Handball-WM-Nachlese: Meine Würdigung des Weltmeisters Spanien

Handball-WM 2013:

Wieder zurück in der Heimat beginnt nun meine Aufarbeitung der Handball-Weltmeisterschaft 2013 in Spanien. Mit einer Würdigung des neuen Weltmeisters Spanien möchte ich beginnen.

Foto: Handball-WM- Presseservice
Foto: Handball-WM- Presseservice

 

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1. Der Gastgeber ist für mich nicht nur wegen der Finalleistung ein verdienter und würdiger Weltmeister. Im Gegensatz zu Stefan Kretzschmars Livekommentar bei „Sport1“, der von Spanien vor dem Finale keinen qualitativ hochwertigen Handball gesehen hat, kann ich feststellen: Spaniens 25:27-Niederlage im besten Spiel der gesamten Vorrunde gegen Kroatien (danach schon Deutschland – Frankreich) leitete auf gutem Niveau die stetig weiter ansteigende Leistungskurve der Gastgeber ein. Ab dem Achtelfinale mit dem 11-Tore-Kantersieg gegen Serbien und der Fähigkeit im Spiel gegen Deutschland, in den entscheidenden letzten 12 Minuten nochmals einen Gang höher zu schalten – all dies zeichnet eine Klassemannschaft mit hoher Leistungskonstanz aus.

2. Der neue Weltmeister war auch im Halbfinale und Finale wiederum in der Lage, innerhalb kürzester Zeit mindestens 5-Tore-Vorsprünge gegen Slowenien (2.Hälfte) und Dänemark (1.Hälfte) heraus zu spielen. Gepaart mit einer unbedingten Willens- und Kampfstärke wurden die Vorsprünge nicht nur verteidigt sondern ausgebaut. In dieser mentalen Frage waren die Spanier allen Mannschaften überlegen. Unterstützend fiel dabei natürlich der Heimvorteil ins Gewicht – aber als alleinige Begründung reicht dieser nicht aus.

3. Die beiden WM-Finalisten werden (oder wurden?) von den weltbesten Trainern gecoacht. Spaniens „Dauer-Titel-Sammler“ Valero Rivera stellte sein Team nach mannschaftlichen und Leistungskriterien auf. Auf Stars, die nicht ins Teamgefüge passten, wurde verzichtet. Rivera ist einfach ein Ausnahmekönner mit seinen strategischen und taktischen Fähigkeiten bei der Analyse sowie Umsetzung einer Spielphilosophie durch seine Spieler.

4. Riveras Mannschaft setzte Trendmaßstäbe einer erfolgreichen Spielkonzeption: Das Deckungsverhalten der gesamten Mannschaft beweglich, variabel, in alle Richtungen verschiebend mit körperlicher Kompaktheit und einer überragenden Blockabwehr war nicht zu überbieten. „Gestohlene Bälle“, in der WM-Statistik sind 3 Spanier unter den vier Besten und insgesamt 6 Spanier unter den besten Elf, gehörten auch zum Erfolgsrezept. Aus diesem „Abwehrsystemverhalten“ trug ein schnelles Tempogegenstoßverhalten bis hin zur zweiten Welle ebenfalls zum großen Erfolg bei. Zwei erstklassige Torhüter sollen natürlich nicht vergessen werden.

5. Das von den Experten oftmals kritisierte „einfach-strukturierte“, nicht schöne Angriffsspiel „reichte“ immerhin zu acht Siegen in neun Spielen incl. Finale. Auch hier mal ein Blick in die Statistik „Tore und Vorlagen“: Meinem „WM-MVP“ Duvnjak (Kroatien) mit 68 folgt schon auf Platz zehn mein zweiter „WM-MVP“, Spaniens Kapitän Entrerrios, mit 53. Dahinter auf dem elften Platz Maqueda aus Spanien mit 52 Toren/Vorlagen. Nur das von Duvnjak geprägte kroatische Angriffsspiel wirkte bis zum Halbfinale spielkulturell besser und kreativer. Und besiegelte in besagter Vorrundenpartie gegen Spanien in den letzten drei Spielminuten die einzige Niederlage des neuen Weltmeisters. Insofern gilt die banale Weisheit: Erfolgreich sein bedeutet nicht immer auch schön zu spielen. Spanien konnte beides in den von mir live gesehenen Partien des Semifinals und des Endspiels!

Herzlichen Glückwunsch Weltmeister Spanien. Wie heißt es doch immer so schön: Nach der Weltmeisterschaft beginnt schon die Vorbereitung auf die Europameisterschaft 2014 in Dänemark. Nach deren historischer WM-Finalniederlage bin ich auf die Mission „EM-Titelverteidigung“ sehr gespannt. Auch bezüglich der weiteren Entwicklungstrends im Welthandball.  

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