Interview mit Herbert Müller: „Es hat heute viel geklappt. So geht’s eben manchmal.“

31.10.2013 – SPORT4Final:

Dem Cheftrainer des deutschen Meisters Thüringer HC, Herbert Müller, war genauso wie seinen Mädels nach dem 28:24-Erfolg im Topspiel beim HC Leipzig die „Siegermentalität“ ins Gesicht geschrieben. Im Interview mit SPORT4Final-Redakteur Frank Zepp ging Herbert Müller den Ursachen des Erfolges auf den Grund.

Herbert Müller - Foto: Thüringer HC
Herbert Müller – Foto: Thüringer HC

Herr Müller, herzlichen Glückwunsch zum Sieg. Warum haben Sie schon wieder in Leipzig gewonnen?

„Wir haben heute das Spiel dominiert, nachdem wir in der Abwehr Zugriff bekommen haben und März das Tor schier vernagelt hat. Dann sind wir in unser Tempospiel gekommen. Ich muss neben Maike März, die wirklich sensationell war, Kerstin Wohlbold herausheben, die nicht nur Susi Müller heraus genommen hat, sondern vorn der Lenker und Antreiber über 60 Minuten war. Ich könnte eigentlich alle nennen, es war ein Mannschaftserfolg. Wir haben verdient gewonnen. Es hätte in der Höhe für mein Gefühl sogar klarer werden müssen. Wir haben hinten raus noch vier oder fünf hundertfünfzigprozentige Chancen liegen lassen. Aber es zählen die zwei Punkte und die Tabellenführung und das wollten wir.“

Es geht aber immer schneller der Stern von Iveta Luzumova auf. Sie ist ja für den THC eine Kronjuwelin?

„Das Entscheidende war, dass Leipzig sofort nach der Pause auf ein Tor heran gekommen ist und wir reagieren mussten. Die Idee war, hier den kurzen Wechsel mit Mietzi zu nehmen. Und Iveta kann jede Position spielen, sie bringt sich immer besser in unser Spiel ein. Sie hat das hervorragend gemacht, Wir wollten nochmal breit machen und dann sind wir auf 7 Tore weg. Ein Kompliment an die ganze Mannschaft. Das war heute super.“

Waren nicht die Abwehrleistung und Ihr taktisches Geschick entscheidend für den Erfolg?

„Das hatte Stefan Kretzschmar heute auch zu mir gesagt. Da bin ich sehr froh, wenn solche Handball-Koryphäe das auch so sieht. Ich freue mich, wenn man das so sieht. Aber ich gebe das gern an die Mannschaft weiter. Denn die Mannschaft muss natürlich auch die Ideen auf dem Feld umsetzen. Und das hat sie gut gemacht. Ich glaube auch, wir hatten die richtige Antwort und ich gebe das Kompliment gern an die Mannschaft weiter.“

Durch diese gute Abwehrleistung sind sie gut in den Tempogegenstoß gekommen. Diesen müssen Sie ja nicht mehr im Training üben?

„Ja. Das zelebrieren wir seit drei, vier Jahren in dem Tempo. Das Entscheidende ist nur, dass man Zugriff in der Deckung bekommt. Und da haben wir eine Viertelstunde gebraucht, weil am Anfang jeder Leipziger Angriff ein Treffer war. Als Maike März mit der Abwehr gut stand, sind wir ins Tempo gekommen.“

In den letzten Spielen dieser Saison war Ihre Abwehr instabil und löchrig auf den Halbpositionen. Diese Löcher bestanden heute nicht.

„Das war richtig gut. Ich fand auch, dass speziell Sandy in der ersten Halbzeit auf der Halbposition sehr gut gedeckt hat. Wir hatten auch das 1 gegen 1 von Kudlacz und Visser sehr gut im Griff. Durch die Manndeckung gegen Müller haben wir natürlich den wichtigsten spielentscheidenden Aspekt gelöst. Es hat heute viel geklappt. So geht’s eben manchmal.“

Heute stand sogar Ihr Innenblock oder sehen Sie das anders?

„Nein. Franzi Mietzner hat das klasse gemacht. Wir haben auch etliche Bälle geblockt. Sie ist am Anfang nur ein bisschen zu offensiv gekommen. Sie musste nur begreifen, dass sie defensiv stehen muss. Und dann hat sie das super in der Deckung gelöst.“

Im Angriffsspiel stachen besonders Wohlbold und Luzumova als „Spielmacher-Double“ hervor.

„Ich glaube, dass wir mit Iveta eine gleichwertige, gute Alternative zu Kerstin haben. Die nicht nur Kerstin entlasten sondern auch andere Positionen spielen kann. Heute auch für mich vollkommen überraschend auf Rückraum links sehr gut. Das war so nicht geplant. Normalerweise schiebe ich Sandy dorthin. Nur Sandy hatte nachher ein bisschen Kraftprobleme und Iveta hat das über 30 Minuten gut gemacht.“

Aber Sandy auf halblinks scheint mir nicht die ideale Lösung zu sein?

„Sie spielt grundsätzlich lieber Rückraum links, das spielt sie ganz gern, aber sie stellt sich in den Dienst der Mannschaft und Rückraum rechts ist aus meiner Sicht die beste Lösung für den THC.“

Győr ist eine andere Dimension, aber sie können sich an dieser Mannschaft „aufreiben“ und weiter steigern?

„Wer mich kennt, weiß, dass wir nicht einfach so dort hinfahren. Wir werden dort hinfahren und versuchen, die deutschen Farben wirklich anständig zu vertreten. Wir sind aber auch realistisch und wissen, was uns dort erwartet und dass die Chancen dort gering sind. Aber, ich sage immer, man hat schon Pferde vor der Apotheke kotzen sehen, und wir werden versuchen, unsere Chance zu suchen.“

Zumal ja in Győr ein gutes Ergebnis ein Sprungbrett für Baia Mare im mentalen Sinne ist. Sie würden sich Kraft holen für Baia Mare, wo Sie nicht verlieren dürfen?

„Kein Thema. Wir werden alles geben. Wir werden nichts her schenken. Wir sind gewohnt, im 3-Tages-Rhythmus zu gehen und wir werden dort alles dran setzen, um die letzte Viertelstunde von Nordhausen auszudehnen in Győr. Das muss unser Ziel sein.“

Ich wünsche der Mannschaft und Ihnen viel Erfolg. Vielen Dank für das Interview.

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