habe es anfangs viele Diskussionen gegeben. „Aber heute haben wir gelernt, dass unsere Fußball-Nationalmannschaft bunt ist.“

Vesper diskutierte am vorigen Donnerstagabend (9. Januar) mit dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, Klaus Wowereit, der sich vor vielen Jahren zu seiner Homosexualität bekannt hatte, dem ehemaligen Manager von Werder Bremen und heutigen Aufsichtsratsvorsitzenden des Vereins, Willi Lemke, dem ehemaligen Fußballer Marcus Urban, der sich 2007 als homosexuell outete, und Fußballreporter Manfred Breuckmann zur Frage „Wie tolerant ist der Fußball?“.

Der DOSB-Generaldirektor verwies darauf, dass Coming Outs von Frauen im Sport wie zuletzt von Diskuswerferin Nadine Müller wesentlich weniger beachtet würden. Das habe damit zu tun, dass Homosexualität unter Frauen weniger verpönt sei als Homosexualität unter Männer, meinten die Gesprächsteilnehmer unisono.

„Wir müssen die Angst an der Basis bekämpfen, um dort zu zeigen, wie man mit schwulen Sportlern auch in den unteren Klassen umgehen kann“, sagte Vesper und hob auf das Engagement von DOSB und DFB auf diesem Feld hervor. Besonders beachtet würden aber natürlich Coming Outs von Prominenten. „Denn Menschen wie Thomas Hitzlsperger sind Vorbilder und animieren andere, es ihnen nachzumachen.“

Aus Sicht von Ex-Fußballer Marcus Urban brauche es vor allem Aufklärungsarbeit durch Seminare, Coaching, Workshops und Experten vor Ort: „Wir brauchen eine ständige, nachhaltige Bildungsarbeit“, meinte Urban.

Diskutiert wurde auch die russische Gesetzgebung gegen Homosexuelle. „Wir lehnen sie ab, weil sie mit den olympischen Prinzipien nicht vereinbar ist“, sagte Vesper und appellierte zugleich an die Öffentlichkeit, die aktuelle Diskussion auch nach den Spielen weiterzuführen. Er lehnte erneut einen Boykott der Spiele ab: „Ich bin kein Abgrenzer, ich bin ein Hingeher.“ Zugleich verwies Vesper auf die Geschichte: „Anders hätte die ganze Ostpolitik nicht funktioniert.“

Wowereit betonte, die Debatte müsse vor allem in Russland geführt werden: „Die Mehrheit ist auf der Seite von Putin. Die Gesellschaft in Russland muss sich die Akzeptanz erkämpfen.“ Dabei könnten die Gäste der Olympischen Spiele helfen, indem sie Zeichen setzen, forderte Wowereit.

Welche positiven Wirkung Olympische Spiele und Paralympics auf Gesellschaften haben können, sehe man an China, berichtete Willi Lemke. 90 Millionen behinderte Menschen hätten durch die Spiele einen ganz neuen Stand in der Gesellschaft erhalten.

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