LiveDabei: Thüringer HC beim 32:32-Remis gegen Hypo Niederösterreich im Wechselbad der Gefühle

Hexenkessel-Europapokalatmosphäre in Nordhausen:
Desaströser 8-Tore-Rückstand des Thüringer HC nach 24 Minuten wurde mit sensationeller Moral, Kampfgeist, Hingabe und spielerischen Mitteln fast mit Sieg belohnt

 

Kein Spiel für schwache Nerven, Herzen oder Ohren. Handball-Europapokal bei den Frauen – Hexenkesselatmosphäre in Nordhausen mit 2.000 Zuschauern. Das Halbfinale im Cup Winners Cup zwischen dem Thüringer HC und Hypo Niederösterreich war ein denkwürdiges 32:32-Remis-Spiel. Vom Spielverlauf – dem Wechselbad zwischen desaströsen und hochklassigen Spielphasen. Darüber hinaus noch Emotionen und Dramatik pur, gelbverwarnte Trainer, eine rote Karte für die Gäste in einem beiderseits körperbetonten Spiel und ein in der Schlusssekunde direkt verwandelter Freiwurf durch die, mit 10 Treffern, beste Torschützin des Spiels, Cavaleiro, von Hypo Niederösterreich. Aber der Reihe nach …     [private]

Die Gäste aus Österreich zeigten in der ersten Spielhälfte eine erstklassige, fast fehlerfreie Leistung in allen Mannschaftsteilen. Klar strukturierte Positionsangriffe nach immer wieder ähnlichen Mustern im höchsten Tempo ließen die Gastgeber sowohl mental als auch spielerisch nicht ins Match kommen. Die Abwehr der Gastgeber wurde fast nach Belieben vor unlösbare Probleme gestellt. Hypo warf entweder erfolgreich aus dem Rückraum oder kam zwischen den Schnittstellen auf den Deckungshalbpositionen zu leichten Torerfolgen. Kein Thüringer Abwehrbollwerk der letzten Wochen, speziell im Innenblock, war zu erkennen. Im Gegenteil, so auch Trainer Müller im SPORT4Final-Interview, „unser Zweikampfverhalten war eine Katastrophe … wir haben keinen einzigen Zweikampf in den ersten 17 Minuten gewonnen“. Viel zu früh aber unbedingt notwendig dann schon in der 18. Minute beim Stand von 9:15 die zweite Auszeit der Gastgeber. Aber es sollte bis zur 24. Minute und dem höchsten Thüringer Rückstand von 11:19 noch schlimmer kommen. Bis dahin kaum ein gehaltener Ball der Torhüterinnen, allein 8 technische Fehler und mindestens 4 frei vergebene Torchancen standen im „Sündenregister“. Die Thüringer Angriffsschwäche incl. des Rückzugsverhaltens lud die Gäste zu 7 erfolgreichen Tempogegenstößen incl. zweiter Welle ein, wobei dem Thüringer HC angesichts der eigenen Abwehrprobleme selbst nur 4 Gegenstoß-Tore gelangen. Von der Art und Weise ernüchternd, desaströs und kaum vorstellbar in diesem für die Thüringer bislang wichtigstem Saisonspiel war dieser 8-Tore-Rückstand.

Aber im Sport ist vieles möglich – über den unbändigen Kampfeswillen der Spielerinnen des Gastgebers sollte sich das Spiel ab der 25. Minute in eine andere Richtung bewegen. Vier Tore in Folge halbierten den Rückstand noch vor der Pause zum 15:19-Halbzeitstand. Nach ihrer Wieder-Einwechslung gab Torhüterin März der Mannschaft den so wichtigen Rückhalt mit einer Handvoll sehr guter Paraden sowie einem gehaltenen Siebenmeter. Und noch ein Signal: Das 13. Tor gelang dem Thüringer HC sogar in Unterzahl. Die Moral stimmte im Team, nur spielerisch musste weiter zugelegt werden.

Mitte der zweiten Halbzeit nahm der Gastgeber mit einer deutlichen, sensationellen Steigerung bei unveränderter Temposchärfe die Spielkontrolle den österreichischen Gästen ab. Deren technische Fehler und die Fehlwurfquote nahmen zu. Auch die Torhüterleistung war mit insgesamt 7 Paraden im ganzen Spiel deutlich unter der Fangquote (14 Bälle) von THC-Torhüterin März, die vor allem in der zweiten Hälfte die wichtigen und schwierigen Bälle, u.a. einen verdeckten Hüft-Wurf, hielt. Ab der 50. Minute schienen die Gäste auch physisch dem hohen Spieltempo und der kräftezehrenden Abwehrarbeit langsam Tribut zu zollen. Die Hallenuhr zeigte 45:07 Minuten an, als der Gastgeber erstmals mit 24:23 Toren in Führung ging. Die letzte Hypo-Führung war beim 26:27 (49.) zu registrieren. Danach dominierte der Thüringer HC mit verbesserter Abwehrarbeit, gut herausgespielten Toren unter der in der zweiten Hälfte wieder erstarkten Spielmacherin Wohlbold. Sogar ein Sieg war nach dieser furiosen Aufholjagd zum Greifen nah, wenn da nicht wieder in der zweiten Halbzeit sechs technische Fehler (darunter zwei Offensivfouls in Überzahl) und fünf vergebene Hundertprozentige gewesen wären. In der 58. Minute beim 32:30-Rückstand seiner Mannschaft nahm Hypo-Trainer Nemeth die letzte Auszeit. Danach und auch beim 32:31 und einer Strafzeit für die Gäste in der letzten Minute hatten die THC-Spielerinnen die Möglichkeit, den Sieg sicher nach Hause zu bringen. Aber ein technischer Fehler im Angriff des THC und das letzte Tor aus dem direkt verwandelten Freiwurf mit dem Schlusspfiff sicherte Hypo Niederösterreich das verdiente 32:32-Unentschieden. Nach diesem Spielverlauf und dem Wechselbad der Gefühle in einem spektakulären Europapokal-Halbfinale ist im Rückspiel für beide Teams noch der Finaleinzug möglich. Angesichts der vielen Auswärts-Tore scheint aber dieses Pokalfinale für den Thüringer HC nur über einen Sieg bei Hypo Niederösterreich erreichbar.  

[/private]

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert