BLICK-Zurück: Handball-WM 1974 in der DDR

20.12.2012 – SPORT4Final:

Handball-WM 1974 in der DDR

Der 10. März 1974 war ein Sonntag, als mein Vater seinen Knirps mit dem Handball in Verbindung brachte. Eine Live-Übertragung im Fernsehen aus der altehrwürdigen Werner-Seelenbinder-Halle in Berlin war angesagt. Das letzte Finale von 1970 (Rumänien gewann nach zweimaliger Verlängerung mit 13:12) wiederholte sich vier Jahre später in Berlin.

Legenden standen beiderseits auf dem Parkett: Für Rumänien Torschützenkönig Birtalan (43 Tore in 6 Spielen), Torhüter Penu oder Kapitän Gatu. Auf Seiten der DDR die Weltklassespieler Lakenmacher, Böhme, Rost und Keeper Weiß. Der sich in den Folgejahren zum vielleicht weltbesten Torhüter seiner Zeit entwickelnde Wieland Schmidt gehörte zum Aufgebot. Auch Trainer-Legende Heinz Seiler (2 x Feldhandball-Weltmeister, 2 x Vizeweltmeister und 1 x Dritter Hallen-WM) muss unbedingt genannt werden. 

 

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Zur Halbzeit führte die DDR-Nationalmannschaft, welche ungeschlagen mit nur einem Remis ins Finale einzog, mit 8:7-Toren. In der regulären Spielzeit mussten sich aber die Deutschen mit 14:12 geschlagen geben. Meine Erinnerung sagt mir, dass der rumänische Weltklasse-Torhüter Penu für die Ganschows und Kählerts zum schier unüberwindlichem „Phantom“ avancierte. Rumänien wurde insgesamt zum vierten Mal Weltmeister. Auf dem beigefügten Sieger-Foto von Lutz Straube (Quelle: http://sportinsider.wordpress.com/2009/11/23/reminiszenz-an-die-handball-wm-1974/ vom 23.11.2009) sind die rumänischen Sieger erkennbar. 

Handball-WM 74 - Siegerehrung - Foto: Lutz Straube
Handball-WM 1974 in der DDR
Foto: Lutz Straube

Die bundesdeutsche Mannschaft erreichte in der Vorrunde (entscheidend 11:12-Niederlage gegen Dänemark) nur den 3.Platz und verpasste damit die Hauptrunde. Im Gesamtklassement sprang Platz 9 heraus. In ihrer Mannschaft standen Weltklassespieler wie Deckarm, Westebbe (24 Tore), Emrich und Spengler.

In der Diktion und Gedankenwelt der bundesdeutschen Medien, eingebettet in den historischen Kontext der damaligen Zeit, war in „Die Zeit“ am 22.3.1974 (Autor: Ernst Dieter Schmickler – Quelle: http://www.zeit.de/1974/13/ein-lorbeerblatt-im-ehrenkranz) zu lesen, dass „deutsch-deutsche(n) Ärgernisse … sicherlich nicht den insgesamt positiven Eindruck trüben, den sich die DDR-Sportführung mit diesem Weltmeisterschaftsturnier erdiente“. So wurde vielerorts lobend von einer guten Handball-Weltmeisterschaft gesprochen.

Nach dieser vermeintlichen „sportlichen Vorspeise“ im Osten Deutschlands sollte ja noch die Fußball-Weltmeisterschaft 1974 in der alten Bundesrepublik folgen. Bei diesem Turnier wurde das bei den Handballern nicht erfolgte „deutsche Bruderduell“ am 22.Juni „nachgeholt“…    

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