LiveDabei – 2. Finale Deutsche Meisterschaft: Thüringer HC vs. HC Leipzig 37:31 (21:17)

Thüringer HC gelingt Titel-Hattrick und nach 2011 Double aus Meisterschaft und Pokal

Vizemeister HC Leipzig wieder spielerisch klar unterlegen und bei THC-Überlegenheit mental überfordert

Nadgornaja-„Wunderheiler“ Dr. Gerlach (als Ex-Trainer mit Lützellinden letzter deutscher Europapokalsieger) schreibt Buch

SPORT4Final-Interview mit Herbert Müller: „Nächste Woche weitere neue Spielerin.“

 

Beim deutschen Handball-Rekordmeister der Frauen, HC Leipzig (21 Titel), klaffen derzeit Anspruch und Wirklichkeit weit auseinander. Auch in der Chancengleichheit und Spielqualität kann mit dem Branchenprimus Thüringer HC seit drei Jahren nicht mehr Schritt gehalten werden.

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Im Gegenteil: Nie schien der Abstand so groß wie in dieser Saison. In beiden Endspielen verloren die Messestädter jeweils mit 6 Toren – das zweite Finale mit 31:37. Ein Klassenunterschied! Oder anders ausgedrückt: Einen herzlichen Glückwunsch an die Spielerinnen und das gesamte Team des Thüringer HC. Ihnen gelang der Titel-Hattrick seit 2011 und nach besagtem Jahr auch das Double aus Meisterschaft und Pokal. Aber natürlich auch Glückwunsch an die Mädels des HC Leipzig für den Gewinn des „Vizetitels“, der trotz des hohen Anspruchsniveaus des Vereins die beste Platzierung seit dem letzten Meistertitel 2010 ist! Einen Fakt müssen die Leipzigerinnen aber anerkennen: Sie waren in beiden Finalspielen dem alten und neuen Titelträger spielerisch, teilweise auch spieltaktisch, klar unterlegen. Was noch besonders auffiel – die deutliche THC-Überlegenheit der letzten Monate schien die HCL-Frauen mental zu überfordern. Und in bedeutungsvollen Spielen in Rückstand liegend, sind sie nicht in der Lage, den Schalter umzulegen und kämpferisch eine „Schippe“ drauf zu legen, um Torrückstände aufzuholen und eigene psychologische Vorteilssituationen zu schaffen. In diesem Punkt ist die Mannschaft von Meistertrainer Herbert Müller auch ein „mentaler Meister“ dieser Liga.

Der Spielfilm des zweiten Finales in Phasen der Entscheidung:

1. Tempo- und Angriffsspiel mit geringer Abwehr: 12:11 in der 14.Minute

Beide Teams mit variablem, schnellen Spiel, Umkehrspiel, kaum Torhüterinnen-Paraden und einem Torfestival für die Zuschauer. Sicher nicht für die Trainer, die die Abwehrleistung sicher nicht verboten hatten. Leipzig lag immer in Rückstand und konnte damit nie den THC unter „Anfangsdruck“ setzen, um die 6-Tore-Hypothek des Hinspiels „abzuarbeiten“. Der THC hatte immer eine Antwort, meist die noch temposchnellere, und ließ sich nicht beeindrucken. Beide Mannschaften auf einem ungefähren Leistungs-Level im Angriff bei schwächelnder Deckung. Leipzigs Rückraum mit Spielmacherin Kudlacz (7/5 Tore), Hubinger (7 Tore) und Lang (8 Tore) mit deutlicher Steigerung zum 1.Finale.

2. Die Meisterschafts-Vorentscheidung: THC-5:1-Lauf zum 17:12 in der 21.Minute

Müllers Auszeit (16.) folgte das 13:11 durch Nadgornaja. Lang verkürzt in Überzahl auf 13:12, da Frey eine Strafzeit absitzt. Dann innerhalb von drei Minuten vier THC-Tore, davon noch zwei Treffer in Unterzahl, und es steht 17:12. Leipzigs Trainer Ørneborg rief seine Frauen schon zur zweiten Auszeit.

3. Bis zur Halbzeit klare 21:17-Führung des Titelverteidigers

Nach der Auszeit wieder Schülke im HCL-Tor und bis zur Halbzeit zwei taktische Umstellungen in der Abwehr auf 5:0+1 sowie ein wenig später auf 4:0+2. Die indisponiert wirkende Visser warf zudem noch einen Siebenmeter bei 19:14 (23.) am Tor vorbei. Mit ihr verlor Leipzigs Angriffsspiel auch an Tempo und Präzision. Der Thüringer HC nutzte die Freiräume am Kreis taktisch klug aus und hielt mit schnellem Spiel über die Außen (Augustesen 4 Tore und Jakubisova) leicht dagegen. Wohlbolds Regiequalitäten kamen deutlich sichtbar zum Tragen. Kudlacz versuchte in der Schlussphase der ersten Halbzeit ihre Kreise auf der Spitze zu stören. Für den neutralen Beobachter wirkten beide Abwehrvarianten, aber Lob für diese spieltaktisch-letzten Befreiungsversuche an den Trainer, noch nicht trainingstechnisch völlig „ausgereift“.

4. Die zweite Halbzeit: Auch diese gewinnt der THC mit 16:14 – am Ende das Spiel mit 37:31

Mit dem Halbzeit-Rückstand von 4 Toren zzgl. der 6 Tore aus dem 1. Finalspiel waren für die HCL-Frauen die Chancen auf den Meistertitel (fast) auf Null gesunken (deshalb keine SPORT4Final-Statistik notwendig). Nach dem 30:24 (45.) durch die mit 10 Toren (davon 6 Siebenmeter) erfolgreichste Torschützin des Spiels, Sonja Frey, schafften die Gäste noch einmal durch 4 Tore in Folge auf 30:28 (52.) zu verkürzen. Aber ein kleiner THC-Zwischenspurt zum 33:28 (57.) sorgte wieder schnell für klare Fronten bis hin zum völlig verdienten, überzeugenden 37:31-Erfolg.

Fazit: Der Thüringer HC ist zum dritten Mal hintereinander Deutscher Meister – der HC Leipzig schließt die 3. Saison in Folge ohne Titel ab. Die Kräfteverhältnisse im deutschen Handball haben sich augenfällig verschoben. Meister und Vize spielen nächstes Jahr in der Champions League – der THC gesetzt für die Vorrunde und der HCL in der Qualifikation.

Nebenbei bemerkt: SPORT4Final traf in der Salza-Halle den „Wunderheiler“ von Deutschlands Ausnahmespielerin Nadja Nadgornaja, Dr. Gerlach (als Ex-Trainer mit Lützellinden letzter deutscher Europapokalsieger). Er schreibt derzeit an einem Buch mit dem Titel „Handballtraining, aber ehrlich“.

Wichtig für die Konkurrenz: Herbert Müller kündigt im SPORT4Final-Interview für nächste Woche eine weitere neue Spielerin an. Für die weiter steigenden Ansprüche des Thüringer HC in der Champions League sicher notwendig.

SPORT4Final-Interview mit Meistertrainer Herbert Müller

Herzlichen Glückwunsch zum Meistertitel, Herr Müller. Was kann man nach einem so überragenden Erfolg über diese Mannschaft sagen?

Herbert Müller: „Wenn man ein Finale mit 12 Toren Unterschied gewinnt, dann ist das eine eindeutige Sache. Und ich denke, im ersten Spiel war es die Abwehr, die das Ding entschieden hat. Im zweiten Spiel war es eindeutig der Angriff. Ein rundes Ganzes, der Charakter, die Emotionalität, die Leidenschaft dieser Truppe ist unerreichbar. Darum haben wir auch verdient das Double gewonnen.“

Was macht den Unterschied zum Meisterschafts-Zweiten eigentlich aus?

Herbert Müller: „Ich glaube, dass wir die Hauptrunde gewonnen haben. Den deutschen Pokal gewonnen haben. Viermal den Zweiten klar geschlagen haben – das sagt alles.“

Ihr „Wunderheiler“ Dr. Gerlach war ja heute auch in der Halle.

Herbert Müller: „Ja, aber ich muss einen riesen Dank an das ganze Reha-Zentrum sagen. An Sören und Claudia, die uns in den englischen Wochen mit den vielen Spielen so toll unterstützt haben und insofern ist das heute auch alles so wichtig.“

Wer ist denn nun die zweite Spielerin, die nach der schon bekannt gegebenen Verpflichtung noch kommt?

Herbert Müller: „Eine kommt noch nächste Woche.“

Alles Gute und eine schöne Meisterfeier.  

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